Vor einigen Tagen ging Michael Symolka, "the man in black", für immer von uns. Er war in Augsburg bekannt als Journalist, Autor, Herausgeber, DJ, Kurzzeit-Gastronom und Radiomoderator.
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Michael G. Symolka am Mikrophon. |
Michael G. Symolka hat in Augsburg ein Künstlerleben hingelegt, das viele Facetten besitzt, das auch für viel Aufregung sorgte. Seine Freunde und Fans nannten ihn einfach Simi. Ich auch. Ich lernte ihn auf der Augsburger Fachhochschule für Gestatlung kennen. Dann arbeiteten wir sogar eine Weile bei dem damaligen Stadtmagazin "Szene" journalistisch zusammen. Das ging von Fotos, Texten bis hin zum Layout. Früher hatte er schon bei dem politischen Magazin "Podium" geschrieben. Und später hat er sogar mal über mich als Krimi-Autor in einer Augsburger Monatszeitung berichtet, die leider bald ihre Erscheinung einstellen musste.
Seine Jugendzeit schildert Michael so: "Diese Eltern, die ja wollten, das man es einmal besser hat, Karriere macht, sein Leben und seine Zukunft nicht wegwirft durch pubertäre Spinnereien wie Transzendenz und Blumen statt Wohlstandsgesellschaft, diese Eltern, die doch garnichts begriffen und in der Retrospektive fast noch recht behalten hätten. Was war das für ein Kampf allein um die langen Haare, täglich - im Elternhaus, an der Schule - ein Spießrutenlaufen in den Vororten der provinziellen Kaffs und Käffer - bis sie sich geschlagen gaben, sich auf das zurückziehend, was sie am besten beherrschten - larmoyanter Verachtung." Simi fühlte sich jedenfalls als Teil einer Zeit mit dem besten und kreativsten Rock'n Roll, mit einer Vildeutigkeit und Mystik, dass man schon mal die Richtung verlieren konnte ... aber allein das war mehr Abenteur für ihn, als sich "geradlinige Zeitgenossen ein ganzes Leben lang vorstellen konnten."
Er übernahm auch mal als Wirt die Mini-Kneipe "Grünes Bäumle" am Stadtbach, das vorher "Szene"-Verleger Jupp Reuter geführt hatte. Simi kochte täglich riesig auf, legte Platten auf und schenkte Bier aus. Auch ein Rockmusik-Festival veranstaltete er mit Flonny und Armin vom Circus am Stadtbach, der mit Holzbrettern als Bühne bedeckt war. Eine abenteuerliche Sache. Mit dem Wirtsdasein hatte Simi nicht viel Glück. Mir wurde eine tolle Geschichte erzählt, wie Simi ein Huhn fürs eine Gäste zubereitete. Er zerlegte mit der Geflügelschere, aber auch mit seinen Zähnen. Die guten Teile kamen in den Suppentopf, die Knorpel und andere schlecht verdaubaren Teile futterte er gleich selber.
Eine frührere Bekannte von Simi berichtet von seinem berühmt-berüchtigten Weihnachts-Mahl: "Wir haben einige Weihnachtsfeste zusammen gefeiert. Es gab immer Ente Simi. War jedes Mal ziemlich verbraten, da wir ja nebenbei Platten auflegen mußten, düstere Gedichte lesen und unglaublich viel lachen." Depro-Poeten wie
Trakl und
Benn gehörten ja zu Simis Lieblingspoeten.
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Simi im Supermarkt. |
Seine dunkle und sympathische Stimme rettete ihn. Natürlich auch sein Wissen im Bereicht Blues, Pop und Rock. Er konnte beim Privatradio RT1 anheuern. Dort präsentierte er alles von schwäbischer Blasmusik am Sonntagmorgen bis zu Underground-Sound nach Mitternacht. Er machte sogar seinen Führerschein nachträglich, um als Radio-Mann auch bei RT1 in Donauwörth für Nordschwaben eingesetzt werden zu können. Er legte sich einen großen, natürlich schwarzen, Mercedes zu. Eines seiner größten Erlebnisse beim Radio, auf das er immer gern zu sprchen kam, war sein
Interview mit Richie Havens. Dieser Musiker mit seiner Gitarre war beim legendären Woodstock-Festival mit seinem Song "Freedom" eine musikalische Sensation.
