Und wer den Augschburger Dialekt unseres Brecht Bertsl bissle kennt, der weiss, dass der Bert aus der Bleich mit Keuner "Keiner" meint. Also den Herrn Niemand. Im Sinne von: "Wer war des?" - "Keuner!"
Jetzt hat der Autor Ulrich Schulte auf Brechts literarischen Spuren auch ein Werk herausgebracht, dass sich mit einem ähnlichen Menschen befasst: dem Herrn Keiner.
Seit Anfang April 2011 erscheinen die "Keiner-Geschichten" von Ulrich Schulte als Kolumne im Luxemburger „Tageblatt“, die als zweitgrößte Tageszeitung des Landes ca. 55000 Leser hat.
Seit Anfang April 2011 erscheinen die "Keiner-Geschichten" von Ulrich Schulte als Kolumne im Luxemburger „Tageblatt“, die als zweitgrößte Tageszeitung des Landes ca. 55000 Leser hat.
„Doch je weiter ich mit dem Erzählen meiner Geschichten vorankomme“, sagte Herr Keiner, „desto mehr bemerke ich, dass meine Geschichten denen des Herr Keuner nicht standhalten. Nicht, weil sie schlechter sind, sie sind in vieler Hinsicht anders ausgefallen.
"Herrschaftszeiten" hat Ulrich Schulte sein Werk mit den "Geschichten von Herrn Keiner" benannt.
Bei seinen Nachforschungen stößt Herr Keiner auf ein Phänomen namens "gutgläubiges Denken", das dazu führt, dass viele der betroffenen Menschen "nicht zu Kritikern der Logik des Systems, sondern zu Kritikern seiner (vermeintlichen) Unlogik" werden, indem sie nicht das wirtschaftliche Management, sondern das Miss-Management kritisieren. In den folgenden Geschichten unternimmt es Herr Keiner, das gutgläugige Denken zu dekonstruieren, indem er darlegt, dass das Marktwirtschaftssystem gar nicht den Zweck hat, für das Wohlergehen der Menschen zu sorgen. Anschaulich vorgeführt wird dieser menschenunfreundliche Sachverhalt in der Geschichte "Grenzwertiges Ernähren": In Verhältnissen, in denen "auch die Lebensmittel ein Geschäftsmittel sind", könne man sich unmöglich gesund ernähren, weil es selbst die Bio-Branche mit der Qualität ihrer Waren nicht so genau nehme, und zwar mit Rücksicht auf ihre Rendite, wobei ihr die staatlich verordneten Grenzwerte gute Dienste leisten.
Über das bloße Meinen" heißt jene Geschichte, in der Herr Keiner die allgegenwärtige Unsitte, Gedanken als Meinung vorzutragen, aufs Korn nimmt, wobei er das hochgelobte Recht auf Meinungsfreiheit in Misskredit bringt: "Eine schöne Freiheit ist das! Sie wird einem von denen gewährt, die ihrerseits klar zum Ausdruck bringen, dass ihre Äußerungen nicht mit einer Meinung zu verwechseln sind. Sie haben die Macht und machen Gesetze. Da gibt es kein 'bloß' und nichts Subjektives; was sie zu sagen haben, ist keine Ansichtssache. Die Äußerungen der Oberen nehmen für sich in Anspruch, objektiv gültig zu sein."
Das könnte dieser Ulrich Schulte sein, oder gar der Herr Keiner? |
Ulrich Schulte gelingt das, was Theodor W. Adorno stets für unmöglich gehalten hat: erzählend Argumente darzulegen, die beim Leser Denkprozesse initiieren können, deren Ergebnisse den Verblendungszusammenhang durchbrechen, der das warenproduzierende Marktwirtschaftssystem als Natur und somit als unveränderbar erscheinen lässt.
Übrigens fordert der Autor im Nachwort seine Leser dazu auf, sich in das "Projekt K." produktiv einzumischen, indem sie Stellung nehmen zu den Gedanken, die er in seiner Streitschrift über die herrschenden Verhältnisse äußert. Dergestalt könnte die Hegemonie der wohlmeinenden Meinungen zur Marktwirtschaftsdemokratie, die hierzulande das kritische Denken blockiert, ein wenig ins Wanken geraten.
- Das Buch "Herrschaftszeiten" von Ulrich Schulte kann in jeder Augsburger Buchhandlung bestellt werden.
- Aber auch im Internet.
Noch was: Hier ist der Blog von Herrn Keiner und Ulrich Schulte.
Und schon flattert uns für diesen Buch-Tipp eine Drohung ins Haus:
Hallo Leute,
eure freundliche Werbung für die Keiner-Geschichten fand ich ausgesprochen gut, doch möchte ich darauf hinweisen, dass der von euch recherchierte Ulrich Schulte nicht derjenige ist, der für die taz das Parlament beobachtet.
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Und schon flattert uns für diesen Buch-Tipp eine Drohung ins Haus:
Hallo Leute,
eure freundliche Werbung für die Keiner-Geschichten fand ich ausgesprochen gut, doch möchte ich darauf hinweisen, dass der von euch recherchierte Ulrich Schulte nicht derjenige ist, der für die taz das Parlament beobachtet.
Wenn ihr unbedingt neben der Geschicht des Herrn K. auch noch dessen Gesicht anschauen wollt, so findet ihr dieses unter "Neues von Herrn Keiner" in dem Eintrag "Ende September 2012" in einem Interview mit dem Luxemburger "Tageblatt" zum Thema "Lese-Rechtschreibschwierigkeiten".
Das ist lesenswert, weil es die so verbreitete wie verkehrte Psychologisierung ganz gewöhnlicher Lese- und Schreibfehler aufs Korn nimmt.
Grüße aus Dortmund,
F. Oswald
Grüße aus Dortmund,
F. Oswald
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Mein Gott, dann machen wir das halt auch noch:
Sag jetzt bloss keiner: das ist der falsche Schulte! - - - Schädliches Lebenselixier? |