Stunk und viel Geschwätz um den Süchtigen-Treff in einer ehemaligen Kneipe im Augsburger Stadtteil Oberhausen. Eine Idee des Ordnungsreferenten Dirk Wurm. Viele sind dagegen. Manche wollen lieber einen Container auf dem Helmut-Haller-Platz für die Drogen- und Alkoholkonsumenten.
Emil Jarndt: Er wohnt beim Oberhauser Bahnhof und scheut sich nicht davor als Betroffener klare und vernünftige Worte an den Augsburger Stadtrat zu richten. |
Viele engagierte Bürger sind enttäuscht über das Nichtstun. Jetzt reißt einem Anwohner die Hutschnur über die Scheinheiligkeit bei der Diskussion um diesen Treff: Emil Jarndt.
Emil Jarndt ist nicht nur Mitglied in der ARGE Oberhausen, sondern wohnt direkt am Helmut-Haller-Platz vor dem Bahnhof Oberhausen, wo Augsburgs größter und schlimmster sozialer Brennpunkt entstanden ist: Mit Dealen, Ärger, Streitereien, Betrunkenen, Schlägereien, Verletzten, Alkohol-Vergiftungen, tödlichen Messerstechereien, Drogentoten, häufigen Einsätzen mit Notarzt, Polizei und Kripo.
ASZ-Frage: Hallo, Emil Jarndt, jetzt wird viel gestritten um einen passenden Treffpunkt für Süchtige in Oberhausen. Wie ist Ihre Meinung als Betroffener dazu?
Emil Jarndt: Ich bin hundertpro für die Idee des Ordnungsreferenten Dirk Wurm mit einem Süchtigentreff in dem ehemaligen Lokal in der Dinglerstraße. Dieser Treff würde sich dann nur einige hundert Meter entfernt befinden und in wenigen Minuten gut erreichbar vom derzeitigen Alkoholiker- und Süchtigen-Treff vor dem Bahnhof. Dort kann dann beraten und geholfen werden.
ASZ-Frage: Manche schlagen ja einen Container direkt am Helmut-Haller-Platz als Lösung vor.
Emil Jarndt: Das halte ich für eine sehr schlechte Lösung. Das zieht höchstens noch mehr solche Menschen in Not an. Wir wollen doch möglichst viele Alkoholiker und Drogensüchtigen von diesem Platz wegbekommen, den diese große Gruppe leider dominiert. Das würde die Lage dort mächtig entspannen. Dieser große Oberhauser Platz, unser Zentrum, muss der ganzen Bevölkerung gehören!
ASZ-Frage: Soll der Süchtigen-Treff im ehemaligen "Paparazzi" in Dinglerstraße eine Chance bekommen?
Emil Jarndt: Auf jeden Fall. Dann passiert endlich, endlich was. Diese kranken Menschen brauchen unbedingt Hilfe und Beratung. Das ist humanistische Pflicht. Jahrelang wird schon darüber geredet. Bla, bla, bla. Nix is' geschehen bisher. Oberhausen ist eigentlich ein schöner Stadtteil.
ASZ-Frage: Eigentlich ... Sie sagen ja: Die Anwohner sind extrem verärgert über das Aussitzen der Stadtregierung. Die sehen gar nicht was hier tagtäglich los ist. Uns Anwohnern reicht es. Es traut sich ja schon bald kein Besuch mehr zu uns. Die Fenster im Sommer offen halten? Weit gefehlt. Es werden immer mehr Leute die sich hier aufhalten und die Zustände werden immer schlimmer. Es muss endlich was geschehen und zwar sehr zeitnah. Wolle Sie ihren Kommentar ergänzen?
Emil Jarndt: Ja, mir ist es unerklärlich wie man den Helmut-Haller-Platz so stiefmütterlich behandelt. Wenn der Süchtigen-Treff in der Dinglerststraße kommt, dann kann man immer noch sehen ob es funktioniert oder nicht. Dagegen sein bringt doch nix. Leider wird bei dieser Diskussion mit viel Scheinheiligkeit argumentiert. Ein bekannter Stadtrat sprach sogar davon, dass man die Befindlichkeiten der Anwohner beachten müsse. Bin ich voll dafür! Aber warum macht es die Stadt dann nicht?
ASZ-Frage: Hör, Mann, einige Medien haben den geplanten Treff in der Dinglerstraße schon verurteilt. Der Augsburger Stadtrat stimmt bald darüber ab, was sagen Sie ihm?
Emil Jarndt: Ich finde: Schluss mit der Scheinheiligkeit! Egal wo dieser Treff hinkommt, es wird immer jemand dagegen sein. Davon darf sich eine verantwortungsvolle Stadtregierung nicht beeindrucken lassen. Was ist mit uns Anwohnern am Helmut-Haller-Platz, warum müssen wir das hinnehmen? Wir habe dieses Elend nun schon viele Jahre ertragen müssen. Was ist mit unserer Befindlichkeit? Ich appelliere als betroffener Anwohner, und mit mir noch viele andere Anwohner, an den Augsburger Stadtrat eindringlichst, diesen Süchtigen-Treff endlich einzurichten!