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Michael G. Symolka traf und begleitete Richie Havens.
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Schon als Jugenldicher agierte Michael "Simi" Symolka als DJ. |
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Natürlich trieb sich Simi als langhaariger Beat-Fan in den 1960ern auch am Pilz am Kö herum und wurde in der Augsburger Boulevard-Presse abgebildet. |
Und hier kann ich gleich erzählen, dass ich als Herr Ausgeber eine Lexikon-Reihe betreuen durfte. Ich ging dazu auf Suche nach Autoren zu verschiedenen Themen von Blut bis Blondinen, von Punk bis Beat. Für das Thema "Hippies - Psychedlic, Peace & freie Liebe - Das ABC der Flower-Power-Ära" dachte ich schnell an Simi. Als wir die Planung seines "Hippie"-Lexikons in seiner schönen Wohnung in der Georgenstraße angingen, bekochte mich Simi bei einer langen Besprechung darüber mit einem mehrgängigten Menü. Dazu legte er die Schallplatten auf, die er für diesen Zeitraum wichtig hielt. Darunter war auch von Eric Burdon "
Winds of Change", das war fast schon seine Hippie-Bibel.
Er hat das "Hippie-Lexikon" geschrieben und wurde damit zu einem Experten des Hippietums und der Flowerpower. Eingeladen wurde er daraufhin zu
Interviews im Fernsehen, bei Magazinen und Zeitungen, wenn das Thema Hippies und Woostock auftauchte. Er war jedenfalls in der Augsburger Subkultur ein wichtiger Mitmacher. Auch wenn nicht jedes seiner geplanten Projekte klappte. Dazu gehörte monatelanges Üben von "Warten auf Godot" als Underground-Theater oder ein ein literarisches Video-Archiv mit lesenden Autoren.
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Dieses Buch, er hätte es gerne verfasst, kam nie heraus. |
Besprechung des Hippie-Lexions von Michael G. Symolka: "Ein Trip durch die von Pop- und Rockkultur geprägte Ära der ausgehenden Sechziger: 'Make Love not War', 'Ho Ho Tschi Minh' und 'Peace', aber auch 'Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten' und 'Traue keinem über 30' bilden den korrespondierenden Kontrast zu einem der spannendsten und aufregendsten Kapitel des letzten Jahrhunderts. Alles wichtige zu dieser bewegten Ära fasst Michael G. Symolka in diesem Lese-Lexikon zusammen - Musik, Politik, Literatur, Lebensart, Strömungen, Ideologien und Philosophien - darunter auch Schrulliges und Abstruses. Sachlich, fachlich - aber auch sehr subjektiv mit viel Humor und Sarkasmus geschrieben. Keine Glorifizierung der Zeit - eine Auseinandersetzung mit der Erinnerung und dem, was blieb."
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Bei diesem Buch von Michael G.Symolka war Arno Löb der Herr Ausgeber. Beim Vorwort schrieb er: "Love, Peace and Happiness Rock'n Roll will never die und rollte Euch ne dicke Tüte!" |
Ein
Woodstock-Revial in Augsburg fand mit Simi im Augsburger Musik-Club Spectrum am 8. Oktober 2009 statt. Dort legte er mit DJ Christian Laubemeier als Simi & Laubi die Scheiben auf. Auch ein Beatles-Festival veranstaltete er.
Eine lange Zeit arbeitete er mit dem Künstler Pit Kinzer als die Macher des Augsburger Literatur-Magazins "sprachlos". Darin veröffentlichten sie von Augsburger Künstlern Lyrik, Stories und auch Bilder. Eine erfolgreiche Reihe, die im Augsburger Maro-Verlag produziert wurde. Pit Kiknzer, der den Weg zum bildenden Künstler ging, sagt zur Freundschaft mit Simi: "Wir waren im letzten Jahrtausend jahrzehntelang Beinahe-Doppelgänger und bester Freund. Leider später eher das Gegenteil."
