Das Augsburger Stadttheater musste nicht die Hosen runterlassen. |
"Die Schlange hat einen Igel gefressen"
Erschütterndes Exklusiv-Interview zum Scheitern des Bürgerbegehrens gegen die Neuverschuldung des Augsburger Stadttheaters bei der Theatersanierung mit Meinhard Motzko vom PraxisInstitut für Organisations- und Personalentwicklung.
Die Fenster im Augsburger Stadttheater wurden schon zugemauert, damit kein Intendant aus Verzweiflung rausspringen kann. |
ASZ-Frage: Was haben die IKSA-Leute Franz Fischer, Rudi Reisch, Kurt Idirizovic, Peter Bommas, Helmut Gier und Angelika Lippert falsch gemacht beim Bürgerbegehren gegen die Neuverschuldung von rund 90 Millionen Euros zur Sanierung des heruntergekommenen Augsburger Stadttheaters? Müssen die sich Fehler vorwerfen lassen?
Motzko: Die haben sich wirklich nichts vorzuwerfen! Sie haben den Bürgern in Augsburg ein Angebot gemacht, sich um die Belange und die Zukunft der Stadt Gedanken zu machen und mit zu entscheiden. Das hat die Mehrheit der Bürger nicht angenommen.
ASZ-Frage: Warum denn? Vielleicht ist das Augsburger Stadttheater die wichtigste Kultureinrichtung in der Stadt, die ruhig Abermillionen kosten darf?
Motzko: Das war schon im Vorfeld befürchtet worden: Das Thema Theater interessiert die Menschen nicht (mehr).
ASZ-Frage: Wirklich niemanden?
Motzko: Bis auf einen kleinen Teil des obersten sozialen Drittels (der massiv für seine Interessen eintritt) hat sich die Mehrheit der Bürger abgewendet und lässt die Haushaltspolitik unbeachtet. Was hätte es Ihnen auch geholfen?
ASZ-Frage: Ist das ein Problem?
Motzko: Ja, die Masse der Bürger wendet sich von den politischen Gremien und Parlamenten ab und nimmt einfach nicht mehr teil. Unterschiedliche Positionen werden nur noch innerhalb der Eliten ausgetauscht (mit allen kleinbürgerlichen Fiesheiten unter der Gürtellinie). Das ist aus meiner Sicht der eigentliche Grund des Scheiterns: Die eigentlich am meisten betroffene Masse der Bevölkerung wurde nicht erreicht.
ASZ-Frage: Ist das allen egal?
Motzko: Auf jeden Fall wird das die sogenannte Theaterelite nicht stören: Sie ist Teil der sogenannten Kulturelite und vertritt die eigenen Interessen, die alle bezahlen sollen. Auch die Scharmützel, die diese Elite angezettelt hat, hat die Masse der Bevölkerung nicht interessiert, das waren nur eliteinterne Machtspiele.
ASZ-Frage: Was ist zu tun?Bleibt eine tiefe Wunde in der Augsburger Bürgerschaft zurück?
Motzko: Vielleicht lohnt sich mit etwas Abstand ein auswertender Blick auf die Erfahrungen und Ursachen dieses Scheiterns , vor allem als Lehre für mögliche zukünftige Bürgerbegehrten.
ASZ-Frage: Hätten die IKSA-Leute es besser machen können?
Motzko: Sie haben versucht, den Bürgern die Möglichkeit von Alternativen aufzuzeigen, das hat nur wenige erreicht. Warum das so ist kann ich im Einzelnen nicht beurteilen und ob man an anderen Stellen hätte sammeln sollen, andere Aktionsformen nutzen, andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit (wer liest denn noch Zeitung???) usw. kann ich nicht wirklich beurteilen.
ASZ-Frage: Warum haben sich die Menschen nicht engagiert, die nicht ins Theater gehen und doch dafür zahlen müssen? Hat es gereicht, dass einige Medien volle Pulle gegen IKSA feuerten?
Motzko: Die von der nun anstehenden Haushaltsverwendung am stärksten betroffenen Menschen wurden nicht erreicht - und die haben auch andere Sorgen als sich um die "Hochkultur" zu kümmern – insofern verständlich.
Der kommende Intendant André Bücker mischt sich voll ins Geschehen ein. Vergleicht das Augsburger Bürgerbegehren mit dem Ausstieg Englands aus Europa. |
ASZ-Frage: Der neue Augsburger Theater-Intendant Bücker hat das alles mitbekommen. Wie wird er darauf reagieren, wenn er Julian Votteler ablöst?
Motzko: Ich kann mir denken, dass der neue Intendant dieses Desinteresse weiter Teile der Bevölkerung durchaus betroffen zur Kenntnis nimmt. Ihm nützt ein wunderschön renoviertes Theater nichts, wenn da immer nur die gleichen Leute aus dem oberen Drittel kommen. Ich kann mir vorstellen, dass er das ähnlich sieht und vielleicht sogar ansprechbar ist, wenn es um die interkulturelle und intermilieuorientierte Öffnung geht.
ASZ-Frage: Noch was zu bemerken am Schluss?
Motzko: Was jetzt bleibt: Den Finger immer wieder in die nun aufbrechenden Wunden der unseriösen Finanzplanung zu legen. Es kann durchaus sein, dass sich bei zunehmender Explosion der Kosten vielleicht doch noch Widerstand regt und die Leute doch aufmerksam werden. So ist das leider oft: Die Menschen werden erst wach, wenn das Chaos eingetreten ist. Oder die Folgen durch Sparpolitik an anderen Stellen offensichtlich werden.
Im bescheidenen Hausfrauen-Outfit für die Theater-Millionen und ihre Mitarbeiter bis zum Umfallen gekämpft: Juliane Votteler.
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Verlacht und verhöhnt? Bürger kämpfen gegen die Schuldenmacherei und Geldverschwenung der CSU/SPD/Grünen-Basta-Regierung in Augsburg, nur für ein bisschen Hochkultur-Theater. |
Wer will schon Vernunft? In Augsburg zeigt die CSU, dass sie am besten Schulden machen kann. |
ASZ-Frage: Ist das nicht ein schwacher Trost für die IKSA-Leute, die die nötige Zahl der Unterschriften für das Bürgergehren nicht zusammengebracht haben?
Motzko: Die Herrschaft,also die Augsburger Stadtregierung, sollte sich nicht zu früh freuen! Ich glaube: Die Schlange hat einen Igel gefressen. Das wird sich noch zeigen.
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PraxisInstitut
Organisations- und Personalentwicklung
Meinhard Motzko
Westerdeich 88
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Internet: http://www.praxisinstitut.de