Foto: Dr. Sebastian Seidl vom Sensemble-Theater bei der Buch-Präsentation "Tales of Two Cities": "Ich fühle, das Cover dieses Buches ist beschissen, aber ich weiß nicht genau wieso? Irgendwas fehlt!"
Völlig entsetzt reagierte heute Abend das Publikum bei der Präsentation des Werkes "Tales of Two Cities" mit Texten von weiblichen und männlichen Autoren aus Augsburg und Jinan.
Aber nicht wegen dem doofen englischen Titel. Auch nicht weil unsere Lyrik-Landplage Lydia Daher schon wieder dabei war. Nein, schockiert waren alle erst, als ihnen der Herausgeber Andreas Nohl das frisch aus dem Maro-Verlag von Benno Käsmayr, Kurt Idrizovicz und Arno Loeb herbeigeschleppten Kartons ausgepackte Buch auf der Bühne der Kultur-Fabrik des Sensemble-Theaters ins Publikum streckte?
Geschockt? Warum denn das? Na?
Unfassbar, das anwesende Publikum schrie einstimmig geschockt auf: "Da fehlt ja der Name der Übersetzerin auf dem Buch-Umschlag vorne!"
Damit war die Buch-Präsentations-Party in der Augsburger Kultur-Fabrik gelaufen. Herausgeber Andreas Nohl versuchte diesen unverzeihlichen Fauxpas mit einer langen, langen, langen Rede zu verdrängen. Da hätte er lieber eine Runde Schnaps ausgegeben. Wo er doch als Delegationsleiter mit dem Seidel als Delegation in Chinas, das Schnapstrinken trotz Bauchschmerzen schon so gut intus hatte. Hatte nicht diese wunderbare Übersetzerin die chinesischen Geschichten über eine vertrocknete Krebsmutter und eine am Fladen riechende Oma - ohne beim Übersetzen einzuschlafen, bittesehr - ins Deutsche gebracht?
Aber es gelang dem leichenblass gewordenen Nohl leider nicht. In Gedanken ist er sicher auf die Schatzinsel geflüchtet, oder mit dem Raddampfer über den Mississippi verschwunden.
Auch eine typisch deutsche Lebensnichterfüllung machte sich bei Nohl plötzlich breit. Alle sprachen nur noch von der fehlenden Übersetzerin, wie auch unsere Bild-Dokumente beweisen. Das Fest war definitv versaut.
Wer wollte da noch über die Menschenrechte in China reden, besonders, wo man doch laut Nohl das mal besser mit den Amis machen sollte. Auch unser China-Fan OB Dr. Kukrt Gribl soll dazu fleißig genickt haben.
Auch ein aus China mitgebrachter Handstand-Porno-Film konnte das Augsburger Publikum nicht von der vergessenen Übersetzerin ablenken.
Daniela Nehring vom Ensemble Theater redet sich in Rage über die vergessene Übersetzerin: "Hiermit fordere ich Andreas Nohl als Herausgeber auf, den Namen seiner Übersetzerin mit einem Pinsel aus seinen letzten Scham-Haaren, - jawoll, weil er sich schämen soll - mit chinesischen Zeichen auf das Cover aller Bücher zu malen, sonst schepperts gewaltig."
Augsburgs OB Dr. Kurt Gribl nahm den Skandal um die vergessene Übersetzerin mit viel Poesie und Humor: "Dieser Herausgeber Nohl ist ganz schön hohl!"
Bezirkstags-Abgeordnerter Wolfgang Bähner: "Wenn der Nohl jetzt ein Salzstängle wär ..."
Augsburgs Ex-Oberbürgermeister und Verwalter der Viermetz-Stiftung Dr. Peter Menacher:
"Wie kann man nur die Übersetzerin vergessen? Hoffentlich finde ich vor lauter Ärger noch den Heimweg. Ich komme ja aus einer Buchdruckerfamilie. Solche Flaschen wie den Nohl hätten wir nicht mal bei Aldi in den Pfand-Automat gesteckt."
Erwin Schletterer vom Augsburger Kurzfilm-Festival:
"Sowas passiert bei unseren Filmen nie. Wer mitmacht der wird im Abspann auch hundertpro genannt. Außer es ist ein Film über Andreas Nohl, haha!"
Und noch ein fetter Fehler am Willkommens-Tisch:
"Freie Frauenwahl" hätte es heißen müssen.
Maro-Drucker Benno Käsmayr und Buchhändler Kurt Idrizovic: "Jaja, der Nohl, hat der nicht auch schon mal seine Frau im Dracula-Schloss vergessen?"
Die vergessene Übersetzerin (muss wegen schlechter Bezahlung auch an der Theater-Bar arbeiten): "Ich stopf die blöden Bücher alle in den Abfall hier!"
Zwei echt nette Mädels aus Jinan:
"Wir brauchen keine Übersetzerin, die ist uns wurxt. Was sind wir doch froh,
dass wir hier nicht alles verstehen."
Tales of Two Cities
Das Projekt einer gemeinsamen Publikation chinesischer und deutscher Autoren aus Jinan und Augsburg basiert auf Gesprächen, die die beiden Autoren Andreas Nohl und Sebastian Seidel im Oktober 2012 in Jinan mit Vertretern des dortigen Schriftstellerverbandes geführt haben. Geplant wurde eine Textauswahl von jeweils ca. 10 Seiten pro Autor (Erzählung, Romanauszug, Gedichte, Szene aus Theaterstück etc), die in die jeweilige Landessprache übersetzt werden: die chinesischen Autoren in der deutschen Ausgabe, die deutschen Autoren in der chinesischen Ausgabe.
So entstand einerseits ein Einblick in die literarische Arbeit der jetzt schreibenden Schriftsteller in beiden Städten und andererseits eine Vergleichsmöglichkeit beider literarischer Herangehensweisen. Die unterschiedlichen Inhalte, Formen, Motive, ästhetischen und sprachlichen Konzepte geben zum ersten Mal wie bei einer Synopse den Blick auf die kulturelle Lebenswirklichkeit in beiden Ländern und Städten frei.
Die Autoren aus Augsburg
Lydia Daher (Lyrikerin), Peter Dempf (Romancier), Eva Leipprand (Erzählerin, Kritikerin), Andreas Nohl (Erzähler, Essayist, Übersetzer), Sebastian Seidel (Dramatiker), Thomas von Steinaecker (Romancier), Dieter Walter (Romancier)
Die Autoren aus Jinan
Haicheng (Romancier), Jian Mo (Lyrikerin, Kalligraphin), Zhu Wenxing (Esayist), Zhang Ke (Essayist), Sun Guozhang (Lyriker), Liu Zhaoru (Erzähler), Hou Lin (Kritiker, Feuilletonist)
Gefördert durch
Stadt Augsburg, Freistaat Bayern, Kurt-Viermetz-Stiftung, Dt-Ch. Gesellschaft in Augsburg