Ein Radio-Kollege: "Er war ein intelligenter Mensch, aber schwierig im Umgang. Er hatte viele Chancen…"
Einen eigenen Gedichtband mit dem Titel "Innereien" veröffentlichte Michael Symolka auch in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Jürgen "Gebi" Gebhardt. Was aber kein glückliches Ende fand. Es ging um das Cover, von dem angeblich die Farbe abging. Bei den Gedichten von Simi in dem Buch gings schwer ab mit der Luest und Leidenschaft zu Mädchen und Frauen. Simi konnte Frauen betören mit Worten und Blicken, aber er konnte nach einer Trennung auch wochenlang darüber trauern. Junge Frauen zogen ihn an, wie Motten das Licht.
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Pit Kinzer und Michael G. Symolka am Strand von Griechenland. |
Da Benno Käsmayr bei seinem Augsburger
Maro-Verlag auch den US-Autor Charles Bukowski im Programm hatte, kam Michael Symolka, der manchmal bei Maro arbeitete, auf die Idee einige Bukowski-Text auf einer CD zu veröffentlichen. Simi und Buk, das war nicht weit auseinander.
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Wer Simis tolle Stimme hören will, der sollte sich diese CD zulegen. Mit Sound von Martin Seiler. Aufgenommen in Seilers Studio 2006. |
Simi besuchte in den 1960ern die Realschule im Beethovenviertel, machte eine Setzerlehre und kam dann in die Fachhochschule Gestaltung, wo ich auch war und ihn kennenlernte. Wir zogen durch die Kneipen und Clubs und nach Mitternacht trafen wir uns ab und zu im "Pflop" an der Bahnbrücke nach Göggingen. Vorher "Waldis Club" und später "Sputnik". Dort legte er um Mitterancht manchmal die Platten auf. Wir verstanden uns damals ganz gut. Die Musik hat uns natürlich verbunden.
Geboren wurde Michael G. Symolka am 14. Juni 1951 in Augsburg. 1971 machte er sein Abitur mit 2 Ehrenrunden. Er arbeitete auch in der sozialistischen Kooperative "Thing" und im legendären "Siedlerhof". Bereits in zarten Alter von 16 durfte er den damaligen DJ Waldemar „Waldy“ Hartmann, später Sportreporter beim Bayerischen Rundfunk, im Beat-Club "Big Apple" ab und an den Plattentellern ablösen, zudem war Symolka DJ im "Fuchsbau" und in der "Rumpelkammer". Auch verruchte Kneipennamen wie "Candy" und "Psycho" tauchen in seiner DJ-Karriere auf.
Ich denke noch öfters daran, wie Simi bei unseren dreitagelangen Layouts im Szene-Büro gerne Langspielplatten auflegte um uns durchhalten zu lassen, bevor wir uns an den Füßen hinauszogen um dann halbtot in der Druckerei anzukommen. Besonders gerne legte er in Zusammenarbeit mit Bernhard "Stone" Leitenmaier ein Album der Band "Flash and the Pan" auf. Und zwar zehnmal und öfters hintereinander um mich zu quälen. Ich mochte den Sound diser Combo, aber zehnmal hintereinander musste nicht sein. Jedoch war es wohl die Freude, die Simi hatte, wenn er mich musikalisch foltern konnte, die mich mein Ärgernis darüber schauspielerisch ausüben ließ. Dafür musste er ja leiden, wenn wir aus seinen Texten hunderte und mehr Fremdwörter herausstrichen.
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Präsentiert von Peter Bommas, Udo Legner und Michael Symolka. The Beatles and the Sixties - Art, Sound, Fashion & Style of the Swinging Sixties - Dienstag 4. 12. 2012 - bis Freitag 7. 12. 2012 in der Kradhalle - Multi-Event mit Austellung Rockmuseum München - Augsburg/Kulturpark West - unterstützt von der Stadt Augsburg, Stadtsparkasse Augsburg, Rockmuseum München. Konzerte, Generation-Talk, DJ-ing, Multi-Media-Shows, 60-ties Dinner, Fashionshow, Videos und Filme etc. - 4 Tage - präsentiert von Peter Bommas, Udo Legner und Michael G. Symolka (The Man in Black is Back!) |
Leider wurde Simi viele Jahre später manchmal ziemlich ungenießbar. Er führte das auf seine kaputte Kindheit zurück. Da hatte er wohl Schlimmes erlebt. An seinem Vater ließ er kaum ein gutes Haar. Er präsentierte sich nicht nur als wandelndes Fremdwörterbuch, sondern wurde gern provozierend, wobei er auch Beleidigungen ausspuckte, die nicht angebracht waren. Er konnte eine Party sprengen, kein Problem. Selbst vor handfesten Auseinandersetzungen scheute er nicht zurück. Das führte auch vor einigen Jahren zu einem heftigen Konflikt, bei dem Simi mit dem Hammer in der Hand von Polizisten überweältigt wurde. Er hatte sich mit einem Hausbewohner angelegt. Wir schrieben damals darüber in der
Skandal-Zeitung.
