Thomas Hacker: „Wahnsinn, so ein Gehetze!“, kam mir in den Kopf, als ich mir diesen Clip "
Corona, China und der Klimawandel" von Silvano Tujach, unter anderem bekannt als „Geisterfahrer“ auf Youtube ansah.
Als bisheriger Tujach-Fan konnte ich wirklich kaum glauben, was da zu hören (und auch ein bisschen zu sehen) ist. Ob das nun Kabarett sein soll oder einfach eine persönliche Ansprache im Stile von „Ich lass heute mal die Sau raus“, weiß ich nicht. Zweifellos aber ist es einer der übelsten rassistischen Angriffe auf alle Chinesinnen und Chinesen, die mir persönlich über den Weg liefen.
Mit dem Anspruch von „darüber nachdenken“ sagt der vermeintliche Spaßvogel, dass „wir“ (wen auch immer er damit meint) den Döner „essen“, „der Chinese“ aber „spannt’s irgendwo ein und frisst’s auf“ (die Fledermaus). Warum „frisst“ eigentlich Tujach den eingespannten Döner nicht „auf“? Warum soll der Verzehr von Pute oder Lamm denn anständiger oder kulturell höher stehen als der von Fledermäusen? Darum geht wohl gar nicht. Nein, nein: Tujach „isst“, aber „der Chinese“ „frisst“.
Das ist die Sprache des Hasses auf das imaginierte Wesen eines ganzen Volkes. Das ist Volksverhetzung pur. In Tujachs Tiraden gibt es nur „uns“ und „den Chinesen“. Hier der zivilisierte Esser, dort der fressende Chinese, der aufgrund seiner Anti-Kultur für alles Übel der Welt verantwortlich sei: „Nahezu alle Seuchen und Pandemien in den letzten 500 Jahren sind von China ausgegangen“ (und deswegen sei Mr. Trump „absolutely right, wenn er hier diese Chinesen angeht“), und überhaupt sei „China … ein Feind der menschlichen Kultur“.
Nur zur Klarstellung: Tujach äußert hier keine Kritik an der Politik der kommunistischen Partei oder am politischen System, auch wenn er die hohe Anzahl an Todesurteilen am Rande erwähnt (die ich übrigens auch scharf verurteile). Sein roter Faden ist „der Chinese“, und zwar seit mindestens 500 Jahren, kein System, keine Politik, sondern „der Chinese“!
Sprache ist Tujas Beruf(ung). Dass ein Sprachkünstler wie Tujach nicht weiß, was er sagt, oder nur etwas zu schludrig mit der Sprache umgegangen ist, kann man getrost ausschließen. Ironie kann es auch kaum sein. Er erklärt ja anfangs, dass die, die ihn kennen, schon wüssten, dass er zu „den Chinesen“ kein gutes Verhältnis habe.
In Bezug auf die aktuelle Corona-Krise sagt er übrigens: „60 Prozent sind aggressiver geworden. Man sieht’s an den Gesichtern“. Haben Sie da Ihr eigenes mitgezählt, Herr Tujach?
Nein, man muss es leider sagen: Das ist weder Kritik noch Kabarett, sondern ein rassistischer Scheißdreck der übelsten Sorte!"
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Thomas Hacker regt sich über Tuiachs Chinesen-Hetze auf. |
(Herr Tujach, Sie können mich ruhig anzeigen oder sich wegen des Screenshots hinter dem Urheberrecht verstecken. Auch eine Aufforderung zur Unterlassung oder sonstige Abmahnung nehme ich gerne entgegen und freue mich schon auf die öffentliche Gerichtsverhandlung)
Unsere ukrainische Putzfrau meint dazu: "Hoffentlich kaufen die Chinesen nicht die Augsburger Zeitungen und Radios und Fernsehen auf, denn sonst müsste der lustige Tuiach bald auf seine Veröffentlichungen darin verzichten und wäre arbeitslos!"
Und unser Herr Ausgeber gibt auch noch seinen Senf dazu: "Hoffentlich baut die Augsburger Firma Kuka unter chinesischer Leitung keine Kampfroboter und hetzt sie auf unseren Gaudiburschen Tuiach los. Wir würden ja unseren coolsten Augsburger Kabarettisten verlieren."
Unser Exklusiv-Interview mit Geisterfahrer Silvano Tuiach über die Corona-Katastrophe und den Rassismus-Vorwurf:
"Das gibt mir schon ein bisschen zu denken"
ASZ-Frage: Hallo, Herr Tuiach, wie gehts Ihnen? Was sagen Sie jetzt zur Corona-Krise?
