Vor ein paar Minuten erreichte uns das Protokoll von einer geheimen Redaktions-Sitzung in einer Augsburger Zeitung. Wir veröffentlichen die interessantesten Teile daraus:
Chefredakteur: Also, was machen wir jetzt mit diesem Gribl?
Lokalredakteurin: Inzwischen stellt sich der doch dümmer an als seine Vorgänger, der Wengerle...
Chefredakteur: Waigele, äh, nein, Wengertle, bitte, Wengertle, bei Eigennamen muss ein Redakteur höllisch aufpassen.
Lokalredakteurin: ... ja, also, Wengertle, der ganze Kö wird Pfusch, Versprechungen werden nicht gehalten, die Mobilitätsdrehscheibe rückt in weite Ferne, alles ganz furchtbar, Augsburg leidet mit Gribl immer mehr, oder?
Chefredakteur: Naja, stimmt ja alles, aber wir brauchen den Gribl noch. Immerhin gehts um einige Milliönchen. War doch ne gute Idee, dass wir einen Baujuristen auf den Augsburger OB-Thron gehievt haben, gell. Und keiner hats gemerkt. Haha! Mit seiner harmonischen Familie. Hahaha!
Lokalredakteurin: Hahaha, huch, hahahaha!
Chefredakteur: Schon gut, schon gut. Wir müssen den Mann halten. Es gibt da nur ein Problem.
Lokalredakteurin: Welches?
Chefredakteur: Wir können doch nicht immer den Peter Grab als Watschenbaum hernehmen für Gribls Fehler. Das fällt doch bald sogar dem dümmsten Leser in Döpshofen auf. Unsere Auflage geht zurück. Die Augsburger wollen nämlich keine Schleimscheißer, sondern kritische Redakteure.
Lokalredakteurin: Sind wir doch!
Chefredakteur: Jaja. Ich sags jetzt mal ganz klipp und klar, gestern habe ich mich mit unserem Herausgeber über das Problem Gribl unterhalten. Wir müssen dem endlich Feuer machen. Augsburgs Bau-Branche steht schon Schlange an unserer Türe. Die wollen Aufträge. Bauen! Umsatz! Kohle, Millionen, Abermillionen, wenn Ihnen das was sagt. Wenns denen gut geht, dann gehts uns allen gut.
Lokalredakteurin: Sagt mir was. Wenn ich an mein Honorar denke.
Chefredakteur: Wie? Finden Sie das witzig.
Lokalredakteurin: Äh, nein.
Chefredakteur: Dafür ist der Gribl von uns gewählt, auserwählt, und sonst für nichts.
Lokalredakteurin: Ach so.
Chefredakteur: Sie glauben garnicht, wie die Bauwirtschaft mit den Augsburger Medien direkt und indirekt verzahnt ist. Da geht es nicht nur um kleine Anzeigen in unserem Blatt, da geht es um gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge, wenn Sie verstehen ...
Lokalredakteurin: Naja, daraus könnte ich ja mal eine kritische Story machen, sagen wir, warum Gribl der Augsburger Bauwirtschaft schadet oder so.
Chefredakteur: Tsts, nicht gleich übertreiben. Unser Herausgeber meinte, wir sollen den Gribl mal richtig in den Hintern treten, gebrochenes Wahlversprechen wegen dem Tunnel am Kö und so - damit er endlich die Bauaufträge für Königsplatzumbau und Mobiltiätsdrehscheibe vergibt.
Lokalredakteurin: Gut, dann treten wir ihn mal. Und wenn er aber trotzdem ein Versager bleibt und nichts auf die Reihe bringt.
Chefredakteur: Dann müssen wir ihn demontieren. Ist zwar grausam, aber überlebensnotwendig, für uns, äh, für unser Augsburg, meine ich. Wenn wir auf ihn schiessen, dann traut sich auch die Opposition. War doch bei Grab und Kuspo auch so. Funktioniert immer. Dann wissen diese Wadenbeisser, dass sie ein bisschen mehr Platz in unserer Zeitung bekommen als normal. Und wenn der Gribl abgesägt ist, können wir so tun, als wär das die Oppostion, die Bürger oder sonstwer gewesen.
Lokalredakteurin: Aha. Also, was soll ich jetzt über den Gribl schreiben.
Chefredakteur: Stellen Sie doch mal sein Wohnzimmer vor.
Lokalredakteurin: Wäre nicht sein Schlafzimmer interessanter?
Chefredakteur: Wegen seiner Geliebten, ob die auch wirklich so vielfältig ist ... höhöhöhö!
Lokalredakteurin: Im Gesicht auf jeden Fall ... hihi....
Chefredakteur: Sauwitzig! Nein, sie erwähnen bei ihm dann nur nebenbei, dass wir natrülich nicht immer nur positive Berichte über ihn bringen können. Langsam ginge uns der Stoff aus. Nach dem Wohnzimmer fällt uns nicht mehr fiel ein. Verstehen Sie?
Lokalredakteurin: Schon.
Chefredakteur: Gut, dann hätten wir es für heute. An die Arbeitsplätze. Apropos Schlafzimer, wie gehts eigentlich dem Lästermaul Loeb? Was schreibt der in seinem Skandal-Blättle? Weiß er schon mehr über den Gribl seine sämtlichen Kinder?
Lokalredakteurin: Ich lese dieses Deppenblatt nie, aber irgendjemand hat gesagt, da steht drin, der Loeb würde wegen dem Gribl seine Lügen bald eine Bombe platzen lassen. Er sagt, er hätte da starke Hinweise auf Lügen. Direkt aus der Augsburger Justiz. Da würde ganz Augsburg staunen, wenn die Sache explodiert. Den Gribl könnte man dann in dem Tunnel am Kö beerdigen, falls das je kommt, wie er uns verprochen hat.
Chefredakteur: Hm. Alter Käse, aber irgendwie klingt das gefährlich. Dem Loeb ist alles zuzutrauen. Das ist ein Verrückter. Da müssen wir schneller sein. Ab und zu hat der Löb ja einen Hammer vorrätig. Der nimmt uns immer öfters die Butter vom Brot. Wo haben wir die Geburtsurkunde von Gribls letztem Kind versteckt?
Lokalredakteurin: Weiss nicht.
Chefredakteur: Das weiss ja auch nur ich. Wenn Sie es nicht weiterverraten, also, die liegt zuhause bei meiner Frau im Bad, zwischen den Windeln. Wenn der Gribl noch länger patzt, wenn die Bau-Millionen noch länger ausbleiben, dann werden wir die Geburtsurkunde veröffentlichen müssen. Dann geht er hopps! Wir dürfen nicht nur beim Bischof die Wahrheit schreiben. Wir müssen die Garanten der Wahrheit sein. Das sind wir unseren Lesern schuldig
Lokalredakteurin: Genau!
Chefredakteur: Wenn das mit dem Gribl-Kind herauskommt, dann muss ein neuer OB gewählt werden. Dann hat er die Justiz angelogen, dann muss er abtreten.
Lokalredakteurin: Oje.
Chefredakteur: Auch nicht so schlimm. Naja, dann bekommen wir wenigstens ein paar Wahlkampfanzeigen ... murmel ... grummel ....
Bild: Wird OB Dr. Kurt Gribl im Augsburger Kö-Tunnel verschwinden?