Exklusiv-Interview mit unserer ukrainischen Putzfrau im Bomben-Gefahren-Gebiet
Die AZ (Abend Zeitung) informiert die ahnungslosen Datschiburger über die Vorsichtsmaßnahmen zur Flieger-Bombe, die in der Augsburger Jakober Vorstadt aufgetaucht ist.
Neueste Sensations-Nachricht: Linus Förster erbarmt sich unser: "Ich stelle meine Zelle für Bomben-Evakuierte zur Verfügung!"
Finden wir super! Da können sich seine Augsburger Genossen mal eine Scheibe abschneiden, oder zwei ...
"Dass eine Entschärfung misslingt und die Bombe dabei explodiert ist in Deutschland extrem ungewöhnlich. Allerdings würde sich die Lage massiv ändern, wenn der Sprengmeister – wie damals in München – feststellen sollte, dass eine Entschärfung unmöglich ist. In diesem Fall müsste die Bombe mitten im Wohngebiet kontrolliert gesprengt werden – ein Albtraum-Szenario!" (AZ, Abendzeitung)
Fragen über Fragen:
- Können Terroristen mit Drohnen-Angriff die Blombe hochgehen lassen?
"Wenn diese Bombe wirklich explodiert, wird sich meine Katze unterm Bett verkriechen"
Exklusiv-Interview mit unserer ukrainische Putzfrau
ASZ: Sind Sie auch im durch die gefundene Bombe gefährdeten Gebiet?
Ukrainische Putzfrau: Ja, ich wohne gleich neben dem Augsburger König in der Stadtmauer am Jakober Tor.
ASZ: Wohin werden Sie am Sonntag-Vormittag evakuiert, wenn die Bombe entschärft werden soll?
Ukrainische Putzfrau: Ich werde nicht aus meiner Bude rausgehen. Ich lebe da mit meiner Katze namens Mausi.
ASZ: Sie müssen aber raus, das ist eine behördliche Anordnung.
Ukrainische Putzfrau: Mir Wurscht. Ich kann nicht raus. Meine Mausi wehrt sich mit sämtlichen Krallen dagegen. Ich wollte sie schon mal zum Tierarzt bringen. Da hat sie sich so gewehrt, das ich am Schluss schwer verletzt am Boden lag und sie lustig in ihrem Körbchen. Das riskiere ich nicht noch mal.
ASZ: Dann müssen sie allein Ihre Evakuierung durchführen und ihre doofe Mausi zurücklassen.
Ukrainische Putzfrau: Ich lasse meine Katze nicht im Stich, was denken Sie? Die müssten mich schon mit Gewalt aus meiner Bude holen. Außerdem kann ich doch verrecken wo und wie ich will, oder? Sind wir kein freies Land mehr? Und was ist da überhaupt mit den Haustieren?
ASZ: Die werden Ihre Türe aufbrechen und Sie rausholen ... Es wurden sogar von unserer Stadt Flugblätter deswegen verteilt in Deutsch und Englisch!
Ukrainische Putzfrau: Gut, dass wir keine Türken, Griechen, Spanier, Portugiesen, Russen, Asiaten oder Italiener in der Jakober Vorstadt haben ...
ASZ: Lästern Sie nur. Man wird Sie rausholen, Sie Pseudo-Revoluzzerin. Sie machen den Behörden nur Ärger und alle müssen darunter leiden, wenn wegen Ihnen alles länger dauert.
Ukrainische Putzfrau: Sollen die doch mich rausholen! Die sollen ruhig alle Türen hier in der Umgebung aufbrechen und nachschauen. Ist ja sowieso ein Freudenfest für alle Hilfsdienste. Die haben alle glänzende Augen, seit der Bombenmeldung. Hinterher aber wieder die Türen reparieren, gell! Ich halte das ganze sowieso für ein Kasperltheater. Das ist doch eine Verschwörung. Ich habe von Nachbarn gehört, dass hier eine riesige Tiefgarage gebaut werden soll. Und damits kein Bürgerbegehren dagegen gibt, hat man hier eine alte Bombe hingelegt ...
