Montag, 9. Januar 2012

Augsburgs berühmtester Meister Eder: Es wird ganz schlimm ....


Martin Eder, Augsburgs bekanntester Maler in der Gegenwart, der schon mal 50.000 Euro für ein Gemälde verlangt, hat ein wildes Interview gegeben, über das die ganze Welt sprechen wird.  Eder, ein Schwiegersohn des Augsburger Künstlers Urban Ehm, war zwischen Lech und Wertach Rockmusiker und wurde in Berlin als Lolita-Maler mit dem blutigen Pinsel bekannt.  Ein spannendes Interview der Internetseite Kleidungskultur.

Herr Eder, sie kommen aus einem kleinen Ort bei Augsburg, waren Sie dort damals so etwas wie der Dorfrebell, wie sah das aus?
In Batzenhofen, mit seinen 300 Einwohnern, gab es kein Mittelmaß, entweder war alles ganz sinnlos oder ganz toll. Als Jugendlicher hatte ich viele Platten, noch mehr Kassetten aber nur zwei Hosen. Wir haben damals sehr viel Musik gemacht, aber ich habe mich nie über Kleidung als Rebell verhalten, man trägt das was man tragen möchte.
Dennoch definiert sich heute, mehr denn je, die Jugendkultur über ihren sogenannten Style?
Aufbruch oder Rebellion durch eine Klamotte zu demonstrieren,  ist eine unglaubliche Gewissenlosigkeit in dieser Zeit. Man kann zum Beispiel keinen sau blöden Sneaker tragen der im Einkauf 4 Euro und im Verkauf 120 Euro kostet und wo die Leute die ihn herstellen mit einem lächerlichen Lohn abgespeist werden. Und wenn man das alles in Kauf nimmt und sich bei diesen angesagten Ketten einkleidet, dann hat das nichts mit Kult oder Kultur zu tun, das ist dann einfach nur menschenverachtend. Deshalb kauf ich mir, wenn ich das Geld habe, lieber eine Hose die länger hält und die gut gemacht ist oder ein Jackett aus gutem Stoff. Sicher ist es teurer, aber dafür hält das Ding auch, sieht meistens auch noch besser aus und man hat nicht das Gefühl das Blut von weinenden Kindern aus dem Saum raus tropft. Klingt vielleicht pathetisch, aber dieses Bewusstsein gibt es in der Bevölkerung nicht, das was sie da billig in Ketten kaufen, anderen Menschen das Leben zur Hölle macht. Und da hört es auch auf mit Mode und Style. Wenn schon Mode, dann sollen sie sich für 2 Mille das Teil direkt vom Designer holen und nicht zwei Jahre später die billige Kopie in der Kette.
Weise Worte von dem Künstler mit dem guten Geschmack?
Ich habe keinen guten Geschmack, zum Glück habe ich keinen guten Geschmack. Als ich damals in Augsburg lebte, gab es da so ein Restaurant, das für’s jüngere Publikum getrimmt war.  Für Leute die zuhause schwarze eckige Teller haben oder Prossecco Gläser mit ledernen Griff, Berufsgruppe Steuerberater oder so, also nichts gegen Steuerberater. Auf jeden Fall stand vor diesem Laden ein Riesen Banner und da stand drauf: Vorsicht Geschmack! Das war wirklich der Werbespruch von diesem Lokal. Und das trifft es doch total, Geschmack ist eigentlich was ganz schlimmes. Es gibt ja auch diese ganzen Landleben Magazine, mit diesen Bildern wo Büsche und Gärtchen drauf zu sehen sind und ein Kiesweg der knirscht und genauso verknöchert knirscht es doch auch in der Unterhose von diesen Leuten mit Geschmack. Geschmack ob guter oder schlechter, ist für mich eine Kampfansage.
Martin Eder, Reinigung, 2010 Sammlung SØR Rusche Oelde/Berlin
Aber gerade Künstler um die 40, spontan denke ich da an Nick Cave oder die Einstürzenden Neubauten, fingen in dem Alter an sich stilvoll zu kleiden, mit Anzügen. War das bei Ihnen auch so?
