Das ist kein Leserbrief! |
Was soll diese Anzeige in einem Augsburger Blatt für den Augsburger Literatur-Freund Kurt Idrizovic von der Buchhandlung am Obstmarkt bedeuten? Endlich haben die Leserbriefschreiber mal einen Top-Feind, in den sie sich verbeißen können und kostenlos bestes Lesematerial zur Auflagensteigerung liefern. Wir würden darauf auch nicht verzichten! Wir wollen auch einen Maserati fahren und eine Villa am Starnbeger See!
Jetzt wollen das ein paar Wehleidige verhindern. Die kommen einem da mit Menschenwürde und so Kram. Aber: denken die auch an die Würde des Architekten, des Stadtbaurates und der Bauwirtschaft, die tief in deren Geldbeutel sitzt?
Sagen wir es mal ganz offen: wer hier gegen das Theater ist, darf auch geschmäht, verleumdet, gefoltert und verbrannt werden. Theater ist heilig. Koste es was wolle. Auf jeden Fall für gut verdienende Bildungsbürger und protzige Neureichen. Müssen ja auch mal wo ihre Klamotten und Klunker herzeigen können. Die Prolos, die lieber ins Kino gehen, vergessen wir lieber.
Gut, dass keine Anzeige gegen Unbekannt wegen diesen Hetzzetteln an Augsburgs Haltestellen und an Kurts Laden gemacht wurde. Wegen Sachbeschädigung oder gar wegen Volksverhetzung. Das wäre doch lächerlicher Pipikram gewesen. Wir hätten uns mal wieder bis auf die Knochen blamiert.
Direkt wohltuend ist es auch, dass die anderen Augsburger Buchhändler kühlen Kopf bewahren und sich nicht auf dramatische Weise mit ihrem Kollegen Kurt solidarisch erklären. Warum auch? Lieber freuen sie sich, wenn die Augsburger Schulen ihre Bücher nun bei ihnen, statt bei Kurt kaufen. Das ist doch das Natürliche in einer Leistungsgesellschaft wie bei uns.
Kultur ist nun mal ein Haifischbecken, gell. Wer sich reinbegibt ist selbst schuld.
So eine Solidaritäts-Anzeige hätten wir uns auch gewünscht, als die Augsburger Theater-Intendantin Juliane Votteler für einige Zeit aus einem nichtigen Grund aus dem Verkehr gezogen wurde und sie nur durch OB Gribls moralisches Handeln gerettet wurde. Bravo! Sie kann es ihm nicht genug danken. Sie würde für ihn sogar durchs Feuer gehen. Wo waren denn da diese Herrschaften? Verschiedenes hat sie damals wohl mehr interessiert als die Krankheit einer schwer gestressten Frau?
Unser ukrainische Putzfrau meint: "Du weißt doch lieber Kurt, warum Bert Brecht einst aus Augsburg geflüchtet ist? Dieser Ungeist scheint hier immer noch zu wehen."
Kurt und seine Freunde. |