ASZ: Haben Sie sich schon mal überlegt, dass diese Bombe auch hochgehen kann?
Ukrainische Putzfrau: Ach, die wird doch immer kleiner. Von 3,8 Tonnen ist sie schon auf 1,5 Tonnen geschrumpft. Bald wird sie nur noch so groß wie eine Juden-Furz sein. Dann können sie die an Silvester etnsschärfen, dann fällts nicht auf, wenn sie explodiert.
ASZ: Was würden Sie denn machen, wenn die Bombe wirklich explodiert?
Ukrainische Putzfrau: Ich hoffe, dass in der nicht gefährdeten Umgebung einige Erdbeben-Spürhunde schon auf der Lauer liegen, die mich dann unter den Trümmern finden. Aber mit Mausi dürfen die sich dann nicht anlegen, die hasst nämlich Hunde ... Das würde eine echte Katastrophe geben.
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AZ, Abendzeitung: Augsburg – Gut vier Jahre ist es her, dass in Schwabing das Worst Case Scenario eintrat: Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg konnte nicht entschärft werden und musste mitten im Wohngebiet gesprengt werden. Die Folge waren unzählige zerborstene Scheiben, beschädigte Gebäude und verheerende Brände.
Die AZ-Reporterin schrieb damals: "Der Boden bebt, es klirrt in den Schränken. Die Druckwelle stemmt sich durch dicke Wände und ist in der Bauchgegend spürbar. Obwohl alle lang gefasst waren auf die Detonation, löst ihre Heftigkeit Überraschung aus. Und, ja, auch: Angst. Wer hat geahnt, dass es so stark sein würde?"
Das alles war die Folge, als eine 250-Kilo-Bombe hochging. In Augsburg hat man es nun mit einem ganz anderen Kaliber zu tun: 1,8 Tonnen ist der Blindgänger schwer, gefüllt mit 1,5 Tonnen Sprengstoff. [Anmerkung der Redaktion: Zunächst sprach die Polizei von einer 3,8-Tonnen-Bombe mit 1,8 Tonnen Sprengstoff. Diese Angabe wurde inzwischen nach unten korrigiert] Sollte eine Entschärfung der Bombe nicht möglich sein, droht der drittgrößten Stadt Bayerns ein Horror-Szenario.
Blockbuster: Die Luftmine von Augsburg
Immer wieder werden in Deutschland bei Bauarbeiten Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Doch das, was Arbeiter beim Jakobertor, am Rande der Augsburger Altstadt, ausgruben, ist größer als alle anderen Bombenfunde, die jemals in der Region gemacht wurden. Korrekt lautet die Bezeichnung eigentlich auch gar nicht "Fliegerbombe", sondern "Luftmine". Diese Sonderform der Fliegerbombe wurde ganz speziell für den Einsatz in Gebieten mit dichter Wohnbebauung konzipiert.
Eine Luftmine ist deutlich größer als eine klassische Bombe und wird – anders als beispielsweise Streubomben – gezielt an einem bestimmten Punkt abgeworfen. Je nach Modell rast der mehrere hundert Kilo bis einige Tonnen schwere todbringende Koloss dann mit der Spitze voraus gen Boden oder segelt sanft am Fallschirm herab.
In der Regel wird eine Luftmine durch einen Aufschlagzünder zur Explosion gebracht, Modelle, die mit Fallschirm abgeworfen werden, können aber auch mit einem Zeitzünder versehen sein. Sobald der Sprengsatz detoniert, werden alle Gebäude im Umkreis von mindestens 100 Metern völlig zerstört, noch hunderte Meter oder gar einige Kilometer weiter gehen Fensterscheiben zu Bruch, werden Türen aus den Angeln gedrückt und Dächer abgedeckt.
Aufgrund dieser Wirkung nannten die Briten die größten ihrer Luftminen – und zu dieser Gattung zählt das Augsburger Modell – auch "Blockbuster", die deutsche Bevölkerung sprach ehrfürchtig von "Wohnblockknackern".
