Die Aufregung um eine Beethoven-Skulptur durch den Künstler Marcus Lüpertz in Bonn, bescherte der dortigen Heimatzeitung Generalanzeiger eine Debatte, bei der auch das einstige Geschehen um die Brunnenfigur "Aphrodite" von Lüpertz in Augsburg wieder zur Sprache kam. Der Leserbriefschreiber Gisbert Kun stellt das Geschehen in Augsburg mit seinen Worten dar:
* Eine kurze Anmerkung zu dem "Augsburg-Teil" im Leitartikel von Thomas Kliemann und der Rolle von Ellinor Holland, die Verlegerin der Augsburger Allgemeinen. Denn auch in Augsburg spielte die Kommunalpolitik alles andere als einen positiven Part, sondern war für die sich über Monate hinziehende Aphroditen-Posse verantwortlich.
* Die Verlegerin Holland hatte nämlich keineswegs die Lüpertz-Figur als ihren Wunsch gestiftet, sondern - zum 100. Geburtstag ihres Vaters Curt Frenzel - der Stadt Augsburg eine Million Euro zur freien Verfügung geschenkt.
* Das Geld hätte ausgegeben werden können für Soziales, Schulen, Ausbau des Curt-Frenzel-Eisstadions, Kunst - was immer die Stadt als sinnvoll ansehen würde. Daraufhin entschied der Stadtrat einstimmig, einen Brunnen in Auftrag zu geben als Ergänzung der Reihe von wirklich schönen Renaissance-Brunnen in der Maximilian-Straße.
* Bei dieser Sitzung hatte ein Ratsmitglied den Namen Lüpertz in die Debatte geworfen. Und alle anderen nickten bedeutungsvoll - ja, ein "Lüpertz" solle es sein. Später erwies sich, dass kein einziger der Entscheidungsträger jemals eine Figur des Künstlers gesehen hatte. Auch kam niemand auf die Idee, wenigstens erst eine Zeichnung oder ein Modell anfertigen zu lassen.
Aphrodite, die Göttin der Schönheit, geschaffen von Marcus Lüpertz, steht nun in ihrer Nacktheit in Augsburg-Lechhausen, im Hof der Augsburger Allgemeinen.
* Na ja, und dann stand die "Aphrodite" (ohne Brunnen-Unterbau) zur allgemeinen Besichtigung im Rathaus, und die bürgerliche Revolution brach aus. Ich erspare mir Einzelheiten des anschließenden "politischen Agierens". Tatsache jedenfalls war, dass die kunstbesessenen und tapferen kommunalen Volksvertreter nicht nur sofort einknickten, sondern - darüber hinaus - auch noch die Version verbreiteten, man habe doch nur der Verlegerin einen Gefallen tun wollen, sich selbst ein Denkmal zu setzen.
* So weit kommunalpolitischer Mut und tiefgehende journalistische Recherche (Letzteres war nicht auf Ihren Kommentar gemünzt).
* Für die tapferen Schwaben besonders peinlich war damals, dass aus Düsseldorf das Angebot kam, man würde seinerseits die Statue gern nehmen und ihr quasi Asyl gewähren.
* Ähnliches verlautete aus dem Berliner Kanzleramt, wo Gerhard Schröder mit den Worten zitiert wurde, der "Augsburger" Lüpertz würde sehr gut zu der bereits im Foyer stehenden Figur des Künstlers passen...
* Übrigens: Die "Aphrodite" steht heute vor dem Verlagsgebäude der "Augsburger Allgemeinen".
Gisbert Kuhn, Bonn
In Augsburg bekam die Lüpertz-Skulptur "Aphrodite" nicht nur einen Platz vor dem Verlagsgebäude der Augsburger Allgemeine in Lechhausen, über die sich nun die Mitarbeiter jeden Tag freuen dürfen. In Augsburg spielt sie sogar in dem Augsburg-Krimi "Geheimnis im Glaspalast" (von Peter Garski) bei einem Mord an einer Augsburger Künstlerin eine wichtige Rolle. Der Augsburger Künstler Claus Scheele verfolgt die Spuren des Mörders die auch zu der Aphrodite führen, über die ein gemeines Spottgedicht von einem Unbekannten fabriziert wurde.
Geheimnis im Glaspalast - Klaus & Helle ermitteln wieder
bei einem brutalen Mordfall in der Augsburger Künstler-Szene.
P.S: Unvergessen bleibt, eine Bilder-Serie von Marcus Lüpertz im Augsburger Medienzentrum, bei der er der Augsburger Bevölkerung den Arsch zeigte, viele Ärsche sogar.
PPS.: Die Nachfolger von Ellinor Holland haben inzwischen aber auch ein Haus der Not neben dem Glaspalast errichtet, das die soziale Ader der Tochter von Curt Frenzel und seiner Enkelkinder Alexandra Holland und Ellinor Scherer beweist.
Für Menschen in Not ein Haus: Das Ellinor-Holland-Haus beim Glaspalast.