Willy Widmeier ging von uns. Für immer. Er war unumstritten Augsburgs bestes Roy-Black-Double. Der lockenköpfige Friseur Willy Widmeier war nicht nur im Augsburger Stadtteil Haunstetten bekannt, wo er lange lebte und arbeitete. Als Roy-Black–Fan und Roy Black-Imitator wurde er über die Medien in ganz Deutschland eine Berühmtheit - irgendwo zwischen Wahnsinn, Kitsch, Plaudertasche und Romantik einsortiert. Er war etwas schräg, aber auch liebenswert und keine Gefühl war ihm zuviel.
Ahmte der gelernte Friseur zuerst an den Wochenden in den
diversen Augsburger Diskotheken wie "GG-Club" als DJ den
AFN-Moderator Wolfman Jack als "Wolfman Willy" mit der superrauen
Heulstimme nach, steigerte er sich später als totaler Fan des Augsburger
Schlagerkönigs Roy Black in dessen Freundeskreis und Nachfolge hinein.
Willy sang als "William Gray" die Hits von Roy
Black nachdem dieser im Straßberger Friedhof im Sarg unter die Erde gekommen
war. Willy eröffnete in seinen letzten Jahren noch eine Friseur-Salon in Augsburg-Lechhausen
(Yorckstr. 57) und wurde sogar noch Wirt mit seiner Schalger- und
Tanz-Diskothek "Romantica" zwischen Hochfeld und Haunstetten auf
einem Industriegelände bei der PCI. Heute nennt sich dieses Lokal in der
Piccard-Straße unter der Disko "Cube" einfach nur
"Tanzbar".
Im "Romantica" gehörte natürlich ein Auftritt von
William Gray mit Roy Black-Songs zum Abendprogrammm.
Angeblich soll sich Willy Widmeiers Ehegattin von ihm
getrennt haben, weil sie die Roy-Black-Gruft im Keller ihres Wohnhauses, die
immer voller wurde mit Roy-Black-Reliquien und dubiosen weiblichen Roy-Black-Fans, nicht
mehr ertragen konnte.
Hier ist ein gefühlvoller
Bericht aus der Hamburger Morgenpost über den verstorbenen Willy Widmeier,
alias William Gray:
"Einige Meter unter einer kleinen Lotto-Annahmestelle liegt der Roy-Black-Platz. Auf dem Roy-Black-Platz steht ein Barhocker, dahinter erstreckt sich ein Tresen. Hier saß der 1991 gestorbene Augsburger Schlagersänger Roy Black bei seinen Besuchen im Hause Willy Widmeiers.
Der Keller des Augsburger Ex-Friseurmeisters, Sängers und Roy- Black-Fans ist im Laufe der Jahre für die Anhänger des Schlagersängers zur Pilgerstätte geworden. «Mein Keller bedeutet für Fans so viel wie der Vatikan für Katholiken», sagt Widmeier.
Wenn Widmeier auf der Bühne steht, wird aus dem ehemaligen Friseurmeister der Sänger William Gray, der mit Originalstimme die großen Hits des Meisters intoniert. «Roy hatte schwarze Haare und nannte sich Black, ich habe eben einen grauen Kopf», sagt Widmeier.
Dass das englische Wort für Grau eigentlich «Grey» geschrieben wird, sei ihm damals auch aufgefallen. Die Plakate seien allerdings gedruckt gewesen, als der Fauxpas ans Licht kam. «Jetzt heiße ich eben Gray.»
Roy Blacks Erfolgskomponist Rolf Arland persönlich habe ihm bestätigt, er treffe die Stimme des Sängers am besten.
Dass ein Fernsehsender einmal vermeldete, er tingle als Roy-Black- Imitator durch Altersheime, stößt Widmeier sauer auf. Er sei noch nie in einem Altersheim aufgetreten und imitieren wolle er Black auch nicht: «Ich seh auch gar nicht aus wie er», sagt Widmeier und streicht seine grau-braunen Locken zurecht.
Der 48-Jährige ist eigentlich zufrieden mit seiner Karriere: Fotos zeugen von Begegnungen mit Dieter-Thomas Heck, mit Cindy und Bert. Am kleinen Tresen in Widmeiers Keller saßen neben Roy Black auch Rex Gildo und andere Größen des Show-Business.
Bei unserem Besuch tönt Widmeiers, besser William Grays, englischsprachige Interpretation von «Ganz in Weiß» aus den Lautsprecherboxen, an der Decke des Star-Kellers blinken bunte Lichterketten. Roy Black lächelt von zahlreichen Fotos in den Raum, an prominenter Stelle steht ein Musikschrank aus dem Besitz des Schlagerkönigs. Hinter einer Tür verbirgt sich ein alter Hocker, den Widmeier aus einem Gebüsch nahe der Fischerhütte Blacks retten konnte.
Mit seiner neuen Band SWS will der 48-Jährige Willi Widmeier zu Roy Blacks neuntem Todestag Konzerte geben, auf denen sich die wahren Fans des Schlagersängers versammeln sollen. Zum runden Gedenktag 2001 plant er bereits «einen großen Coup» - wie der genau aussieht will er allerdings noch nicht verraten."
Für Willy war Roy das große Vorbild, ja, sein Gott.
Jetzt ist er bei ihm und kann mit ihm im Duett singen: Ich denk an dich.