Lecherlich oder lächerlich? Das neue Augsburger Hochkultur-Magazin.
Jetzt mal ehrlich, zuerst dachten wir, das neue großformatige
Augsburger Kultur-Magazin "Lechler" ist ein Prospekt für
Leica-Fotoapparate, oder so. Mit seinem dicken Papier nichts für
Dünnbrettbohrer übrigens. Auf den zweiten Blick erkannten wir Fikret auf dem
Cover, den fröhlichen Wirt aus der Augsburger "Neruda"-Kneipe. Ein
bisschen verschwommen abgebildet hinter einem sinnigen Zitat: "Ich stieg auf
einen Pflaumenbaum, dort aß ich Trauben". Oder warn's Tauben? Peinlicher
Druckfehler? Gleich auf dem Titel beim ersten Heft? Oje.
Dann greifen wir beherzt zu und schnappen uns die Nr 1 des "Lechler",
nachdem uns ein fetter schwarzer brechtiger Bollen auf dem Titel süß
verkündete: "erstausgabe kostenlos". Ganz ohne Ausrufezeichen. Cool.
Nach einer ganzseitigen farbigen "swa"-Werbung (team m&m) ist auf
der - bis auf ein Wort - leeren Seite 4 das Motto des Heftes zu lesen:
"multikulti". Also machten wir uns auf ein neues Augsburger
Kulturmagazin mit vielen verschiedenen Kulturen gefasst. Wir verzichten hier
und jetzt darauf, die unzähligen "Lechler"-Vorgänger wie
"Artur" zwischen Lech und Wertach aufzuzählen. Naja, weil wir die
meisten auch schon vergessen haben.
Wille zur Frechheit?
Sehr viel Platz im Erstheft aus der Augsburger
Traditions-Druckerei Walch erhielt der rosarote Plüschrammler namens Osterhase
aus der heidnischen Kultur. Der Fotograf Ingo Heide (oder Heider? Oder Heidi?
Oder Heida?) hat sich wirklich viel Mühe gegeben mit seiner vierfarbigen
Fotostrecke "Der letzte Weg des Hasen." Müssen wir neidisch zugeben. Der
bärtige Kerl, der da in einer kitschigen Hasenmontur steckt, macht einiges mit.
Hier ist sogar der Wille zu etwas Frechheit erkennbar, das ein junges freies
Kulturmagazin ausstrahlen darfkannsollmuss. Der putzige Hase bekommt Scho(c)k-o-sosse
über sein rechtes Ohr geschüttet, die das kuschelige Hasenkostüm mit Glocke am
roten Band sauber versaut. Was ist sonst noch drin im ersten
"Lechler", das seinen Namen von einem Augsburger Fluss ableitet. Tja,
frauenfeindlich?
Der andere Fluss, die weibliche Wertach, muss auch hier wieder
mal draußen bleiben. Aber dafür wimmelts von interessanten und nackten
(geistig!) Frauen im elegant gestalteten Heft mit insgesamt 44 Seiten. Die
Schwarz-Schei...äh-weiß-Grafikerin mit Augsburgs kreativsten Vornamen Nontira
erzählt uns von ihrer Namensgebungswut. Nicht von der ihrer Eltern, schade. Zudem
hat sie einen selbst gestalteten Kalender beigesteuert. Nur mit Tusche und
Feder gemalt.
Optisch königliche Anzeige.
Schamlos weiß
Weil das natürlich sehr anstrengend ist, hat sie es mal bei den Monaten Januar, Februar und März belassen. Die Wochentage dürfen wir uns dazu denken. Und weil ja nix in Augsburg los ist, wie wir bei einigen befragten jungen Leuten im Heft erfahren, hat die Nontira auch nur Nonsens reingemacht in ihren SW-Kalender im Format Din A 2, also Null! Nichts! Non!
Weil das natürlich sehr anstrengend ist, hat sie es mal bei den Monaten Januar, Februar und März belassen. Die Wochentage dürfen wir uns dazu denken. Und weil ja nix in Augsburg los ist, wie wir bei einigen befragten jungen Leuten im Heft erfahren, hat die Nontira auch nur Nonsens reingemacht in ihren SW-Kalender im Format Din A 2, also Null! Nichts! Non!
