Mittwoch, 21. November 2018

Marionetten gegen das Böse


Die Augsburger Puppenkiste schickte ihre Marionetten vor die Kamera. Sie kämpfen in dem Weihnachtsfilm "Geister der Weihnacht" gegen den geizigen und bösen Geldverleiher Scrooge. Ähnlichkeiten mit einem gewissen J. Fugger d. Reiche sind nicht ausgeschlossen.

In diesem Film ist Ebenezer Scrooge ist ein eigenbrötlerischer Geizhals, der Menschen verabscheut und Weihnachten über alles hasst. Doch am Abend vor Weihnachten erscheint ihm der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley, der Scrooge ermahnt sich zu bessern und ihm den Besuch drei weiterer Geister ankündigt.

Der Weihnachts-Streifen mit den Augsburger Puppen an den Fäden aus der Kiste läuft im Dezember 2018 in den Kinos.
Der Trailer zu dem Film ist h i e r zu sehen.


Der Geldverleiher Scrooge hat ein Herz, hart wie das Metall einer Münze.

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Gegen reine Profitgier und für mehr Güte
Interview mit Klaus Marschall 
von der Augsburger Puppenkiste

Die Marionetten-Brüder: Klaus und Jürgen Marschall.
(Foto: TrendyOne)


Frage: Mit GEISTER DER WEIHNACHT hat die Augsburger Puppenkiste den Literaturklassiker „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens adaptiert und neu inszeniert. Wie kam es zu dem Projekt?

Marschall: Die Geschichte nach Charles Dickens' Novelle ist neben der biblischen Weihnachtsgeschichte die wohl bekannteste und beliebteste Geschichte der Weihnachtszeit. Ein Klassiker, der bereits für viele Verfilmungen und Theaterstücke adaptiert wurde. Es war deshalb an der Zeit, diese Geschichte auch in der Erzählweise der Augsburger Puppenkiste zu zeigen.

Frage: Warum passt diese Geschichte gut zur Augsburger Puppenkiste?


Marschall: Das Buch von Charles Dickens lässt unserer Fantasie viel Spielraum. Wie die Geister aussehen bleibt in der Literaturvorlage weitgehend offen. Wir haben dadurch die Möglichkeit diese Geister neu zu erfinden. So entstehen die Geister in unserer Weihnachtsgeschichte aus dem direkten Umfeld des Schlafzimmers.

Frage: Was war bei der Adaption der Geschichte zu einem Stück der Augsburger Puppenkiste zu beachten? Was wurde geändert oder ergänzt?


Marschall: Die Schwierigkeit bestand darin, die Geschichte, die von Charles Dickens für Erwachsene geschrieben wurde, so umzugestalten, dass auch Kinder die Geschichte verstehen und sich nicht vor den Geistern fürchten. Das ist Judith Gardner mit Ihrer Bearbeitung sehr gut gelungen.

Frage: Welche Bedeutung hat die Geschichte von 1843 in unserer heutigen Zeit? Welche Werte sollen in dem Stück transportiert werden?

Marschall: Die Geschichte erzählt uns, dass Güte und Mitgefühl zu den höchsten Gütern der Menschheit zählen, und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Die „Geister der Weihnacht“ sind ein Plädoyer für Menschlichkeit und Nächstenliebe, diese Werte haben auch heute noch unverändert Gültigkeit. Gerade in der heutigen Zeit, in der reine Profitgier und eine „Ich zuerst“-Philosophie die gesellschaftliche Diskussion bestimmen, betont die Geschichte von Charles Dickens den Wert des emphatischen Umgangs miteinander.

Frage: Für GEISTER DER WEIHNACHT wurden neue Puppen und ein neues Bühnenbild entworfen. Können Sie den Entstehungsprozess beschreiben?

Marschall: Uns lag daran, die Geschichte in die Zeit und an den Ort zu versetzen, wo sie entstanden ist, in London Mitte des 19. Jahrhunderts. Big Ben wurde zwar erst nach der Veröffentlichung der Geschichte erbaut, spielt aber bei unserer Erzählung eine wichtige Rolle.

Frage: Wird das Stück in dieser Form in Zukunft auch auf der Bühne der Augsburger Puppenkiste zu sehen sein?

Marschall: Die Augsburger Puppenkiste wird GEISTER DER WEIHNACHT erstmals an Weihnachten 2019 auf der Bühne in Augsburg präsentieren. Aber das Bühnenstück wird in allen Belangen exakt dem Film entsprechen.

Frage: Nach den sehr erfolgreichen Kinoauswertungen von „Die Weihnachtsgeschichte“ und „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“, ist GEISTER DER WEIHNACHT der dritte Weihnachtsfilm der Augsburger Puppenkiste. Ist das der Beginn einer neuen Tradition?


Marschall: Es wäre schön eine solche neue Tradition dauerhaft einführen zu können, allerdings arbeiten wir in Augsburg auch an vielen weiteren Projekten, sodass ich heute nicht sagen kann, ob es uns wirklich gelingen wird, jedes Jahr eine neue Geschichte im Kino zu erzählen.

Frage: Die Augsburger Puppenkiste feiert in diesem Jahr ihr 70jähriges Jubiläum. Welche Bedeutung hat dieses Jubiläum für sie persönlich?


Marschall: Wir sind natürlich sehr stolz in diesem Jahr unser 70jähriges Jubiläum feiern zu dürfen. Es zeigt uns, dass auch in der heutigen Zeit gute Geschichten in ruhigen Bildern erzählt werden können.

Frage: Die Augsburger Puppenkiste hat auch nach 70 Jahren ihre Strahlkraft nicht verloren. Wie erklären sie sich das?


Marschall: Das Figurentheater lebt von der Fantasie des Zuschauers, wir bieten ein unfertiges Bild, das jeder für sich vervollständigen muss. Die Marionette an sich ist doch nur ein Holzkopf ohne Mimik. Die Empfindungen und die Wesenszüge der kleinen hölzernen Gestalt muss der Betrachter selbst komplettieren. Ein überaus kreativer Prozess, der unseren Kindern heute durch immer perfekter werdende Computerbilder weitgehend vorenthalten wird. In einer Zeit, in welcher uns die unterschiedlichsten neuen Medien überfluten, wollen wir eine Insel für Fantasie und heiter-besinnliche Unterhaltung bleiben, wollen zum Nachdenken anregen und gutes Theater zeigen.

Premieren-Foto vom Weihnachtsfilm mit dem Marionetten-Team der Augsburger Puppenkiste.
v.l.n.r. Martin Gruber, Judith Gardner (Drehbuch und Theaterinszenierung), Jasna Vavra (Universum Film), Produzent Fred Steinbach, Klaus Marschall (Theaterleiter Augsburger Puppenkiste), Dr. Lisa Giehl (FFF Bayern) – Foto: Universum Film

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