Ein Kuss von dir und ich bin happy!
Die wahre Geschichte von Roy Black
Vom Dorfjungen Gerhard Höllerich zum größten Schlager- und Popstar Deutschlands als Roy Black!
(Teil 2)
Ein schönes
Geschenk
Roys erste
Schulzeit
Im Herbst 1949
betrat der Dorfjunge Gerhard Höllerin, später als Roy Black bekannt und berühmt, zum ersten Mal die Volksschule in der Waldgemeinde Straßberg im Süden von Augsburg. Mit Schiefertafel und Griffel
ausgestattet betrat er mit viel Hoffnung als kleiner ABC-Schütze das Schulhaus,
das heute als grünes Haus bei der neuen Kirche und dem neuen Schulhaus an der
Frieda-Forster-Straße steht. Papa Georg Höllerich, der nach dem Krieg eine gute
Stellung beim Lebensmittelgroßhändler Bernhard Müller Augsburg (BMA) fand,
sorgte für eine gut gefüllte Schultüte. Die Straßberger Schulkinder bekamen
damals Äpfel und ein Butterbrot für die Pausenmahlzeit mit in ihr
Klassenzimmer. Ärmere Kinder erhielten einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg sogar
noch die Schulspeisung mit Kakao oder Milchreis. Wenn im Herbst das Holz
trocken war, das die Waldarbeiter im Frühjahr in den Schulgarten transportiert
hatten, dann mussten Roy Black und seine Klassenkollegen das Holz für die
Schulöfen, die im Winter für Wärme sorgten, gemeinsam auf den Dachboden tragen.
Das machte auch dem kleinen Schüler Roy Black mächtig Spaß, weil dann immer der
Unterricht ausfiel.
Bild: Gerhard Höllerich mit seinem Bruder Walter als Dorfkinder in Straßberg.
Der Schulweg war für Roy Black ganz einfach. Er ging von
seinem Wohnhaus in Straßberg nur zweihundert Meter auf der Hattptstraße abwärts und war
schon in seiner Schulbank. In dieses Schulgebäude, in dem Roy Black sein erstes
Schuljahr verbrachte, kam er nach vielen Jahren mit Filmkameras zurück. Für den
Adventsfilm zu seiner neuen Schallplatte „Dein schönstes Geschenk“, die 1969
der Weihnachtsknüller unter dem Christbaum werden sollte, hatte Roy das
Filmteam angeregt, für den PR-Streifen doch in seiner ehemaligen Volksschule in
Straßberg die Kameras laufen zu lassen. Das war eine Aufregung für die
Schülerinnen und Schüler. Die besten Sängerinnen und Sänger der Volksschule
wurden herausgesucht, um für den Roy-Black-Film, der im Fernsehen
ausgestrahlt wurde, vor der Kamera zu stehen. Roy Black schilderte dem
Regisseur seine Gefühle, wie es ist, als berühmter Schlagerstar in das
Schulzimmer seiner Kindheit zurückzukommen: „Als Erstklässler war dies hier
alles neu und fremd, und ich war richtig gespannt, was die Schule mir zu bieten
hat. Mich interessierte einfach alles, was die Lehrer erzählten und was in den
Schulbüchern stand. Wenn ich die Kinder jetzt sehe, kommt mir alles noch einmal
hoch und mich freut es, den Kindern hier ein unvergessliches Erlebnis durch
diese Aufnahmen verschaffen zu können.“
Bild: Roy Black als Filmstar in seinem ehemaligen Klassenzimmer der Volksschule in Straßberg. Links ist der echte Lehrer Konrad Burr, rechts der Schauspieler Theo Lingen, der den Lehrer im Film darstellt.
Lehrer Konrad
Burr fiel auf, „dass der Roy Black ab und zu zum Auffrischen seines Make-ups in
der Toilette verschwand.“
Roy Black, der
damit schon Erfahrung hatte, dass sich Filmarbeiten durch die Beleuchtungs-
und Tontechnikprobleme oft ewig hinziehen konnten, hatte für seine Straßberger
Schulkinder einen ganzen Karton Süßigkeiten als Geschenk mitgebracht, die er
fleißig verteilte.
Bei dem Roy-Black-Lied „Dein schönstes Geschenk“ geht es
um eine Schulstunde, bei der die wichtigsten deutschen Wörter auf Englisch erklärt werden,
wobei der fragende Chor die Begriffe auf Deutsch vorsingt und Roy dann auf Englisch
antwortet:
„Die Sonne, the
sun,
Der Mond, the
moon,
die Sterne, the
stars,
wir
wiederholen...“
Dann trällerten
Roy und sein Schülerchor gemeinsam:
„Sonne, Mond
und Sterne
sagen aus der
Ferne,
denke daran,
es kommt auf
die Stunde an,
ganz egal, was
du tust auf der Welt, denn bei allem, was du machst, ob du weinst oder ob du
lachst, sind die Stunden, wenn jemand an dich denkt, dein schönstes Geschenk
...“
Bild: Roy Black bei Filmaufnahmen in seiner früheren Volksschule im Walddorf Straßberg.