Und Simi gestand mir mal: "Ich habe Borderlinetendenzen - vor allem zwischen 20 und 30, Impulsdurchbrüche, Angstzustände, histrionische Narzissmusstörung - bis ca. 50, schwerste Depressionen seit Adoleszenz, starke somatoforme Probleme durch Gewalt und Missbrauch, starkes Schwitzen ein Leben lang, Hypertranspkirieren, sexuelle Panzerungen, partiell triebhaten Charakter - und etc.- du Depp!"
Und er scheute nicht zurück weiter loszulegen: "Ich bin übrigens Psychoanalytiker, solltest du wissen - ging mit Reich in die vollksschule Bkirkenau - du bist so ein primitiver Sack - dass ich gerade leicht lachen muss! Mit dir zu sprechen ist wirklich wie einem blinden farben zu erklräen, weil du echt mkomplett beratungsresistent bist - denke da mal drüber nach - diese plumpe Psyche - auf dem Comicniveau von Lupo!"
Manchmal ereiferte er sich bei Diskussionen mit mir sehr stark: "Ich mache Sex mit der Person die am meisten liebe - mit mir! Muuuuuuaaaah! Was bin ich putzich! Du nicht! Du homo erectus proconsul africanus. Du bist dem Flachlandgorilla schon sehr ähnlich, da wärste dann ein toller Silberrücken - so biste nur Quasimodo - sorry, es ging mit mir durch - mea culpa - ich bin ein Schwein."
Manche seiner alten Freunde wissen noch, dass Simi auch im Augsburger Antiquitätenladen "Angies Haferls" arbeitete, der viele Jahre später in die Jakober Straße gezogen ist.
Die Augsburger Stadträtin Regina Stuber-Schneider hat lobende Worte für ihn: "Er war für kurze Zeit mein Kollege. Sein Humor und seine Offenheit waren wunderbar. Aber seine Krankheit hat ihn leider gezeichnet."
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2016: Bericht im Augsburger Stadtmagazin "Neue Szene" über Symolka von Fabian Schreyer. |
Leider konnte sich Simi mit dem Aufkommen des Internets und den sozialen Medien nicht zurückhalten und beschimpfte viele seiner Freundinnen und Freunde, die sich dann von ihm abwandten, was ihn einsamer machte und noch mehr schimpfen ließ. Wobei er volle Pulle kreativ war. Ich kenne niemanden, der so geist- und wortreich, trotz Schaum vor dem Mund, einen verbal niedermachen konnte. Da musste ich manchmal in mich heiningrinsen und ihn schier bewundern für seine Wortgewalt. Ein Journalisten-Kollege von ihm meinte; "Er war ein kluger Kopf, aber er stand sich selbst im Weg." Ein anderer: "Er war keine einfacher Kollege."
Manchmal gab Simi in seinen letzten Jahren noch ein großes Fest in seinen Wohnungen. Wobei er wirklich ein großzügiger Gastgeber war. Da fehlte es an nichts. Und da konnte er auch einfach fröhlich sein. Und manche seiner Freundinnen waren wie eine Fee, die ihn umschwebte. Mit einigen konnte er sich allerdings tödlich verkrachen.
Fabian Schreyer beschreibt Simi in der Rubrik "Augsbürger" in der "Neuen Szene", Februar 2016, als Simi schon ziemlich raucherkrank war, über den (Über)Lebenskünstler Simi folgendermaßen: "Der Van-Morrison-Fan wirkt nicht wie ein Jammerlappen, eher wie ein selbstkritischer Analyst seiner derzeit bescheidenen Lebenslage. Scharfsinnig, humorvoll und mit Bereitschaft zur Selbstreflexion. Ein selbsternannter Idealist, Heimatsuchender, Kindskopf, Gerechtigkeitsfanatiker und Anecker, dessen bisweilen provokaten politische Ansichten über narzisstische Tendenzen hinaus das echte Bedürfnis nach einer Auseinandersetzung mit dem Zustand der Gesellschaft Durchblicken lassen."
