Sonntag, 7. Januar 2018

Unsere neue Rubrik: "Hier schreibt der Leser und der Redakteur, der wundert sich"

Unzählige Leser-Briefe erreichen uns täglich zum Thema Tram-Linie 5

"Fahrgäste finanzieren den Straßenbau"


Liebe Skandalzeitung,

vielen Dank, dass Ihr das Thema Linie 5 mit Eurer Recherche "Wie die Fledermaus die Tram-Linie 5 lenkt ..." in Eurer Zeitung aufgenommen habt. War ja auch höchste Zeit, nachdem die anderen Augsburger Käseblätter sich hier in Schweigen hüllen und sich die Verantwortlichen hinter Ihrer viel gelobten Transparenz verstecken. Ich würde mich freuen wenn ich unter Eurer neuen Rubrik "Hier schreibt der Leser und der Redakteur, der wundert sich" meinen (süßen) Senf dazu geben kann:

Jetzt wird es endlich klar, weshalb die Linie 5 unbedingt in der Mitte der Ackermann-Straße fahren soll:  Im Plan der erneuerungsbedürftigen Straßen (siehe Anlage) hat das Tiefbauamt die Ackermannstraße als dringenden Bedarf orange markiert. Das kostet richtig viel Geld und die Stadt Augsburg wird weiter an die Wand gefahren. Schließlich müssen die maroden Betonfahrbahnen aus den 50er Jahren komplett abgebrochen werden und vorher muss die spätere Teerdecke abgefräst und mit viel Aufwand entsorgt werden.

Mit dem ansonsten gerne verwendeten Mittel der Anwohnerbeiträge/Straßenausbaubeiträge ist es hier Essig. Dumm gelaufen, denn niemand siedelt an dieser Stadtautobahn. Da bedarf es schon eines genialen Geistesblitzes, nämlich die Straba durch die Ackermannstrasse zu peitschen. Damit übernimmt der Staat rund 80% der Baukosten und wir Datschiburger haben wieder ein super Schnäppchen gemacht. Ist ja auch völlig egal, ob hier eine Straßenbahn Sinn macht oder nicht. Außerdem werden so auch gleich noch alle Signalanlagen erneuert und obendrein sogar die Straßenbeleuchtung. Das ist doch mal ein Deal!




Über die Hessenbachstraße wären die Gleise nur entlang der Südseite möglich gewesen. Die Erneuerung der Fahrbahnen hätten den städtischen Haushalt voll belastet. Das muss doch nicht sein. Man sieht also, Baum- und Artenschutz haben in Augsburg schon immer höchste Priorität, allerdings nur wenn sie ins Konzept passen.

Dass die Linie 5 kaum Fahrgäste haben wird, ist nicht so wichtig. Das kennt man schon von der Linie 6 her. Vielleicht  kann die Verlängerung nach Neusäß hier ein kleines Zubrot bringen, wo SWA-Boss Casazza schon fleißig am Missionieren ist. So oder so wird das Defizit bei Bahn und Bus aber steigen. Was also tun?

Ganz einfach: Man hebe in bewährter Weise ganz saftig die Preise. Und weil Preiserhöhung so gar nicht sexy klingt, nennt man es Tarifreform. Die Tarifzonen werden verändert, die SWA-Hausagentur Mies & Malad jubelt es mit aufwendigem Prospektgedöns als Verbesserung hoch und so finanzieren die Fahrgäste letztendlich in Augsburg den Straßenbau. Das soll uns mal einer nachmachen.

Bis März 2018 müssen wir uns wohl noch gedulden, bis die Gutachter ihr sicherlich vertracktes Rechen(kunst)werk vorlegen. Es wird spannend.

Der bisherige Verkehrsminister Dobrindt, der "ein bisschen an einen kleinen Jungen (erinnert), dem gerade seine Eiswaffel in den Dreck gefallen ist", kann seine schützende schwarze Hand ja nicht mehr über das Projekt halten. Er macht sich vielmehr gerade Sorgen, ob unser Land seit Jahrzehnten von einer linken Minderheit dominiert wird. So muss also der neue Bundesverkehrsminister, falls es jemals wieder zu einer Regierung kommt, entscheiden, ob dieses Konstrukt als förderfähiges Projekt eingestuft werden kann.

Hängt jetzt alles von der Glaubwürdigkeit der Gutachter ab? Hat unser Umweltreferent die Rechnung mit oder ohne die Fledermäuse gemacht? Werden unsere Augsburger Grünschleichen wieder die Bäume vor Ort opfern? Wenn ja, setzen sie sich dann auch für Ersatzpflanzungen in Timbuktu ein? Fragen über Fragen.

Es grüßt Euch herzlich

Ein treuer Leser
Anton Dammler
Im Sack 55
Augsburg

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