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(Endlich wird das vernichtet, was die Bomben im 2. Weltkrieg nicht geschafft haben!)
Im folgenden bringen wir die Pressemitteilung der Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ - Rettet die Reese vom 15. Mai. Dr. Stefan Lindl, Privatdozent am Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg, hat ein Kurzgutachten zum Reese-Gelände verfasst.
Darin empfiehlt er dringend den Erhalt der Bestandsgebäude und weist darauf hin, dass Augsburg im Falle eines Abrisses sogar gegen eine UN-Resolution verstoßen würde, die die BRD unterschrieben hat. Wir stellen auch die komplette Stellungnahme von Stefan Lindl zur Verfügung ( 1 ). Zu dem zweiten in der Pressemitteilung genannten Wissenschaftler, Daniel Fuhrhop, Universität Oldenburg, schrieb uns die Initiative:
„Auszug aus ‚über mich‘: … Doch nach vielen Jahren, in denen mein Verlag einen schillernden Neubau nach dem anderen präsentierte, wuchs meine Skepsis gegenüber dem Bauen. Noch als Verleger begann ich, mit Experten aus Stadtplanung, Architektur und Immobilien nach einem sinnvollen ‚Stadtwandel in Zeiten des Klimawandels‘ zu suchen und startete die gleichnamige Publikationsreihe. Zu 2013 verkaufte ich meinen Verlag, und auch wenn dies viele Gründe hatte, so gehörte dazu der Wunsch, nicht mehr für Neubau zu werben, sondern ihn zu kritisieren. Im Herbst 2013 startete ich den Blog ‚Verbietet das Bauen‘ ( 2 ) mit Texten, Podcasts und Filmen, die zeigen, wie schädlich das Bauen ist und wie gut wir ohne auskommen könnten, indem wir Leerstand beseitigen, Fläche effizient nutzen und uns darauf besinnen, was wir schon haben – unsere Häuser und Städte.“
Bruno Marcon von Augsburg in Bürgerhand stellte bereits für die Stadtratssitzung am 14. Mai einen Antrag an die Oberbürgermeisterin: „Gebäude auf dem Reese-Gelände Ost bewahren“ ( 3 ):
„– Die Abrissarbeiten in der Reese Kaserne, im speziellen der Gebäude Kradhalle und Kantine, sind sofort zu stoppen, um keine weiteren Fakten zu schaffen.– Ein ergebnisoffener städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb soll ermöglicht Werden.– Der Grad der Kontamination soll fundiert und transparent geklärt und dargestellt werden, um zu prüfen, ob Abrisse unumgänglich sind oder ob eine Weiternutzung möglich ist. Hierzu sollen die Beprobungsbefunde von 2019 offengelegt werden. Die bisher erfolgten Schadstoffsanierungen und Entkernungen können als Grundlage für eine künftige und dauerhafte Weiternutzung dienen.“
Da die Frist für einen Dringlichkeitsantrag von drei Tagen vor der Stadtratssitzung nicht gewahrt war, wurde der Antrag formal nicht behandelt. Bruno Macron erklärte uns gegenüber aber, dass er diesen Antrag, eventuell in modifizierter Form, für die Stadtratssitzung am 28. Mai erneut stellen wird. Es ist sehr wichtig, die Bauverwaltung zu zwingen, in Sachen Schadstoffsanierung endlich mit offenen Karten zu spielen. Denn die Kontaminierung der Gebäude ist das notorische Argument der Verwaltung für den Abriss.
Renommierter Wissenschaftler stützt mit einer Expertise das Anliegen der Akteure im Kampf um den Erhalt des letzten Bauensembles in der Reese-Kaserne
In einem Kurzgutachten macht der Wissenschaftler, Preisträger und Autor Privatdozent Dr. Stefan Lindl unmissverständlich klar, welchen Wert historische Strukturen in der Stadt haben und wie groß ihre Bedeutung ist im Hinblick auf „Identität, Orientierung in der Zeit, Wirtschafts- und Standortfaktor, Nachhaltigkeit, Einzigartigkeit und Authentizität“.