Der frühere Augsburger Politiker und jetzt als Musiker unterwegs, Linus Förster, meint zu Symolka; "Simi hat mich gut 45 Jahre begleitet - mal fördernd, mal fordernd und immer wieder so, dass ich mich fragte, was ich ihm gerade getan habe. Er war halt so und so musste man ihn nehmen: ein nerviger, kritischer, manchmal lieber, aber immer auch kluger Kopf."
Ein früherer Gastronom erinnert sich: "Er hat mich in Waldi's Club mal aufgefordert, meine Reval gerade in den Zigarettenspitz zu drehen, weil das sonst so irreparabel aussähe. Haben damals beide in verschiedenen WGs im Bismarckviertel gewohnt. Beide passionierte Musikliebhaber und überzeugte Raucher, auch in Ironie und Sarkasmus interessiert."
Seine persönlichen Traumas und Probleme, die Simi über seine Aggressivität nach außen trug, ließ ihn wohl auch 1985 die Band "Blues-Destruction" mit den Grafikern Stefan Beck, Gerhard Lindner und Jürgen "Gebi" Gebhardt aufmachen. Simis Stimme war ideal bluesig. Die Augsburger Pop-Geschichte schreibt unter der Überschrift "Publikums-Beschimpfungen: "Der Gig geriet zu einem Triumph mit standintg ovations vor allem durch die gezielten Publikumsbeschimpfungen von Michael G. Symolka." Dabei wird auch erwähnt, dass Simi beim RT.1-Sender eine eigenen Sendung gestalten durfte: "Simi's Blues Dimensions." Nach 13 Jahren als Radio-Moderator bei RT.1, RT1-NS, Radio Donau 1 und Radio Prima 1 hat er sich in Friedberg bei Augsburg als selbständiger Medien-Mann niedergelassen.
Seinen Plan von einem zweiteiligen "Blues-Lexikon" nach dem erfolgreichen "Hippie-Lexikon" konnten wir nicht mehr umsetzen.
Als verärgerte Antwort zur aufkommenden Punk-Musik, auch in Augsburg, ließ sich Symolka die Punk-Parodie "Wilm Würg und die Kotzbrocken" einfallen. Das wird auch in einem Beitrag des bayerischen Subkultur-Lexikons "
Sub-bavaria" erwähnt.
Ein früherer Radio-Kollege widmet ihm folgende Zeilen: "Seit unserer gemeinsamen Pionierzeit im privaten Rundfunk ab Mitte der 1980er warst Du mein/unser liebster Diskussionspartner wenn's um gute Musik oder andere weltbewegende Themen wie Charles Bukowski, Otter (Du hast mir diese wunderbaren Tiere erst wirklich nahe gebracht), Katzen, Füchse, ungesunde Substanzen wie Rauchen etc., den Tsunami, ebenso krasser wie unfähiger Egoshooter in Politik, Wirtschaft, NGOs und Industrie ging - oder um unser marodes Sozialsystem in Deutschland. Alter, Du wirst uns Allen sehr fehlen, denn trotz möglicherweise diverser - teils krasser (ideologischer) - Gegensätze und "Point Of Views" warst Du stets einer mit Herz auf dem richtigen Fleck. Ich bin sicher, dass Dich eine Menge - ebenso gute - Leute immer in ihrer Erinnerung behalten werden als unser lieber grantiger Zottelbär."
Eine Freundin von Symolka berichtet: "Ich lernte mit 17 Simi in Waldis Club kennen. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Wir waren allerdings nie ein Liebespaar. Ich habe auch seine Wohnung am Jakobsplatz übernommen. Später seine Wäsche gewaschen, für ihn umsonst im Bäumle bedient. Aber das Wichtigste war doch, wir waren füreinander da. Wenn es mir schlecht ging, gab es keinen besseren und verständnisvolleren Freund als Simmi. Über viele Jahre. Und alles was ich über Musik weiß, kam von ihm. Van Morrisson und Simi, das gehört für mich immer noch zusammen. Weiß wahrscheinlich kaum jemand: Simi war der klassischen Musik nicht abgeneigt! Wir waren 2 oder 3x zusammen im Theater um Opern anzusehen! Danach haben wir dann die jeweiligen Sterbeszenen nachgespielt ... ojeoje, welch Blasphemie!"