Mit viel Geduld
und mit viel Freude dirigierte Roy Black in seinem ehemaligen Erstklässlerzimmer
seinen Mini-Sänger-Chor, der schon Wochen vorher die Schallplatten von Polydor
als Rohpressung erhalten hatte, um das Lied mit dem Star, der in ihrer Schule
vor vielen Jahren ebenfalls Volkslieder wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“
singen durfte, ordentlich einzustudieren.
Schussfahrt
Roy Black auf
dem Holzschlitten
Ab der zweiten
Klasse musste der Schüler Roy Black einige Meter weiter zur Schule laufen - den
Berg runter und dann den Berg wieder rauf - zur umgebauten Turnhalle am
Leitenberg. Durch die Flüchtlingsflut aus dem Osten und die damit verbundenen vielen neuen
Kinder in Straßberg reichte das alte Schulhaus nicht mehr aus.
Die
Flüchtlingskinder kamen aus drei Barackendörfern. In die Turnhalle wurde eine
Decke eingezogen, damit sie durch eine niedrigere Decke leichter zu beheizen
war, und sie wurde durch eine Mauer in zwei Klassenzimmer aufgeteilt. Die
Schulmöbel stammten aus der ehemaligen Werkskantine der IG-Farben. Die
Tintenfässer waren nicht wie üblich in der Schulbank versenkt, sondern wurden
schlicht und einfach auf den Tisch gestellt.
In einem Klassenzimmer saßen in der
umgebauten Turnhalle bis zu acht Klassen gleichzeitig. Für den Sportunterricht
war die umfunktionierte Halle natürlich verloren. Roy Black letzter
Volksschullehrer Konrad Burr: „Bei schönem Wetter haben wir auf der Wiese
geturnt, und im Winter sind wir mit den Schülerinnen und Schülern zum
Schlittenfahren gegangen. Auch Roy Black ist mit seinem Holzschlitten den
schneebedeckten Hang hinuntergeprescht.“
Gar nicht so
dumm
Roy Black hat
fast nur Einser
Burr, der in
der Straßberger Schule eingestellt wurde, als Roy Black in die 1. Klasse kam,
schwärmt noch heute von seinem ehemaligen Schüler, seinem „Zugpferd Gerhard
Höllerich“, der nur später als Filmschauspieler in Pauker-Filmen seine
Film-Lehrer zur Raserei trieb. Konrad Burr, der heute noch in Straßberg lebt,
widerspricht hartnäckig allen Gerüchten, dass sein Schüler Gerhard Höllerich
schlechte Noten in Musik gehabt haben soll: „Der Roy hatte bei uns immer eine
Eins in Musik! Er hatte überhaupt gute Noten, sonst hätte er ja auch nicht die
Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium geschafft.“ In dem am Rand leicht vergilbten,
sorgfältig gelochten DINA-4-Schülerbogen ist Roy Black als
Gerhard
Höllerich“ mit roter Tinte vermerkt. Konrad Burr, der die alten Straßberger
Schüler-Bögen archiviert hat, zeigt heim Übergangszeugnis von Roy Black im
Schuljahr 1954 auf die Notenzeile, wo fast nur Einser zu sehen sind. Den
einzigen Zweier hat der elfjährige Gerhard in der Straßberger Volksschule nur in
„Schrift“. Damit ist die Legende vom „saudummen Schlagerfuzzi“ nicht mehr zu
halten. Selbst die „kritischsten Schnulzenstar-Killer“ müssen nun
zähneknirschend eingestehen: Roy Black war bereits als einfacher Dorfjunge ein
„gut gebildetes Bürschle“.
Bild: Konrad Burr, der Lehrer von Roy Black in der Straßberger Volksschule.
Hier fotografiert von Arno Loeb in Burrs Straßberger Wohnung mit einem ihm von seinem ehemaligen Schüler Roy Black persönlich gewidmeten Album.
Die schriftliche Beurteilung von Lehrer Burr im
Übergangzeugnis 1954 war nur voll des Lobes und lautete: „Er ist ein
aufgeweckter und selbstständig mitarbeitender Schüler“. „Herzlichen Dank lieber
Herr Burr für die gute Grundausbildung - Ihr Gerd Höllerich alias Roy Black“
war die überaus herzliche Widmung, die der einstige Schüler mit dem Spitznamen
„Höllerich-Deifl“ als heimgekehrter Star neben sein Foto mit weiß blitzenden
Zähnen, Rüschenhemd, schwarzer Samtfliege und weißem Stecktuch im dunklen
Anzugsjackett mit viel Schwung auf den Vorabdruck eines Cover-Entwurfes
schrieb, das die Plattenfirma kostengünstig nicht nur für die Single „Dein
schönstes Geschenk“, sondern auch für die Single „Ich hab’ geträumt, das Glück
kam heut zu mir“ und die Langspielplatte „Concerto d’amour“ produzierte, auf
dem Roy-Black Titel wie „What shall we do with the drunken sailor“, „Zelle 110“
und „Die Show beginnt“ interpretierte. Außer Roy Black ging nur noch sein
Schulfreund Egon Schilling, der heute als Zahnarzt arbeitet, auf ein Gymnasium
in der nahegelegenen Großstadt Augsburg.
(Alle Rechte: AuBuMu / Arno Loeb)