Der Augsburger Fotokünstler. Verhungert?
Für die Kunst ist der Augsburger Himmel sehr ungünstig. Der Baron füttert
lieber Pferde und Hunde und einen Schwarm Bedienten, deren Narr er lieber ist,
als der von Künstlern, und wenn er auf Geheiß der Mode der Kunst ein Opfer
bringen muß, so hat er keinen Glauben an das Talent seiner Landsleute. Da er
selten selbst Geschmack und Einsichten hat, so folgt er gewöhnlich in seiner
Wahl dem blinden Ruf fremder Künstler und läßt das Verdienst in seinem Augsburg
darben.
Das Augsburger Künstlerpärchen. Verflucht?
Der Augsburger Kartenhersteller. Verkatert?
Der Augsburger Kunst-Provo. Verdammt?
Der Augsburger Turmbauer. Versohlt?
Der Augsburger Multi-Media-Mann. Verwundert?
Es hat sich zwar unter dem Schutz des Magistrates in Ausburg eine
Künstlerakademie zusammengetan, die aber, so wie ihre Patronen, keinen höhern
Zweck zu haben scheint, als unter dem Namen von Künstlern gute Handwerksleute
zu bilden und die Manufakturen der Stadt im Gang zu erhalten. Der Rat geht seit
einiger Zeit mit vielen ähnlichen Entwürfen zur Beförderung der Industrie
schwanger, und wie ich an jeder patriotischen Empfindung teilnehme, so konnte
ich denselben anfangs meinen Beifall nicht versagen. Aber wie ärgerlich war es
mir zu sehen, daß diese Entwürfe, zum Teil von den Regenten der Stadt selbst,
wieder vereitelt werden!
(Text von Johann Kaspar Riesbeck: aus
"Briefe eines reisenden Franzosen über Deutschland", 1783)
"Briefe eines reisenden Franzosen über Deutschland", 1783)