Simi war nicht nur ein Fan von Van Morrisson, sondern auch von den Kinks und speziell von den PrettyThings, die er weitaus mehr schätzte als die Stones. Wenn die Pretty Things nach Augsburg für ein Konzert insSpectrum kamen, tobte Simi vor der Bühne herum, wenn sie Songs wie "Yes I Need LSD" oder "
Road Runner" spielten.
Zum größten Theater-Mann, Bert Brecht, aus Augsburg meinte Symolka: "Er kommt wie ich aus Augsburg - lange haben wir uns in frühen Jahren über die Augsburger Ignoranz gegenüber BB aufgeregt, skandiert - unsere Uni muss BB-Uni heissen - tja...Gedichte - etliche gut - hatte nie einen Draht zu ihm, wenn ich ehrlich bin - schon sehr zeitspezifisch. .. KP - gibts die in Deutschland überhaupt noch - er war schon ein Frettchen, mit einem Schlag bei Frauen - erstaunlicherweise - er war eher eine biedere Gestalt ... jetzt wird man mich wieder steinigen, in Auxburg - seit Jahren übertreibt man es ja hymnisch mit den Brechtwochen - vorher gabs die "Roy Black" Wochen (neee - aber der war populärer!) - das hier, ganz marginal ... ist kümmerlich - vielleicht hätte ich mich auch so verhalten, obwohl....? Und nicht Berthold, gelle - der Gute heisst Bertolt ... PS. Habe vor Jahrzehnten mal Regieassistenz beim Akku-Theater in der Mühle für das Stück Dansen gemacht. Das ist heute wieder sehr aktuell ... siehe Litauen, Letland etc. - Regieassistenz hiess Leberkäsesemmeln holen!"
Logo, für mein "Roy Black-Musical"hat mich Simi verdammt. Im Quadrat! Simi, da hast du wohl nicht geschnallt, dass ich dabei auch die Schlagerbranche und ihre krummen Geschäfte aufs Korn genommen hatte.
Zur Musik-Branche im Streaming-Zeitalter gab er auch einen Kommentar ab: "Was für eine Inflation von Musik seit Jahren - allerdings auch eine Sauerei (die natürlich toll ist - für mich und viele), der Kommunismus der Musik auf low Pricelevel - bei Büchern gibt es die Buchpreisbindung - wunderbare Musiker müssen sich mit Centbeträgen von den Streamingplatformen begnügen - sogar ich kaufe keine materielle Musik mehr...! Van Morrison hat früher nicht gerne getourt - seit Jahren tourt er wie ein Berserker - sagt: Er braucht nen Notgroschen für Rente - kann ich nachvollziehen - nur heute gastiert er auch für Dinnerconcerts in Luxushotels für horrende Preise...aber....mühsam ernährt sich das Musikeichhorn."
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Die SZ berichtete über die Sendung über das verarmte Augsburg, bei der Michael Symolka über sein Leben berichten durfte, bei dem er "ganz unten" war.
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Über sein Interview mit demSänger von Deep Purple schwärmte Simi noch lange: "Ian Gillan war einer der nettesten, die ich je interviewt habe - Sache war erledigt - ca. 30 Journalisten standen im Saal herum - da bahnt er sich soz. einen Weg zu mir - gibt mir die Hand und sagt, "it was a pleasure for me"- (hatte ihn auch nach Black Sabbath gefragt, hi hi) - die Hand habe ich natürlich nie mehr gewaschen ..."
Simi konnte sich über beliebte Promis wie Diana fruchtbar aufregen, was er auch öffentlich kundtat: "Nicht unbedingt ganz aktuell und breaking news - aber noch im Toleranzbereich - weil ich sie gestern kurz in der Glotze sah - ich mochte sie nie, the English Rose, diese Diana - Lady Di - was für eine Hysterie und Bigotterie - eine biedere anämische English Lady mit rouge roten Apfelbäckchen - und diesem verschämten Getue, die hatte es faustdick hinter den Ohren - war ja meist passend - der Stiefelknecht als Lover und der dickliche orientalische Prinz - dass Albions Kinder ihr das alles verziehen haben - damals sank Lizzy extrem in der Gunst ihrer Landsleute! So, das wollte ich noch gesagt haben - zeitnah!"