Wir mögen den Nontira-Kalender trotzdem, weil wir uns gern an alten Löbensweisheiten festklammern, um ein
bisschen Halt in unserer wahnsinnig aufregenden Umbruch-Zeit zu haben, was uns ja auch
durch das vorliegende hemmungslos provozierende "Lechler"-Heft einer jungen und wilden Kunst-Bande sofort
klarno wird: Auch ein Rücken kann entzücken! Und der ist beim Nontira-Kalender
unbedruckt, richtig schamlos weiß, wie ein gründlich ausrasiertes Frauen-Dreieck, ja,
jetzt können wir hier endlich die bösen Gedanken unserer schwarzen Läster-Seelen
drauffummeln und -rotzen und -kotzen.
War das schon der ganze Inhalt im "Lechler?" Alles durchgehechelt?
Aber nein, wir können noch was über eine neue Augsburg Band
namens "Jack Snipe" erfahren. Wobei wir sympathisch finden, dass der
Misha "The John Butler Trio" erwähnt. Allein damit haben sich "Jack
Snipe" die vier Seiten im "Lechler" ehrlich verdient.
Außerdem lesen wir auf Seite 36 was über einen schlimmen Anti-Multi-Kulti-Spruch
unserer weiblichen Kanzlerin Angela, dem die Kultur-Reporter unaufhaltsam
mitten in Berlin nachgehen. Dabei kommt echt Schockierendes ans Tageslicht und drum
wir braven Datschis vor Angst gleich unters Bügelbrett der Mama flüchten, wo
wir auf das Osternest vom letzten Jahr stossen.
Leeres Finale?
Irgendein Sam, der es laut mag, winselt uns was vor, warum
er in Berlin keinen Erfolg hat, den er schon in Augsburg nicht hatte, aber
vielleicht auch nienicht bekommt, wenn er nach Augsburg auf allen Vieren zurückkriecht.
Immerhin hat der Jammer-Same schon zwei edel gemachte Seiten im
"Lechler" abgestaubt, wo die Chefredakteurin Nina Hortig, der Art
Director Ingo Heider, die zwei Autoren Christina Boos und Nina Hortig und dazu
noch die Frau für Anzeigen & Marketing, Christina Boos, inzwischen erkannt
haben, dass Hochmuth vor dem Fall kommt. Was? Wie wir da jetzt draufkommen?
Weil die tolle einseitige Farbanzeige der Firma Hochmuth, gleich mit drei
Hebebühnen, auf der vorletzten Seite, Anzeigenspezialisten sagen auch U3
(Umschlagseite 3) dazu, kommt, bevor das Blatt seinem leeren Finale zustrebt.
Hochmuth kommt vor dem Ende ....
Eine grandiose Anzeige, die bestens zu dem Fikret-Zitat auf dem Cover passt. Da
wird mitgedacht, gell. Ihr erinnert Euch? "Ich stieg auf einen
Pflaumenbaum, dort aß ich Trauben". Genau. Und wie kann man besser auf
einen Pflaumenbaum steigen, als wie mit einer Hochmuth-Hebebühne. Einfach
grandioses poetisches Marketing! Wir nehmen mal an, diese sinnlich gewagte
Anzeige hat der Papa von Christina Boos spendiert, der in der Werbeabteilung
von Hochmuth sitzt, oder?
Nachdem wir noch auf der superästhetisch aufgemachten
Impressum-Seite mitbekommen haben, dass uns fürs tapfere Lesen "Euer Lechler"
dankt, müssen wir auf der letzen Seite ganz unten ein bisschen rätseln, was die
Zahlen und Zeichen bedeuten könnten. Hm, eine Nummer fürs Spendenkonto der "Lechler"-Verlags-GbR
ist es wohl nicht.
