Dienstag, 17. Juli 2018

Auweh! Zerstört dieser Landrauschen-Film unsere wunderbare bayerisch-schwäbische Heimat?

Moderne Mädchenfreundschaft mit Lesben-Liebe zwischen Misthaufen, Internet, Füchtlings-Negern, geiler Sau, Gartenzwergen, Faschingssauferei und viel Wirtshausdampf.


Ein harter Heimatfilm kommt mit "Landrauschen" auf uns zu. Er spielt in dem Dorf Bubenhausen zwischen Augsburg und Ulm. Ohne Rücksicht auf Gefühle zeigt dieser Film gnadenlos unsere Heimat als eine wahnsinnige Mischung aus Punkrevolution und Deppenfasching. Ist das erlaubt?


Intime Klo-Szenen einer jungen Frau schockieren das heimatliebende Publikum gewaltig.


Muss man unsere schöne Heimat so abgründig, brutal und hinterhältig darstellen? Und darf in einem Heimat-Film eine so hinterwäldlerische bayerisch-schwäbische Mundart gesprochen werden, die außer uns keine Sau kennt? Nicht mal der Bayerische Rundfunk, der sich lieber im Oberbayernschleim wälzt ...
Im Fasching beginnt in Bubenhausen das wilde Leben ohne Tabus.

Nach Jahren des wilden Lebens, mit Ende 20, zwei Hochschulabschlüssen, aber ohne Geld und erfüllendem Job, befindet sich Toni in einer Sinnkrise. Eine Erbschaftsangelegenheit dient als willkommener Grund, ihr kosmopolitisches Leben zu verlassen und wieder in ihr Heimatdorf zu fliehen, dessen Enge sie ursprünglich hinter sich lassen wollte. Doch dieser Neuanfang geht gründlich schief. Als Praktikantin für den Heimatteil einer Lokalzeitung fühlt sie sich weit unter Wert verkauft und zu Hause nehmen ihr die übergriffigen Eltern jede Luft zu atmen.

Bubenhausen wird jetzt berühmt durch den Film Landrauschen.
Bubenhausen aus der Moped-Perspektive.

Auch auf dem Dorf fallen irgendwann die Masken.

Zum Glück trifft sie auf die lebenslustige Rosa. Mit ihr sieht die Welt der Heimat auf einmal anders aus. Bei wilden Mopedfahrten und nächtlichen Streifzügen fühlt sich Toni wieder lebendig. Doch die Beziehung wird immer explosiver, je mehr Rosa sich zu der schönen Toni hingezogen fühlt, die sich nur um sich selbst zu drehen scheint. Der Film umreißt die Identitätsfindung zweier Frauen in einem Dorf, das sich selbst mit einer immer komplexer werdenden Welt konfrontiert sieht.

Der Film "Landrauschen" läuft als Weltpermiere in Augsburg und das Film-Team aus unserem Umland kommt auch 

Zwei ausgeflippte Mädchen auf dem Dorf, die sich mögen, was wird aus ihnen?

"Humorvolle Darstellung unserer Heimat"
Unser Exklusiv-Interview mit Landrauschen-Produzent Johannes Müller
Johannes Müller produzierte einen Heimatfilm, der
einige Klischees zerbröseln lässt.



ASZ-Frage: Hallo Johannes, wie entstand die Idee zum eurem Film-Projekt Landrauschen?

Johannes Müller: Nachdem Lisa und ich uns nach dem Abitur für ein paar Jahre aus den Augen verloren hatten, begannen wir vor rund sechs Jahren bei Spaziergängen auf den Feldwegen zwischen unseren beiden Dörfern erste Ideen zu sammeln ...

ASZ-Frage: Ideen zu was, zu diesem Film?

Johannes Müller: Zuerst mal, wie wir in der Zukunft gemeinsam eine Filmproduktionsfirma starten könnten - Miller und Müller, das bot sich geradezu an, noch dazu waren wir beide professionelle Filmemacher.

ASZ-Frage: Und wie entstand Landrauschen?

Johannes Müller: Die erste Fassung von Landrauschen als unser erstes Projekt wurde von Lisa während eines Urlaubs in Chile auf einer Pferdefarm geschrieben. Ich hatte sofort Spaß an den Charakteren und fand die Geschichte eine authentische und gleichzeitig humorvolle Darstellung unserer Heimat.

