BRZN in Fesseln. |
Er nennt sich als Augsburger Künstler "Brzn" und bezeichnet sich als Graffiti-Süchtigen. Wenn er irgendwo einen freien Platz sieht, fühlt er den Zwang diesen vollmalen zu müssen. Bekannt wurde er in Augsburg als Blümchen-Maler. Das Stadtmarketing wollte seine berühmte Blume als Logo übernehmen. Gemacht hat das dann die Brauerei Thorbräu. Hier wird nun ein süffiges Blümchen-Bier gebraut. Später bekam er als Graffiti-Künstler diverse Aufträge, nicht nur in Augsburg. Im Auftrag der Hochschule durfte er sogar ein ehemaliges Jugendgefängnis bemalen. Seit einigen Tagen sitzt er nun selbst in der Justizvollzugsanstalt Gablingen, bei Augsburg, seine Strafe als Sprayer ab, der laut Staatsanwalt und Gericht, zu oft illegal frei Flächen bemalte.
Wir bekommen nun ab und zu Post von "Brzn" aus dem Gablinger Gefängnis, wo er in der Küche arbeitet, die wir hier gern veröffentlichen. So ist der beliebte Graffiti-Guru wieder mitten unter uns in Augsburg.
GABLINGER GEFÄNGNIS-GESCHICHTEN (ERSTE)
Der Versuchung nicht widerstanden
Habe ich schon erzählt, dass ich in meinen Räumlichkeiten, besser gesagt, in meiner Räumlichkeit, ein Stockbett besitze? Momentan belege ich das obere Stockwerk. Das ist sehr angenehm und lässt mich in meiner Kindheit schwelgen. Da hab ich auch ein Stockbett meinen Übernachtungsplatz nennen dürfen.
Vielleicht schlaf ich aber nächste Woche mal wieder unten. Da scheint das Verletzungsrisiko erheblich geringer zu sein. Denn, da ich bei meinem letzten Einkauf der Versuchung nicht widerstehen konnte mir Gummibärchen, sauer, zu bestellen, diese allerdings beim Eintreffen, aus Angst vor sofortigem Verzehr, auf meinem Schrank versteckte, leider vergaß, durch meine luftige Schlafhöhe, einen sehr guten Blick auf dieses Versteck zu haben. Und bei einem nächtlichen Ich-muss-jetzt-unbedingt-ein-Gummibärchen-essen-Anfall vom Stockbett gestürzt war.
Aber keine Sorge. Mir ist nichts zugestoßen. Außer einem schlechten Gewissen. Da Gummibärchenpackung, sauer, leer.
BRZN
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"Warum Gefängnisse niemand nützen"
"Unbestreitbar gibt es ein Bedürfnis der Gesellschaft nach Strafe: Wer gegen Gesetze verstößt, soll nicht ungeschoren davonkommen. Den Täter zur Verantwortung zu ziehen, ihn zur Reue anzuhalten, abzuschrecken, den Opfern Genugtuung zu verschaffen und die Gesellschaft vor Gefahren zu schützen – das sind die Hoffnungen, die sich an Gefängnisstrafen knüpfen. Aber aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung weiß Thomas Galli: Selten wird auch nur eins dieser Ziele erreicht."
Sein aktuelles Buch: "Weggesperrt"