Tuiach: Wahrscheinlich geht Ihnen diese Sache langsam genauso auf den Keks wie mir. Als Kabarettist oder Comedian wie auch immer Wie mich bezeichnen, ist es ist ja schwierig darüber Witze zu machen wenn es ganz vielen Leuten hier schlecht geht. Aber man kann trotzdem drüber nachdenken.
ASZ-Frage: Denken wir mal drüber nach. Was meinen Sie, wie haben unsere Medien dieses Thema verarbeitet?:
Tuiach: In den Medien hat mich immer besonders aufgeregt, wenn sie schreiben, die Natur schlägt zurück! Von wegen - es ist nicht die Natur, die zurückgeschlagen hat, sondern es ist die Kultur und das ist ganz was anderes. Natur ist ganz was anderes.
ASZ-Frage: Erklären Sie uns das bitte.
Tuiach: Kultur ist, wenn auf diesem Frische- oder Nassmarkt oder wie das in China heißt, diese Fledermäuse verkauft werden und so wie wir schnell einen Döner essen nimmt sich der Chinese die frisch gehackte Fledermaus mit und spannt sie irgendwo ein und frisst sie auf.
ASZ-Frage: Aha, das ist also der Fledermaus-Döner der Chinesen, oder?
Tuiach: Ich will jetzt die Fledermaus nicht mit dem Döner vergleichen, nicht dass Sie irgendwo Schwierigkeiten bekommen.
ASZ-Frage: Das ist die Corona-Ursache?
Tuiach: Das ist der Grund und das hat nichts mit Natur zu tun, sondern ist Kultur.
ASZ-Frage: Haben Sie was gegen die Chinesen?
Tuiach: Also die mich ein bisschen besser kennen die wissen ja dass sie also Dany Chinesen seit zehn Jahren mindestens kein gutes Verhältnis haben weil ich glaube dass China ein Feind der menschlichen Zivilisation und Feinde menschlichen Kultur ist.
ASZ-Frage: Wieso erfahren wir da jetzt erst durch Sie was darüber?
Tuiach: Es traut sie aber auch niemand sagen, also unsere Mama Merkel hat es nicht geschafft, in drei Monaten ein einziges kritisches Wort über China zu äußern und auch der Außenminister, der Maas, wissen Sie, der den Kommunionanzug anhat, dieses Grischperle, täten wir in Augsburg sagen, ja auch nicht vermocht ein kritisches Wort zu sagen.
ASZ-Frage: Wer macht es besser?
Tuiach: Ich bin alles andere als ein Trump-Fan, alles andere, ja, aber da würde ich sagen müssen Trump you are absolutely right, wenn ich ihr diese Chinesen angeht denn nahezu alle Seuchen und Pandemien in den letzten 500 Jahren sind von China ausgegangen ...
ASZ-Frage: Wurden wir darüber nicht informiert?
Tuiach: Und was mich auch noch aufgeregt hat, im März ja habe ich in 150 Zeitungsartikeln in deutschen Zeitungen gelesen, der Klimawandel hat Corona begünstigt, der so genannt Klimawandel, ja wie den bitte?
ASZ-Frage: Stimmt das nicht?
Tuiach: Keine einzige Zeitung hat eine Zeile geschrieben inwiefern der Klimawandel hier seinen Teil zur Corona Krise beigetragen hat. Es ist vollkommen Unsinn. Aber man wollte das das nicht vergessen und heute gibt's schon wieder Fridays for Future und wir müssen wider an den Klimawandel ran und wenn Corona vorbei, kommt wieder der Klimawandel ....
ASZ-Frage: Ist der Klimawandel nicht das größte Problem der Menschheit?
Tuiach: Am Klimawandel ist auf der ganzen Welt noch kein einziger Mensch gestorben oder verletzt worden.
ASZ-Frage: Meinen Sie das wirklich?
Tuiach: Ja. Corona hat - ich weiß nicht die aktuelle Zahl - wahrscheinlich schon 150.000 Tote verursacht, also, bitte da nichts durcheinander bringen ...
ASZ-Frage: Wie sehen Sie die Hamsterkäufe während der Corona-Pandemie?
Tuiach: Was ich schon darüber schreiben wollte, aber jetzt hat ein anderer Soziologe drüber geschrieben und zwar über diese Klorollen- Geschichte, er habe da ganz viel nachgedacht warum haben sich die Bundesbürger auf die Klorollen gestürzt. jetzt ist tatsächlich ein Aufsatz von einem Soziologen erschienen und der sagt es hat mit Kontrolle zu tun. Und zwar die Bürger wollten die Kontrolle über ihr Leben behalten. In diesen schweren Corona-Zeiten.
ASZ-Frage: Das ist ja fast schon lustig. wenns nicht so traurig wäre.
