Der frisch mit seiner männlichen Braut verheiratete Tiger-Dompteur Christian Walliser ist nun mit Braut und mit seinen schnuckeligen Raubkatzen, die nur ab und zu ihren Chef liebevoll zwacken, auf ein Gelände in Bobingen gezogen. Nun bibbern dort der Bürgermeister Bernd Müller und die Einwohner, dass sie von ausbrechenden Tigern aufgefressen werden.
Was tun? Jetzt hat sich die Allergie-Expertin Gudrun Gomisch beim Tiger-Shop von Walliser im Internet Tiger-Haare und Tiger-Kot (Scheisse) bestellt. Diese legt sie nun auf das Grab von Roy Black im Bobinger Stadtteil Strassberg.
Einst war Gudrun Gomisch fast mal mit Roy Black verlobt, als er noch in Strasssberg bei seinen Grosseltern wohnte. "Roy war schon immer ein grosser Tierfreund", lächelt Gudrun Gomisch wissend. "Ich werde ihm die Tiger-Haare und den Tiger-Kot aufs Grab legen. Ich bin sicher, dann wird sein Geist die Menschen in Bobingen beschützen!"
Bild: Werden Wallisers Tiger in Bobingen ausbrechen? Werden sie auch den Bürgermeister Müller auffressen? Wird Roy Blacks Geist seinem Heimatort vor der grässlichen Raubtiergefahr schützen können?
Das schreibt die FAZ.Net über Walliser, seine Braut, seine Tiger, die Ängste und Probleme:
"Der Tag des Unfalls, der 8. Dezember 2009, war der schlimmste Tag im Leben des Christian Walliser. Der 8. Dezember 2010 dagegen wurde zu einem der schönsten. An diesem Tag gaben er und sein Freund Jan sich vor einem Standesbeamten im Frankfurter Römer das Ja-Wort. Nie mehr sollte Jan in einem Krankenhaus oder einer Behörde abgewiesen werden, weil er nicht als Angehöriger galt. Die Trauung war für die beiden auch ein symbolischer Akt der Neugeburt: Nach Jahren der Heimlichkeit wollten sie ihre Liebe öffentlich zeigen.
Nach dem Hochzeitsfest regiert nun wieder der Alltag – ein äußerst schwieriger Alltag. Der Dompteur und sein Lebensgefährte sind nach Monaten ohne Gage verschuldet. Elf Tiger zu unterhalten ist eine teure Sache, allein das Rindfleisch für sie kostet mehr als 1000 Euro im Monat. Außerdem leidet Walliser immer wieder unter heftigen Stichen im Kopf und Schmerzen an der Hüfte. Eigentlich müsste er sich einmal richtig erholen. Doch das kann und will er sich nicht leisten. Seine Tiger müssen wieder auf Trab gebracht werden, und natürlich braucht er auch wieder Einnahmen. Nicht eine Sekunde hat er daran gedacht, seinen Beruf aufzugeben. „Die Tiger sind mein Leben.“
„Ich habe den Fehler gemacht“
Schon als Kind und später als Tierpfleger im Zoo von Augsburg hatte er immer nur eines im Kopf: „Tiger, Tiger, Tiger“. Deshalb hatte er auch nicht gezögert, eine komplette Tigergruppe zu übernehmen. Ein halbes Jahr lang ließ er sich von deren Besitzer anlernen, 2005 schließlich kaufte er die sechs Raubkatzen. Es folgten vier Jahre auf Tour: mit dem Zirkus Krone, mit dem Polnischen Staatszirkus, mit Medrano aus der Schweiz. Dann kam eine zweite Tigergruppe dazu. Drei der Katzen hat er selbst mit der Flasche aufgezogen, drei hat er als Jungtiere gekauft. Und eben diese drei wurden ihm bei der Show in Hamburg zum Verhängnis.
Doch Radja, Daipur und India gibt er keine Schuld. „Ich habe den Fehler gemacht.“ Die Tiger hätten ihrer Natur gemäß reagiert. „Sie sind und bleiben Raubkatzen.“ Der Dompteur müsse sie während einer Vorführung immer im Auge behalten, er dürfe ihnen gegenüber keine Schwäche zeigen – und er muss den gebührenden Abstand einhalten. Das tut Walliser bei seinem ersten Auftritt nach dem Unfall auch. Radja, der Tiger, der damals als erster zugebissen hat, bekommt seine Belohnungs-Fleischstücke nur noch aus der Ferne mit einen Stock gereicht..."