Oder: worauf wir gefasst sein sollten
Die geplante Tram-Linie 5 soll Augsburgs Osten mit dem Westen verbinden. Unter dem Hauptbahnhof wird die Linie 6 in die Linie 5 verwandelt.
Sybillinisch, wie es sich für einen Juristen und CSU-Politiker gehört, hat unser OB. Dr. Kurt Gribl, der Augsburger Allzufeinen am 28.12.2017 gegenüber geäußert, dass sein aktueller Wissensstand eine Tramtrasse für die Linie 5 über die Holzbachstraße vorsieht. Damit ist er aber auch offen für neuere Überlegungen, die er anscheinend auch erwartet, die aber erst im März 2018 öffentlich vorgestellt werden sollen. Wahrscheinlich weil die Auftragsgutachter sich wohl schwer tun, Kosten, Wirtschaftlichkeit, Zuschüsse und Stadtplanung so argumentativ unter einen Hut zu bringen, dass es den Wünschen der Auftraggeber in allen Punkten Rechnung trägt.
Die Fledermäuse: Segen oder Fluch für die geplant Tram-Linie 5? |
Sybillinisch, wie es sich für einen Juristen und CSU-Politiker gehört, hat unser OB. Dr. Kurt Gribl, der Augsburger Allzufeinen am 28.12.2017 gegenüber geäußert, dass sein aktueller Wissensstand eine Tramtrasse für die Linie 5 über die Holzbachstraße vorsieht. Damit ist er aber auch offen für neuere Überlegungen, die er anscheinend auch erwartet, die aber erst im März 2018 öffentlich vorgestellt werden sollen. Wahrscheinlich weil die Auftragsgutachter sich wohl schwer tun, Kosten, Wirtschaftlichkeit, Zuschüsse und Stadtplanung so argumentativ unter einen Hut zu bringen, dass es den Wünschen der Auftraggeber in allen Punkten Rechnung trägt.
Bis dahin müssen wir uns mit Vermutungen begnügen. Doch die bisherige Planungsgeschichte bietet genügend Informationen, um die aktuelle Wunschlösung von OB Dr. Gribl und Stadtwerkechef Dr. Walter Casazza einzugrenzen.
Aus der endlosen Planungsgeschichte für dieses umstrittene Projekt können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:
Begonnen hatte alles vor Jahrzehnten mit einer vermeintlichen Idealtrasse über die Hessenbachstraße und dann weiter entlang des aufgelassenen Lokalbahngleises südlich der Ackermannstraße. Dies konnte rechtzeitig verhindert werden, indem unter dem ehemaligen Gleisbereich eine grosse Ferngasleitung gebaut wurde, so dass keine Tramgleise mehr möglich sind. Diese Seitenlage hätte mit einer eigenen Brücke den neuralgischen Verkehrsknoten an der Schnittstelle von Westtangente und Ackermannstraße elegant und kreuzungsfrei überqueren können und hiermit keinen Eingriff in die ohnehin begrenzte Leistungsfähigkeit des Individualverkehrs verursacht. Doch auch diese Lösung wurde langfristig verbaut, indem die Lärmschutzwände so in der Grünfläche gestaffelt verteilt wurden, dass keine Straßenbahntrasse mehr möglich ist.
--- DENKBAR UNGÜNSTIG ---
Damit blieb nur noch eine Gleistrasse in der Straßenmitte zwischen den Richtungsfahrbahnen der Ackermannstraße. Für die Straßenbahn und ihre Fahrgäste ist das denkbar ungünstig und alles andere als komfortabel. Außerdem hat eine von der Deutschen Versicherungswirtschaft durchgeführte Netzanalyse gezeigt, dass Bahnkörper in Mittellage deutlich unsicherer als Bahnköper in Seitenlage oder unabhängige Bahnkörper sind. Nachdem der Bau der Gleistrasse (in Mittellage) einen kompletten Neubau der heutigen Bürgermeister-Ackermann-Straße erfordert, soll diese ohnehin überfällige Maßnahme aus dem Zuschusstopf für den Nahverkehr mitfinanziert werden. Dieses System hat sich bereits bei der Linie 6 bewährt, die abseits des Herrenbachgebiets und von Hochzoll-Süd verläuft und in weiten Teilen nur dünn besiedelte Flächen erschließt, aber die Sanierung von Straßen und Kanalbrücken im Textilviertel finanzieren half.
Die späteren Betriebskosten und das wirkliche Fahrgastaufkommen spielen im Rahmen der Förderung keine Rolle und werden danach nicht evaluiert. Um die Mittelagen-Lösung als einzig mögliche zu definieren wurde jetzt vorsorglich die Wertachbrücke bereits dazu passend neu gebaut. Diese Kosten trägt dann wohl der städtische Haushalt und so belasten sie bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit des Straßenbahnprojekts nicht mehr die Zuschusswürdigkeit.