Irgendwann, als Simi nicht mehr beim Radio war und sein Konto immer leerer wurde, kamen diverse Schicksalsschläge, die ihn trotz heftiger Gegenwehr umwarfen. Dazu gehörte nicht nur diverse Jobverluste, die Zwangsräumung aus seiner Wohnung in Friedberg, sondern auch der Tod seiner geliebten Mutter. Schon 2018 outete er sich in einer Friedberger Zeitung als Missbrauchsopfer durch einen Priester. Er soll dafür eine Zahlung von der Kirche bekommen haben.
Über sein Leben, das sich im Alter nicht mehr auf der Sonnenseite abspielte, durfte Symolka 2015 auch im Bayerischen Fernsehen berichten. Es ging dabei um eine Sendung über Augsburg, als ärmste Stadt in Bayern. Begleitet wurde die Sendung mit einem
Bericht in der Süddeutschen Zeitung.
Symolka zu seiner Krankheit: "Betreff
COPD - ich hab dann doch eine vielleicht naive partiell rhetorische Frage - warum lassen uns die Krankenkassen eigentlich fast verrecken - copd 4, Kollateralschäden, Muskelschwund, Tachykardie, Diabetes eventuell etc. - bevor Sie den Patienten Sauerstoff gewähren? - Hoffen wohl auf kürzere Lebenszeit, hat das vielleicht sogar mit "Kosten" zu tun? Mags ja kaum glauben!"
Selbst seine Krankheit verglich er noch mit Rockmusik: "Wollte gestern im Supermarkt aufgeben, klatschnass, weissen Sabber am Mund, zitternde Beine (die Kassiererin sah mich an wie Monster, als ich zuhause in Spiegel schaute, verstand ich das, eklig!) ... nur 3 Schritte am Stück ... sah aus wie der Mann auf dem "Aqualung"-Cover - so wollte ich nie aussehen ..."
Wollte
gestern im Supermarkt aufgeben, klatschnass, weissen Sabber am Mund,
zitternde Beine (die Kassiererin sah mich an wie Monster, als ich
zuhause in Spiegel schaute, verstand ich das, eklig!).....nur 3
Schritte am Stück....sah aus wie "Aqualung" - so wollte
ich nie aussehen
Wollte
gestern im Supermarkt aufgeben, klatschnass, weissen Sabber am Mund,
zitternde Beine (die Kassiererin sah mich an wie Monster, als ich
zuhause in Spiegel schaute, verstand ich das, eklig!).....nur 3
Schritte am Stück....sah aus wie "Aqualung" - so wollte
ich nie aussehen
Der Augsburger Musiker Julo erzählt über Simis Finale: "Hab mich die letzten zwei Monate in seinem Leben um ihn gekümmert und er meinte, es wundert ihn, dass er doch noch jemanden gut leiden können würde. Zwei Tage vor seinem Tod hab ich ihn noch im Krankenhaus besucht und wir haben viel gelacht und er war gut drauf, trotz der Lungenkrebs-Diagnose, die er ein paar Tage vorher bekommen hat. COPD, Diabetes, Stürze mit anschließender Schmerzmitteltherapie kamen noch dazu. Die Damen im Krankenhaus sagten mir, sein Herz hatte keine Kraft mehr. Wiederbelebung war fehlgeschlagen."
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Michael G. Symolka wurde 1951 geboren und verstarb 2023. |
Ein Löbliches Wort noch zu Simi: Lieber Michael, ja, es war eine ausgeflippte Zeit, die wir genießen durften. Auch wenn unsere Träume von freier Liebe, Frieden und Freiheit teilweise zerplatzen. Jedenfalls nicht durch uns. Wir haben den Mief der satten Bürger, die alles vergessen wollten, was sie früher an Verbrechen angestellt hatten, weitaus Schlimmeres als unsere geliebte Rockmusik, ganz schön vertrieben. Danke dir dafür.
Text und manche Fotos von Arno Loeb