Der Erhalt der Bestandsgebäude wird dringend empfohlen, um dem neu zu entwickelnden Viertel eine historische Komponente zu geben, „ein Gefühl von einem Mehr als nur Architektur, die überall stehen könnte und keine lokale Spezifik entwickelt und ausweisen kann“. Hinzu kommt für eine „soziale Konstruktion von Stadtvierteln“, die Notwendigkeit von einem „Wissen, das erzählt und gefühlt wird, Bewusstsein der BewohnerInnen, auf einem Ort voller Geschichte und Geschichten zu sein, Wissen über dessen Genese.“
Besonders wertvoll wird ein Stadtteil, wenn dieses Wissen „bestimmten architektonischen Elementen“, also materiellen historischen Werten, zugeschrieben werden kann, an denen sich Geschichte festmachen lässt. Originaler Bestand kann dieses Gefühl für die Geschichtlichkeit eines Viertels und somit auch seine Einzigartigkeit und ortstypische Besonderheit hervorrufen.
„ Die baulichen Bestandsreste des Reese-Kasernen-Areals ließen sich im Sinne einer Kultur der Nachhaltigkeit nutzen, um ein authentisches Stadtviertel zu schaffen, das völlig einzigartige Züge trägt. Die historischen Werte, die zu einer gewichtigen sozialen Konstruktion eines Stadtviertels beitragen, wären im Falle der Reese-Kaserne in einem Bebauungsplan umsetzbar. Dies würde der Agenda 2030 und der New Urban Agenda, Habitat III entsprechen“ (eine UN-Resolution, 70/1, die auch die BRD unterschrieb und die daher eigentlich Grundlage und Arbeitsauftrag für Städte und Kommunen sein sollte; leider folgt Augsburg dem nicht, sondern geht immer wieder den Weg des Abreißens).
Stefan Lindl hält fest, daß die Bauwirtschaft „so viel CO2 emittiert und soviel Abfall produziert wie keine andere“ und Abreißen und Neubauen nicht der o.g. UN-Agenda entspricht. Er thema- tisiert ebenso, daß eine Neubau-Architektur zumeist nichts Lokales und Historisches erkennen lässt, sondern dezidiert geschichtslose Räume entstehen. Daß aber Identität durch Geschichte ein nicht zu vernachlässigender Wirtschafts-und Standortfaktor ist.
In diesselbe Richtung einer Empfehlung des Erhalts geht auch folgendes Statement des Experten und Autors Daniel Fuhrhop, der besonders auf den nachhaltigen Umgang mit vorhandener Bausubstanz abhebt.
Bei den Gebäuden der Reesekaserne wird behauptet, ein Abriss sei ökologischer, ohne das fundiert zu prüfen: Eine korrekte Aussage zur Ökobilanz kann man nur auf der Grundlage eines ganzheitlichen Vergleichs treffen, wie er in der Schweiz bei Bauprojekten seit langem üblich ist – dabei wird für eine Sanierung alternativ zu Abriss und Neubau dreierlei vergleichen, die Energie für den Betrieb (vor allem Heizen), über die meist geredet wird, dazu aber kommt der Energieaufwand für den Abriss und vor allem für den Bauprozess, der bei modernen Gebäuden oft größer ist als die im gesamten Lebenszyklus zu erwartende Heizenergie; schließlich lohnt der Blick auf Mobilität mit den bei Neubau üblichen Tiefgaragen und dem dadurch programmierten Verkehr. So eine Ökobilanz wird oft nicht durch Schad- stoffe im Altbau verändert, weil diese so oder so entfernt werden müssen. Eine ähnlich ganzheitliche Analyse der Lebenszykluskosten ergibt womöglich, dass die Sanierung Wohnraum günstiger schafft als ein teurer Neubau.
Daniel Fuhrhop, Universität Oldenburg und freier Autor („Verbietet das Bauen!“)
Unsere ukrainische Putzfrau meint: "Weg mit dem alten Zeug, wir brauchen doch mehr Objekte für die notleidende Immobilienbranche, deren Kinder schon längst am Limit der totalen Verarmung sind! Hoffentlich kann da unser ex-Oberwürgermeister Kurti helfen, der ist doch jetzt in diesem Haifischbecken aufgetaucht!"