Noch zu Zeiten von Werkreferent Wenninger sollten die Gleise über die Hessenbachstraße verlaufen. Zu diesem Zweck entstand vorausschauend die opulente Haltestelle auf der Luitpoldbrücke, die ein bequemes und sicheres Umsteigen zwischen beiden Tram-Linien (3 und 5) ermöglichen sollte, so wie dies heute dort zwischen der Linie 3 und der Buslinie 32 geschieht. Doch plötzlich waren die Bäume in der Hessenbachstraße so schützenswert, das man umgehend diese Linienführung aufgeben musste. Zwar durfte ein großes Verteilerbauwerk der Stadtwerke in den Park eingreifen wofür Bäume (ohne Protest der Hessenbacher Anwohner) gefällt wurden, nicht aber die Straßenbahn.
Was für das Projekt Stuttgart 21 der Juchtenkäfer ist, sind für Augsburg die Fledermäuse. Sie siedeln wie gerufen in der Hessenbachstraße und damit erübrigt sich die weitere Diskussion um eine Trambahnplanung.
Die Gutachter müssen also die Alternative über die Hessenbachstraße gar nicht mehr berücksichtigen, dies auch dann nicht, wenn man für den Bau der Straßenbahn bei intelligenter Planung nicht in den Baumbestand hätte eingreifen müssen.
Wohin also mit den Gleisen? Auf´s östliche Wertachufer. Als neue Trasse werden Ende 2016 dan plötzlich die Holzbachanlagen aus dem Hut gezaubert und der Stadtrat „gibt, wie üblich, grünes Licht“. Für den Straßenverkehr bedeutet das mehrfache Unterbrechungen durch Signalanlagen immer dann, wenn eine Straßenbahn die Fahrbahnen quert oder abschwenkt:
– In der Rosenaustraße am Bucheggerplatz,
– in der Perzheimstraße an der Mündung Hörbrotstraße,
– beim Einschwenken von der Seiten- in die Mittellage an der Ackermannbrücke.
Viel Störungs- und Gefahrenpotential, das spätestens im Planfeststellungsverfahren sichtbar geworden wäre. Außerdem müsste dazu die bereits rechtlich gesicherte Linienführung in der Rosenaustraße aufgegeben werden ohne Sicherheit, ob die neue Trassierung überhaupt durchsetzbar ist. Seitdem dann auch noch klar wurde, dass es aus Platzgründen niemals die versprochene Entlastungsstraße auf dem Bahngelände geben wird, sind keine weiteren Erschwernisse für den Straßenverkehr im Thelottviertel mehr denkbar. Was also tun in dieser vertrackten Situation? Einzige Alternative, die Linie 5 muss endgültig in die Rosenaustraße.
Noch zu Zeiten von Werkreferent Wenninger sollten die Gleise über die Hessenbachstraße verlaufen. Zu diesem Zweck entstand vorausschauend die opulente Haltestelle auf der Luitpoldbrücke, die ein bequemes und sicheres Umsteigen zwischen beiden Tram-Linien (3 und 5) ermöglichen sollte, so wie dies heute dort zwischen der Linie 3 und der Buslinie 32 geschieht. Doch plötzlich waren die Bäume in der Hessenbachstraße so schützenswert, das man umgehend diese Linienführung aufgeben musste. Zwar durfte ein großes Verteilerbauwerk der Stadtwerke in den Park eingreifen wofür Bäume (ohne Protest der Hessenbacher Anwohner) gefällt wurden, nicht aber die Straßenbahn.
--- ERÜBRIGT SICH WEITERE DISKUSSION ---
Was für das Projekt Stuttgart 21 der Juchtenkäfer ist, sind für Augsburg die Fledermäuse. Sie siedeln wie gerufen in der Hessenbachstraße und damit erübrigt sich die weitere Diskussion um eine Trambahnplanung.
Die Gutachter müssen also die Alternative über die Hessenbachstraße gar nicht mehr berücksichtigen, dies auch dann nicht, wenn man für den Bau der Straßenbahn bei intelligenter Planung nicht in den Baumbestand hätte eingreifen müssen.