Auf die initiale Zerstörung durch die Luftmine folgte dann in der Regel ein Angriff mit Brandbomben, deren Brandsätze regelrechte Feuerstürme entfachten und so die bereits beschädigten Gebäude endgültig zerstörten.
Britische 1,8-Tonnen-Luftmine bei Koblenz 2011. Foto: Wikipedia/Holger Weinandt (CC BY-SA 3.0)
Darum wird Augsburg am Ersten Weihnachtsfeiertag evakuiert
Wer um die Wirkung eines "Blockbuster" weiß, kann schnell nachvollziehen, warum die Stadt Augsburg nicht umhin kommt, ihren Bürgern das Weihnachtsfest zu verderben.
Die Bombe befindet sich in der Augsburger Innenstadt, innerhalb des Evakuierungsradius befinden sich nicht nur die Wohnungen von rund 54.000 Einwohnern, sondern auch die Fußgängerzone, unzählige Geschäfte und Büros, das riesige Einkaufszentrum "City Galerie", das Krankenhaus "Vincentinum", sowie mehrere Senioren- und Pflegeheime und schließlich noch der Königsplatz, der zentrale Knotenpunkt des Augsburger Öffentlichen Personennahverkehrs.
Während der Entschärfungsphase müssen all diese Bereiche geräumt werden. Von 10.00 Uhr morgens an bis in die Abendstunden darf niemand die Evakuierungszone betreten. Da der Königsplatz dicht ist, fallen zudem ab 10.00 Uhr alle Bus- und Tramlinien der Stadt aus. Diese Herkulesaufgabe dürfte schon an einem Feiertag kaum zu schaffen sein, an einem Wochentag wäre sie wohl völlig unmöglich.
Darüber hinaus gibt es auch noch eine ganz klare Vorgabe vom Kampfmittelräumdienst: Derzeit geht von der Fliegerbombe zwar keine Gefahr aus, da die Bombe aber bei den Bauarbeiten bereits freigelegt wurde, muss die Entschärfung nun zwangsläufig am ersten möglichen Sonn- oder Feiertag stattfinden.
Ein kurioser Nebeneffekt der Evakuierung: Da der Augsburger Dom und zahlreiche Kirchen innerhalb der Sperrzone liegen, fallen in Augsburg 2016 die meisten Weihnachtsgottesdienste aus.
Wer seine Wohnung verlassen muss – und wo man Unterschlupf findet
Rund um den Fundort der Bombe am Jakobertor wird ein Gebiet im Radius von 1,5 Kilometern evakuiert. Zum Vergleich: Bei der Schwabinger Bombe wurde im Umkreis von 300 Metern evakuiert, bei der Entschärfung einer 1,8-Tonnen-Luftmine in Koblenz im Jahr 2011 evakuierte man im Umkreis von 1,8 Kilometern.
Von den Evakuierungsmaßnahmen sind etwa 32.000 Haushalte (54.000 Bewohner) der Innenstadt sowie der Stadtteile Lechhausen und Textilviertel betroffen. Insgesamt muss ungefähr ein Fünftel aller Augsburger Bürger evakuiert werden. Ab 8.00 Uhr am 25. Dezember haben daher zahlreiche Notunterkünfte geöffnet, ab 10.00 Uhr muss jeder die Sperrzone verlassen haben.
Eine genaue Liste aller Notunterkünfte wird derzeit noch von der Stadt Augsburg erarbeitet. Es steht aber schon jetzt fest, dass neben den außerhalb des Evakuierungsradius liegenden Schulen und Turnhallen auch die Hallen der Augsburger Messe sowie das Stadion des FC Augsburg, die WWK Arena, als temporärer Unterschlupf zur Verfügung stehen werden. Für den Transport zu den Unterkünften werden Busse bereitgestellt, zudem sind am Morgen des 25.12., solange Busse und Tram noch fahren, alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzbar.
Den offiziellen Evakuierungsplan finden Sie hier, zudem gibt es noch ein Verzeichnis aller Straßen, die evakuiert werden.