Diese Ausgeburt
Obwohl die vielleicht bald nötig sein wird, falls das Heft
ab der zweiten Ausgabe was kostet. Wir gebens ja zu: ist ehrlich hübsch
gemacht, Leute. Ist jedoch bekannt: Eine hübsche Frau hat nichts Aufregendes
und wird schnell langweilig. Doch Ihr wisst ja auch, liebe "Lechler"-Macher:
In jedem Anfang lügt ein Saubär. Und unser Fikret auf der Titelseite
rechtfertigt voll auch nichtssagende Interviews, wie wir sie schon zu Genüge
kennen: Ja, in Augsburg ist was los, nein, in Ausgeburt ist nix los.
Da hätten sich die "Lechler"-Leute nur mal eine
winzige Scheibe bei Marcus Ertle, dem Augsburger Interview-Artisten abschneiden
sollen, auch wenn er manchmal nur irgendwelche Menschen mit allzu privaten Fragen foltert, und schon würden wir paar lächer...äh..lecherliche Zeilen mehr lesen.
Haben wir jetzt alles undankbar und gehässig durch unseren
kritischen Wortwolf gedreht? Niemanden vergessen? Doch, unseren Bommas. Tschuldigung,
Peter! Den alten Ethno-Freak und Augsburgs heimlicher Pop-Kulturbeauftragter.
Er bläst uns ein paar erschütternde Worte "zu Kultur" in die
tränenden Augen. Nun erst begreifen wir, warum der neue Augsburger Kulturrat
Kultur-Rat heißt: Man muss nämlich raten, wo der Rat und seine Kultur nun
geblieben ist.
Bommalunda gesucht
Ob Peter Bommas der neue soziokulturelle Papst von Datschiburg
wird, nachdem Hansi Ruile seine Multi-Kulti-Galeere in der Krässlichmühle verlassen
hat (wo ist eigentlich die neue Kressemühle-Chefin im "Lechler?"),
können wir hier noch nicht verraten, auch wenn Old Bommalunda auf den Fotos sexy-verhaut
rüberkommt, so wie Serge Gainsbourg, der den jungen Bukoswski doubelt. Multikulti
halt.
P.S. Was uns am allerbesten Gefallen hat im "Lechler",
willst Du wissen? Können wir Dir schon verraten: Die grelle Werbe-Seite von
Optik König und noch mehr die ganzseitige Anzeige der Stadtwerke Augsburg.
Naja, nicht die gesamte Anzeige, nein, nur die beiden Frauen darin, speziell
die Opernsängerin Sophia Christin Brommer am Theater Augsburg und noch
spezieller ihr tolles Kleid mit dem anziehend umwerfenden Schaufenster-Ausschnitt
- und am allerspeziellsten natürlich Brommers zwei Brummer: Woisch was i moin?
Ihr üppig hervoquellender Wunderbusen!
Die Brommer und ihre Brummer.
Wozu natürlich Augsburgs koscherste
Werbeagentur M&M den richtigen Slogan verfasst hat: Wer sonst stellt die
Kultur ins Rampenlicht?" Ja, richtig, auch Erotik ist Kultur! Hätten wir
fast vergessen beim Lechler durchblättern. Danke, lieber Daniel Melcer, du
vergisst uns geile Skandal-Böcke Gott sei Dank nicht.
P.P.S. Wird (das oder der?) "Lechler"?) anderen
Augsburger Magazinen wie "Neue Szene", "Trendy One",
"Augsburg-Journal" oder gar "A3kultur" den Rang in der
Publikumsgunst ablaufen können? Ganz bestimmt, das erkennt man schon an den erfolgsträchtigen
Einleitungnsworten (junge dynamische Menschen sagen Editorial dazu) der
"Lechler"-Redaktion, gegen das auch eine begnadet frommulierende
Jungreporterin mit scharfer Rasanz und gnadenlosem Satire-Schmiss, wie die
Miriam Zissler, nicht anstinken kann: "Am Ende ist das wohl am ehesten ein
People-Magazin, ein Heft über Menschen – und so viel Menscheln sei erlaubt –
ein Heft für Menschen ..." Heul, heul, hoi ....
P.P.P.S.: Was da wohl der tote Bruno dazu sagen würde? Wer? Na, Augsburgs bekanntester Printmedienhund weit und breit, der von seinem
Medien-Herrchen Pit neulich feierlich beerdigt werden musste? Oder musste Bruno gar sein Leben
als Testleser von "Lechler" aushauchen?