Hier siehst du eine historische Tram, die früher von Lechhausen nch Pfersee fuhr, also Augsburgs Osten mit Augsburgs Westen verband. |
Wohin also mit den Gleisen? Auf´s östliche Wertachufer. Als neue Trasse werden Ende 2016 dan plötzlich die Holzbachanlagen aus dem Hut gezaubert und der Stadtrat „gibt, wie üblich, grünes Licht“. Für den Straßenverkehr bedeutet das mehrfache Unterbrechungen durch Signalanlagen immer dann, wenn eine Straßenbahn die Fahrbahnen quert oder abschwenkt:
– In der Rosenaustraße am Bucheggerplatz,
– in der Perzheimstraße an der Mündung Hörbrotstraße,
– beim Einschwenken von der Seiten- in die Mittellage an der Ackermannbrücke.
Viel Störungs- und Gefahrenpotential, das spätestens im Planfeststellungsverfahren sichtbar geworden wäre. Außerdem müsste dazu die bereits rechtlich gesicherte Linienführung in der Rosenaustraße aufgegeben werden ohne Sicherheit, ob die neue Trassierung überhaupt durchsetzbar ist. Seitdem dann auch noch klar wurde, dass es aus Platzgründen niemals die versprochene Entlastungsstraße auf dem Bahngelände geben wird, sind keine weiteren Erschwernisse für den Straßenverkehr im Thelottviertel mehr denkbar. Was also tun in dieser vertrackten Situation? Einzige Alternative, die Linie 5 muss endgültig in die Rosenaustraße.
--- NUR NOCH NATURSCHUTZ HILFT ---
Doch wie kann man jetzt noch halbwegs glaubwürdig die feierlich beschlossene Holzbachlösung wieder aufgeben? Hier kann nur noch der Naturschutz helfen. Denkbar wäre immerhin, dass die Fledermäuse inzwischen still und leise die Wertach gequert haben, um ihr Habitat auf die Holzbachanlagen zu erweitern. Falls noch nicht geschehen, könnte ja unser Umweltreferent Reiner Erben sie dort noch ansiedeln. Man darf also gespannt sein wie der Salto rückwärts mit den Gleisen in die Rosenaustraße jetzt noch gelingt.
Doch hier gibt’s dann ein neues Problem: die wunderbare Kastanienalle entlang der denkmalgeschützten Wechsbauten steht im Weg. Also muss auch dieses große Ärgernis noch rechtzeitig vor dem Planfeststellungsverfahren gelöst werden. Gut wäre daher ein zwingender Grund, weshalb die Kastanien auch ohne die Linienführung der Straßenbahn nicht mehr zu erhalten sind, beziehungsweise umgehend „weichen“ müssen. So böte ihr Verschwinden keine Möglichkeit mehr für die Bürger, sich im Planungsgsverfahren dagegen zu wehren. Eine solche Situation würde wohl auch die Regierung von Schwaben begrüßen, wenn auch keinesfalls selbst empfehlen.
Ein denkbarer Anlass wäre z.B. die dringend gebotene Erneuerung des Abwasserkanals in der nördlichen Rosenaustrasse. Gegen solche Zwänge ist selbst die Politik machtlos und damit kann jeder Widerstand bereits im Kommentar erstickt werden.
Wenn dann im März, wie erwartet, die Gutachten vorliegen, müssen unsere Räte nur noch „die Weichen stellen“ und schon kann noch rechtzeitig vor der Brutsaison gesägt und gefällt werden. Damit der Umweltreferent dies absegnen kann, muss allerdings noch von anerkannten Fachleuten ausgeschlossen werden, dass die Fledermäuse nicht plötzlich auch noch ihre Liebe zu den Kastanien entdeckt haben und ihr Habitat auch noch auf die Rosenaustrasse weiter ausgedehnt haben. Und so könnte es doch noch gelingen, die Bäume zum Weichen zu bewegen. Gegen die Macht des Schicksals sind wir schließlich alle hilflos.
Wie aber würde sich diese Gleisführung auf den Straßenverkehr im Thelottviertel auswirken? Denkbar und auch logisch wäre folgende Lösung:
- Die Rosenaustraße wird zwischen Bahnhofswestplatz und Pferseer Straße zur Einbahnstraße in Richtung Norden, die Tramgleise verlaufen hier auf einem Bahnkörper entlang der östlichen Bebauung.
- Der Nord-Süd-Verkehr wird von der Ackermannbrücke kommend über die Holzbachstraße, die Hörbrotstraße und den Bucheggerplatz zurück zur Rosenaustraße geleitet. Damit entfallen auf wunderbare Weise alle oben aufgezeigten Konfliktpunkte zwischen Tram und Autoverkehr.
Besonders erfreulich an dieser neuen Entwicklung ist, dass sich damit der Bau der Linie 5 noch weiter verzögern ließe, muss doch zuvor noch der neue Kanal unter die Erde. Denn Geld ist ohnehin nicht da, Hauptsache also, die Kastanien verschwinden so schnell wie möglich und die Fördergelder für den Bahnhofstunnel bleiben gesichert, weil die Trasse nunmehr feststeht.