Tuiach: Und das haben die Deutschen am besten vermocht, in dem sie Mengen an Klopapier gekauft haben. Als eine Art Kontrollzwang sozusagen. Was das für Implikationen hat? Hm, man hätte vielleicht auch was anderes kontrollieren können, aber dass es ausgerechnet dieses menschliche Verhalten war, das gibt mir schon ein bisschen zu denken.
ASZ-Frage: Nochmal zurück. Warum kritisiert denn niemand die Chinesen?
Tuiach: Warum kritisiert niemand die Chinesen hierzulande? Weil Mercedes und BMW und Audi jedes zweite oder dritte Auto in China verkauft und deshalb müssen wir vor den Chinesen buckeln. Auch wenn die Chinesen jedes Jahr tausend Regimegegner hinrichten, das wird alles akzeptiert, was die Chinesen machen, damit wir unsere Autos verkaufen.
ASZ-Frage: Ist das echt so?
Tuiach: Nicht, dass sie mich falsch verstehen, ich bin schon für Wohlstand hier, aber man hat es gesehen wie teuer diese Wohlstand verkauft wird.
ASZ-Frage: Sonst noch was Ärgerliches? Raus damit!
Tuiach: Es ist auch nicht richtig, dass 95% alle Tabletten in Indien hergestellt werden. Bin kein Globalisierungs-Feind, aber einige Sachen muss man vielleicht schon überdenken, wobei ich natürlich jetzt am allermeisten daran denke wann wird hier wieder Kabarett gespielt wird.
ASZ-Frage: Was hat sich geändert durch Corona?
Tuiach: Vielleicht ist Ihnen das auch aufgefallen im Verhalten der Leut? Vierzig Prozent der Menschen sind während dieser Corona-Krise freundlicher geworden. Plötzlich grüßen einen Menschen auf der Straße, wildfremde, wie wir zu sagen pflegen. Aber 60% sind aggressiver geworden. Man siehts an den Gesichtern.
ASZ-Frage: Ein Beispiel bitte:
Tuiach: Ich bin heut geradelt. Auf einem schmalen Weg. Es kam ein Ehepaar entgegen ja, der Weg war schmal, und dann pfurrt mich dieser Mann auf dem Radl an, was soll denn das? Das heißt, ich hätte mich wegen Corona in diesem Moment in Luft auflösen sollen, oder vom Fahrrad schmeißen sollen und beim Nachbarn über die Hecke drüberstürzen - oder sonstwas. Er hätte genau so gut warten können.
ASZ-Frage: Wirds noch schlimmer?
Tuiach: Das ist auch ein Grund warum ich hoffe, dass diese Corona-Kacke so schnell wie möglich vorbei geht, dass die Menschen wieder normal werden und nicht versuchen anderen Leuten ihre Aggressionen zu zeigen. Dass Aggressionen entstehen, im Moment ist ja offensichtlich, das ist ja leider der Fall
ASZ-Frage: Sind Sie fertig? Was sagen Sie dazu, dass die Leute bei uns nicht mal in die Kirche gehen dürfen?
Tuiach: Die können auch zu Hause beten, das ist meine Meinung. Und im übrigen. ich habe nichts gehört, dass die Kirche irgendwie Geld gestiftet hätte, jetzt wo die Leuten die in Bedrängnis geraten sind, habe ich keine einzige Zeile gelesen ...
ASZ-Frage: Was lesen Sie denn? Welche Zeitungen?
Tuaich: Ich lese alle Zeitungen, also das ist für mich kein Problem mit den Kirchen, das ich zu hoch einschätzen würde. Jeder kann zu Hause beten, wenn er das Bedürfnis hat.
ASZ-Frage: Sie sind ja ganz schön wütend.
Tuiach: Ja, Sie habens gehört, heute habe ich bissle Dampf ablassen müssen. Aber bei der nächsten Folge mache ich mir Gedanken, was ist, wenn die Freibäder ausfallen in diesem Sommer?
ASZ-Frage: Was befürchten Sie?
Tuiach: Das wird eine wirkliche Katastrophe, weil ich habe meine Badehose eigentlich schon bereit gestellt und gepackt und wäre bereit ins Freibad zu radeln. Das würde mich persönlich auch ganz schwer treffen. Ein Leben ohne Freibad ist ja gar nicht vorstellbar.
ASZ: Hoffentlich geht das gut aus für Sie. Vielleicht können wir unser nächstes Gespräch doch im Augsburger Familienbad abhalten, wo wir Sie manchmal schon angetroffen haben.
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Tuiach: "Beten kann doch jeder auch zu Hause." |
P.S.: Achtung! Dieses Exklusiv-Interview mit dem Geisterfahrer wurde aus unzähligen Original-Zitaten von Silvano Tuiach zusammengebastelt.