Montag, 13. Februar 2017

Omas und Opas müssen zum Augsburger Standesamt hochgeschleppt werden

Volker Schafitel, Architekt und Stadtrat (FW), beklagt die Behindertenfeindlichkeit in Augsburg. (Doku-Shot, Neue Augsburger Szene)



ASZ-Frage: Sie regen sich mal wieder mächtig auf. Dieses Mal, weil das Augsburger Standesamt nicht barrierefrei ist. Oder?

Schafitel-Antwort: Also, noch im Wahlkampf 2014 saß ich mit allen Augsburger OB-Kandidaten auf dem Podium bei vielen Diskussionen.

ASZ-Frage: Und? Was war da?

Schafitel-Antwort: Mir ist dabei aufgefallen, dass sehr häufig genannte Begriffe Ihrer politischen Darstellung Inklusion und Teilhabe waren. Man könnte sagen, Sie haben jeweils darum geeifert, wer der beste politischen Vertreter unserer behinderten Menschen in der Stadt ist.

ASZ-Frage: Dann ist doch alles gut, warum haben sie schon wieder einen angeschwollenen Hals?

Schafitel-Antwort: Seit drei Jahren sitzen sie auf der Regierungsbank, und schieben ein für sie, als frei beweglicher Mensch kleines, aber für behinderte Menschen unüberwindbares Problem vor sich her.

ASZ-Frage: Ist halt kein Geld da. Und müssen Behinderte unbedingt heiraten, fragt sich wohl mancher Stadtrat.

Schafitel-Antwort: Das sehe ich anders, sie geben zum Beispiel für einen Flößerpark, der bestenfalls eine politische Kür ist, das Geld aus, dass sie sich bei der Erfüllung ihrer politischen Pflicht einsparen.

ASZ-Frage: Was wollen Sie machen, wenn das Geld für der Flößerpark gebaut wird, das Standesamt aber wieder nicht barrierefrei wird?

Schafitel-Antwort: Ich würde mich schwer tun, einer solch sozial ungerechten Mittelverteilung im Haushalt zuzustimmen.


Was der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer will, das macht die Augsburger Stadtregierung unter der Fuchtel der CSU noch lange nicht ...


ASZ-Frage: Na, gut, dann halt kein barrierefreies Standesamt. Was ist da so schlimm dran. Können Behinderte nicht einfach woanders heiraten?


Schafitel-Antwort: Das Trauungszimmer der „Metropole“ Augsburg ist nicht nur seit Jahren für Behinderte unerreichbar. Omas und Opas müssen, um der Trauung ihrer Enkel beiwohnen zu können, von der Verwandtschaft die Treppen hochgetragen werden.



ASZ-Frage: Aber in der Augsburger CSU sitzt doch sogar ein Rollstuhlfahrer, der müsste das doch schon längst durchgesetzt haben.

Schafitel-Antwort: Der CSU Stadtrat Benedikt Lika, selbst Rollifahrer kritisierte 2015 öffentlich die mangelnde Barrierefreiheit von Augsburgs Gastronomie. Von der Dringlichkeit eines Standesamtaufzugs konnte er aber seine eigene Fraktion bisher nicht überzeugen.

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Unser ukrainische Putzfrau meint nach dem Lesen dieses Interviews: "Warum wird dann das Trauungszimmer nicht in ein Zelt beim Herkulesbrunnen verlegt? Da feiern doch sowieso die meisten Hochzeit?"





Rollende Bäume im Bahnhof!

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