Ein Positives hätte diese Vision trotz allem: Die Hoffnung, dass uns auch in Zukunft die Fledermäuse helfen werden, wenn wieder einmal Bäume "weichen" müssen. Mit etwas Glück besiedeln sie bald auch ganz in der Nähe den Wittelsbacher-Park, die wohl einzige Chance um das peinliche Modulargelärme von dort zu verbannen. Leise und im Dunkel retten sie so unsere Stadt vor den Politikern.
Doch hier gibt’s dann ein neues Problem: die wunderbare Kastanienalle entlang der denkmalgeschützten Wechsbauten steht im Weg. Also muss auch dieses große Ärgernis noch rechtzeitig vor dem Planfeststellungsverfahren gelöst werden. Gut wäre daher ein zwingender Grund, weshalb die Kastanien auch ohne die Linienführung der Straßenbahn nicht mehr zu erhalten sind, beziehungsweise umgehend „weichen“ müssen. So böte ihr Verschwinden keine Möglichkeit mehr für die Bürger, sich im Planungsgsverfahren dagegen zu wehren. Eine solche Situation würde wohl auch die Regierung von Schwaben begrüßen, wenn auch keinesfalls selbst empfehlen.
Ein denkbarer Anlass wäre z.B. die dringend gebotene Erneuerung des Abwasserkanals in der nördlichen Rosenaustrasse. Gegen solche Zwänge ist selbst die Politik machtlos und damit kann jeder Widerstand bereits im Kommentar erstickt werden.
--- RECHTZEITIG VOR DER BRUTSAISON ---
Wenn dann im März, wie erwartet, die Gutachten vorliegen, müssen unsere Räte nur noch „die Weichen stellen“ und schon kann noch rechtzeitig vor der Brutsaison gesägt und gefällt werden. Damit der Umweltreferent dies absegnen kann, muss allerdings noch von anerkannten Fachleuten ausgeschlossen werden, dass die Fledermäuse nicht plötzlich auch noch ihre Liebe zu den Kastanien entdeckt haben und ihr Habitat auch noch auf die Rosenaustrasse weiter ausgedehnt haben. Und so könnte es doch noch gelingen, die Bäume zum Weichen zu bewegen. Gegen die Macht des Schicksals sind wir schließlich alle hilflos.
Wie aber würde sich diese Gleisführung auf den Straßenverkehr im Thelottviertel auswirken? Denkbar und auch logisch wäre folgende Lösung:
- Die Rosenaustraße wird zwischen Bahnhofswestplatz und Pferseer Straße zur Einbahnstraße in Richtung Norden, die Tramgleise verlaufen hier auf einem Bahnkörper entlang der östlichen Bebauung.
- Ab der Pferseer Straße verlaufen die Gleise der Fünfer dann in der Straßenmitte und münden mittig wie bislang geplant auf die Wertachbrücke. Ohne die störenden Kastanien ist hier auch ein eigener Bahnkörper möglich. Das Bild der Tramtrasse in Hochzolls Mitte mag dabei als städtebauliches Vorbild dienen.
- Der Nord-Süd-Verkehr wird von der Ackermannbrücke kommend über die Holzbachstraße, die Hörbrotstraße und den Bucheggerplatz zurück zur Rosenaustraße geleitet. Damit entfallen auf wunderbare Weise alle oben aufgezeigten Konfliktpunkte zwischen Tram und Autoverkehr.
--- DIE KASTANIEN VERSCHWINDEN ---
Besonders erfreulich an dieser neuen Entwicklung ist, dass sich damit der Bau der Linie 5 noch weiter verzögern ließe, muss doch zuvor noch der neue Kanal unter die Erde. Denn Geld ist ohnehin nicht da, Hauptsache also, die Kastanien verschwinden so schnell wie möglich und die Fördergelder für den Bahnhofstunnel bleiben gesichert, weil die Trasse nunmehr feststeht.
Ein Positives hätte diese Vision trotz allem: Die Hoffnung, dass uns auch in Zukunft die Fledermäuse helfen werden, wenn wieder einmal Bäume "weichen" müssen. Mit etwas Glück besiedeln sie bald auch ganz in der Nähe den Wittelsbacher-Park, die wohl einzige Chance um das peinliche Modulargelärme von dort zu verbannen. Leise und im Dunkel retten sie so unsere Stadt vor den Politikern.
So hoffnungsvoll stellt sich das Projekt Augsburg die Zukunft der Linie 5 vor. |