Sina Trinkwalder: Heute nehme ich mir überhaupt nichts mehr vor, keine Veränderung, nichts Anderes. Denn ich bin in der Halbzeit schon am Ziel: ein rundum glückliches und zufriedenes Leben.
ASZ-Frage: Gibts noch was Schönes in Deinem Leben, außer soziales Nähen, emsiges managen, viel Werbung machen, unermüdlich durch die TV-Studios hüpfen, die Zeitungsredaktionen beschäftigen, im Internet herumtoben und Bücher schreiben?
Sina Trinkwalder: Ja, sicher, meinen wunderbaren Filius beim Aufwachsen begleiten zu dürfen, meinen ebenso wundervollen Hendrik an meiner Seite zu wissen, wenige, aber sehr wichtige und liebe Freunde, die mich begleiten, absolute Erfüllung in meinen Engagements und viele neue Projekte, auf die ich mich sehr freue.
ASZ-Frage: Das wars dann für den Rest Deines Lebens?
Sina Trinkwalder: Alles in allem schenkt mir mein Leben das schönste Geschenk zum 40.: ein lebens- und liebenswertes, voller Zufriedenheit. Danke Leben!
ASZ-Frage: Woran hast du gemerkt, dass du 40 wirst?
Sina Trinkwalder: Vor dem Fahrkartenautomaten stehen und voller Überzeugung dreimal die falsche PIN eingeben.
ASZ-Frage: Ist das schon Gejammere?
Sina Trinkwalder: Weil Menschen bei uns seit 50 Jahren keine Not erlitten, jammern sie. In Not wird nicht gejammert. In Not hilft man einander. Worte meines Opas, 1998.
ASZ-Frage: Wir haben gehört, du jammerst sogar, wenn in Rom ein Café geschlossen wird. Warum?
Sina Trinkwalder: Der Kapitalismus frisst alles: Eine gute Gesellschaft braucht Cafés, in denen sich Menschen treffen, leben, verweilen, denken, kommunizieren, langweilen, ausruhen können. Wer im „Greco“ in Rom schon mal war, weiß, was dieser Verlust bedeuten würde...
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Näher an den Menschen als viele Politiker und Parteien: Trinkwalder-Werbung mit einem Schäfer in Augsburg, wo sie auch mit ihren Leuten für ManoMama die Kleidung herstellt. |
ASZ-Frage: Was ist mit einem neuen Buch von dir? Wir warten darauf.
Sina Trinkwalder: Ich sitze manchmal in einem Café und arbeite an meinem neuen Buch. Eigentlich sortiere ich die Gedanken, die ich seit knapp sieben Jahren, fast täglich, in kleine Notizhefte geschrieben habe. Ein Satz, den ich bereits vor zirka zwei Jahren niederschrieb, hieß: Wir nahmen uns jede Freiheit, bis wir sie uns gänzlich genommen haben.
ASZ-Frage: Warum das denn?
Sina Trinkwalder: An diesem Satz blieb ich hängen. Drei Cappuccino lang. Wieso hast du dir eigentlich die Freiheit genommen, die du dir nahmst? Warum hast du aufgehört, zu bloggen, fragte ich mich selbst.
ASZ-Frage: Was war der wahre Grund?
Sina Trinkwalder: Ausbleibender Erfolg war es nicht, im Gegenteil. Innerhalb von einem Jahr entwickelte sich 2010 mein Gründerzeit-Blog zu einem stark gelesenen Netztagebuch. Und dann hörte ich auf.
ASZ-Frage: Keine Zeit mehr? Faulheit? Verbot?
Sina Trinkwalder: Nein, ich entdeckte Facebook. Die unkomplizierte Art war es, in dem Sozialen Netzwerk eben schnell etwas loszuwerden, obgleich meine Beiträge oftmals alles andere als „eben schnell“ verfasst wurden. Facebook musste nicht updated werden, gepflegt werden, es war das Rundum-Sorglos-Paket.
ASZ-Frage: Damit ist jetzt Schluss, oder?
Sina Trinkwalder: Nein, ich nutze Facebook gerne, um mit meinen Freunden und Wegbegleitern zu kommunizieren, zu lachen, zu blödeln. Themen für die Zukunft aber sind mir zu wichtig. Viel zu wichtig, um sie von Zuckerberg & Co. filetiert und ferngesteuert zu sehen ...
ASZ-Frage: Teufel, Teufel ...
Sina Trinkwalder: ... denn: dieses Netzwerk hat auch um mich eine Filterblase gebaut. Es schlägt mir vor, was mir zu gefallen hat und verheimlicht mir, was mich interessieren könnte. Aus der bequemen Freiheit ist in Wahrheit ein kommunikatives Gefängnis geworden. Und aus diesem breche ich aus. Jetzt.