Ich habe eigentlich schon immer Anzug getragen, man könnte fast sagen, ab der Kommunion habe ich das Anzug tragen nicht mehr abgelegt. Aber es gibt das so eine Sache, bei Männlein als auch bei Weiblein, wenn zum Beispiel eine 25jährige so eine spitze fiftys Brille, samt Kostümchen trägt sieht das cool aus, genauso wie junge Männer die diesen Stil fahren und schmale Anzüge tragen. Das schlimme ist nur wenn diese Leute und davon habe ich so einige in meinem Kreise, sich dann mit 50 immer noch so kleiden, dann wird aus der Ironie plötzlich ernst und die Frau wirkt dann wie eine Omi und der Typ wie ein Versicherungsvertreter. Und man fragt sich selbst, wird es nicht mal Zeit für einen neuen Style?
Ok, aber schlimmer sind doch eigentlich die Leute, wie zum Beispiel viele Männer in Berlin Mitte, die sich mit 50 noch kleiden wie 18jährige oder?
Oh ja, dass ist auch ganz schlimm. Man muss halt einen Weg finden in Würde zu altern. Dieses Programm fahre ich gerade. Ich kann ja nicht anders als ich es schon immer mache, denn in Jogginghosen sehe ich völlig blöd aus, Pullis mit Schriftzügen drauf lassen mich implodieren, da verschwinde ich komplett, na ja und bunt ist auch nicht wirklich meins. Ehrlich gesagt  mache ich mir nicht viele Gedanken was ich anziehe, eher was ich nicht anziehe. Und ich hasse es einkaufen zu gehen. Als Schüler musste ich immer mit meiner Mutter und meiner Tante Hosen einkaufen gehen, dass war ein einziger Spießroutenlauf. So viele Hosen musst ich immer anprobieren. Ich kann seit dem nicht mehr in Umkleidekabinen gehen, da bin ich echt traumatisiert. Deswegen habe ich schon viele Sachen gekauft die dann letztendlich nicht gepasst haben. Aber so langsam kenne ich meine Grössen.
Was tragen sie heute?
Das Jackett ist von Herr von Eden, obwohl ich eigentlich viel lieber mein Daniel Hechter Cashmere Sakko aus den 80ern tragen würde, das ist richtig schön. Die Cordhose ist  von Gieves & Hawkes, die Schuhe sind von Church’s London, mein Löchershirt ist von American apparell, genauso wie meine Unterhose. Mir geht es nicht darum das die Schuhe aus England kommen, mir geht es darum das die Schuhe gut gemacht sind und halten und wenn sie mal kaputt sind das man sie auch wieder reparieren kann. Und ich finde man kann auch gut mal ein gepflegtes Loch in der Kleidung tragen.
Also ganz nach der Devise, lieber Qualität statt grosser Namen?
Ein Magazin hat vor einiger Zeit mal eine Geschichte über mich geschrieben , die waren dann hier und haben Fotos gemacht. Am nächste Tag riefen die dann an und fragten: “Der Anzug war ja von so und so, aber das Hemd was sie beim Shooting trugen, von wem war denn das?”  Ich wusste gar nicht mehr welches Hemd ich überhaupt anhatte und dann sah ich auf meinem Tisch eine Flasche Montepulciano und sagte zu dem Typen am Telefon: “Das  Hemd war Pulciano Monte!”  ”Ah ja alles klar.”  Ne halbe Stunde später riefen die wieder an, ob ich noch mal den Designernamen des Hemdes wiederholen könnte: ” Klar, Pulciano Monte, den kennen sie doch oder?” Die dann: ” Ja klar, wir wollten nur noch mal sicher gehen.” Und der Witz war die haben das dann auch so gedruckt: Martin Eder trägt ein Hemd von Pulciano Monte. Das war lustig.

Martin Eder, Unschuld, 2010 Sammlung SØR Rusche Oelde/Berlin



Martin Eder als Gitarrist in seiner Augsbuger Rockabilly-Combo. Ist schon ein Weilchen her ...

Bühne frei!

Nachdem diese Künstler-Bühne aus der ehemaligen Fußgängerzone Maximilianstraße verbannt wurde, hat sie jetzt einen Superplatz erhalten. Dire...