Sonntag, 3. November 2013

Parteien sind alt, machtgierig und doof - sagt der kommende Stadtrat ...

Erstes Exklusiv-Gespräch mit Vinzenz Vietzke, der den Augsburger Stadtrat in der Zukunft unterwandern will

Bild: Pirat Vietzke will die Parteien entmachten.
Er tritt als Stadtrat im März 2014 an.

ASZ, Frage: Hallo, Herr Pirat, welche Partei im Augsburger Stadtrat gefällt Ihnen am besten?

Vietzke, Antwort:  Ich mag keine Parteien. Ihr ja auch nicht. Eigentlich mag niemand Parteien. Denn Parteien sind alt, machtgierig und doof.

ASZ, Frage: Hoi, das ist uns neu. Aber was sollen jetzt wir machen?

Vietzke, Antwort: : Für Politik interessieren sich aber viele; bestes Indiz hierfür ist die breite Politikverdrossenheit in unserer Gesellschaft, die eigentlich eine Parteienverdrossenheit ist.

ASZ, Frage: Wir lieben das Wort Verdrossenheit, fast so sehr wie Habenichtse. Haben Sie noch so paar schöne Wörter auf Lager?

Vietzke, Antwort: Für Parteien hingegen sehr wenige und es werden immer weniger. Denn in Parteien geht es immer nur um Eigeninteressen von wenigen Einzelnen und Machtgeschiebe, um diese durchzusetzen. Anstatt in Parteien ständig gegen neue künstliche Wände zu laufen, engagieren sich Menschen also lieber in Gruppen ohne Hierarchien, mit gemeinsamen Zielen und der Aussicht tatsächlich etwas zu bewegen.

ASZ, Frage: Wenn Parteien also doof sind – was dann?

Vietzke, Antwort: Ich bin zu den Piraten gekommen, weil sie aus meiner Sicht eigentlich keine Partei sind. Sie sind eine Gruppe ohne große Hierarchien, einer gemeinsamen Idee und mit der nahezu einmaligen Chance tatsächlich etwas zu verändern und zu bewegen. Daran hat sich auch vier Jahre später nichts geändert, egal wie professionell wir mittlerweile arbeiten. Wir sind inzwischen Deutschlands größte Lobbyorganisation für Freiheitsrechte und gesellschaftliche Gerechtigkeit. Und alle geschaffenen Strukturen sind diesem Ziel untergeordnet, nichts davon erfüllt einen reinen Selbstzweck.

ASZ, Frage: Johnny Depp ist ja auch Pirat, allerdings in der Südsee. Würden Sie sagen, dass Deppen grundsätzlich gerne Piraten sind, oder umgekehrt?

Vietzke, Antwort: Die Piraten sind für mich ein Hack, sprich der Versuch auf möglichst effizientem Weg Dinge zu erreichen, von denen viele profitieren. Das mag keine besonders schöne Lösung sein, weil man da natürlich das Politikspiel ein Stück weit mitspielen muss. Aber entscheidend ist, dass es funktioniert und am Ende mehr Leute auf politische Entscheidungen einwirken können.

ASZ, Frage: Aha, irgendwie erinnert uns das an das Ei, also vom Part, das Ei.

Vietzke, Antwort: Das Konstrukt „Partei“ ist dabei ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck das genau so auch verwendet werden soll: Stellt euch die Partei als einen Dosenöffner vor. Mit diesem Öffner bekommt die Bevölkerung Zugang zur geschlossenen Gesellschaft der Parlamente, auch hier in Augsburg. Wir Piraten widerum sind diejenigen, die dieses Werkzeug bedienen können. Dieses Wissen haben wir uns über die Jahre mit interner Formalitäten- und Programmarbeit angeeignet.

ASZ, Frage: Die Frage ist: wen interessiert’s?

Vietzke, Antwort:  In den kommenden Wochen wird entscheidend sein, diesen „Hack“ zu vermitteln; der breiten Bevölkerung zu zeigen, welche Möglichkeiten die Piraten (im wörtlichen Sinn) eröffnen können. Zu zeigen, was wir konkret wollen, was wir anders machen wollen. Dafür werden wir gewählt, diese Ziele gilt es nach außen zu tragen.

ASZ, Frage: Sollten wir das nicht lieber den professionellen Möbelpackern überlassen? Oder dem Fritz Effenberger? 

Vietzke, Antwort: Dazu kommt noch, dass wir Vereine und Bürgerinitiativen mit einladen müssen. Menschen, die etwas bewegen wollen – aber keine politische Lobby haben. Wenn ich mir anschaue, wie viele Initiativen es alleine in der näheren Vergangenheit gab, die Ideen und Ziele für den Stadtrat hatten – und wie viele davon wieder eingeschlafen sind, ist das wirklich traurig. Denn viel zu selten hat ihnen jemand zugehört. Diesen Leuten müssen wir strukturelle Unterstützung anbieten; dabei helfen, dass aus ihren Wünschen politische Forderungen werden. Wenn man so will: politische Aufbauarbeit leisten.

ASZ, Frage: Also, die Bluespots-Mädels von der Kulturszene haben doch gut abgesahnt, beim Peter Grab, die Leutchen müssen sich halt auch mal hübsch anziehen, wenn sie Kohle von der Stadt abstauben wollen, oder?

Antwort: Für mich bedeutet das, dass ich das weiter mache, was ich parteiintern in den letzten Jahren auch gemacht habe: Vernetzung schaffen, im Team individuelle Wege erarbeiten und Inhalte gezielt nach vorne bringen. Ich möchte Probleme gemeinsam mit Parteibasis und Bevölkerung aufgreifen, Ideen und Lösungen entwickeln, Mehrheiten bilden, Dinge umsetzen.

ASZ, Frage: Wer soll denn so einen Quatsch fertigbringen? 

Vietzke, Antwort: Dafür sind in meinen Augen die Piraten da und dazu will ich meinen Teil beitragen.

Lesens Sie dazu die Gegendarstellung von dem OB-Kandidaten der Piraten Fritz Effenberger: "Alles Fälschung und Madigmachung!


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Am Sonntag, den 3.11.2013
wählten die Augsburger Piraten im Piratenbüro die Spitzenplätze ihrer Stadtratsliste: 
Michael Wendland, Vinzenz Vietzke und Ethem Kara komplettieren das sechsköpfige Spitzenteam mit Fritz Effenberger, Claudius Roggenkamp
und Katrin Eberhardt 

Die Liste wird in einer zweiten Aufstellungsversammlung vervollständigt.


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