Der Polizei ist was nicht geheuer.

ASZ-Frage: Welchen filmischen und inhaltlichen Ansatz habt Ihr bei dem Landrauschen-Dreh verfolgt?

Johannes Müller: Man könnte sagen, wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und aus finanziellen Gründen viel dokumentarisch und mit Laiendarstellern gedreht, was am Ende den ganz eigenen Flair des Films ausmacht. Wahr ist aber, dass wir dies nie wegen mangelnden Geldes gemacht haben, sondern da wir überzeugt waren, nur so die entsprechende Qualität der Authentizität zu erreichen.

Das Film-Team von Landrauschen freut sich über seinen Sieg als bester Film.

ASZ-Frage: Welche Besonderheiten hatten die Dreharbeiten bei Landrauschen, was unterschied sich von anderen Projekten?

Johannes Müller: Das Besondere ist definitiv die großartige Zusammenarbeit mit einem Dorf und einer Region, die komplett in den Dreh involviert waren und Herz und Seele gaben, dass der Film so geworden ist, wie er heute ist.

ASZ-Frage: Hätte das in einer Großstadt funtioniert?

Johannes Müller: Nein, das kenne ich von Projekten in Berlin nicht. Dort ist es eher so, dass alle total genervt auf Filmdrehs reagieren, da es davon so viele gibt.

ASZ-Frage: Sie haben auch viel mit Freunden gedreht haben wir gehört.

Johannes Müller: Ja, das ist eine weitere Besonderheit, dass wir im Team alte Schul- und Jugendfreunde wieder vereinen konnten um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Dies hat uns auf alle Fälle wieder sehr stark zueinander geführt.

"Menschliche Urtypen im ländlichen Raum"
Unser Exklusiv-Interview mit der Landrauschen-Regisseurin Lisa Miller


ASZ-Frage: Hallo Lisa, du hast dich ja vor dem Film Landrauschen eher mit fernen Orten und Problemen wie  Tschernobyl und Fukushima bechäftigt. Jetzt widmest du dich deiner Heimatregion Bayerisch-Schwaben. Wie siehst du diese deine Heimat?

Lisa Miller: Meine  Heimat, das ist ein kleines Gebiet in und um Bubenhausen, im bayerischen Schwaben, das stolz ist auf seine Traditionen und seinen Dialekt. Es ist aber auch ein Grenzgebiet mit einem teils schizophrenen Charakter. Auf der einen Seite grenzt man sich rigoros von Baden-Württemberg ab, das nicht weit entfernt über der Donau bei Ulm beginnt und ist irgendwie stolz darauf in Bayern zu sein.

Mit Lippen-Piercing klingen Kirchenlieder irgendwie anders.

ASZ-Frage: Aber als was fühlst du dich wirklich?

Lisa Miller: Ich betrachtet mich klar als Schwabe mit schwäbischem Dialekt und Spätzle als Nationalgericht. Es mischen sich hier halt traditionelle Volksmusik, Tracht und Trinkkultur à la Oktoberfest mit schwäbischer Schaffa, schaffa, Häusla baua-Mentalität. Dennoch wird man weder von bayerischer noch württembergischer Seite als dazugehörig akzeptiert.

ASZ-Frage: Dieses einzigartige Lokalkolorit fängt Landrauschen ja authentisch und mit Liebe zum Detail ein. Ziel ist es doch wohl den Spagat zwischen Heimat- und Arthouse-Film zu schaffen, oder?

Lisa Miller: Ohne zu simplifizieren zeigt unser Film mit Authentizität menschliche Urtypen, wie man sie nur im ländlichen Raum findet und zeichnet so das Porträt eines deutschen Mikrokosmos. Dieser steht exemplarisch für das Europa der heutigen Zeit. Der Film stellt dar, wie trotz des Widerstands der Bevölkerung, die Wirrungen der komplexen und modernen Welt vor dem kleinen Idyll nicht halt machen. 

Gemütlich Kiffen ist in der Heimat am schönsten.

ASZ-Frage: Nichts ist mehr so, wie es einmal war, oder?

Lisa Miller: Die Welt ist bunt, und das spürt man so langsam auch auf dem Lande - gleichzeitig sehnt man sich nach heimatlicher Verwurzelung. Die tiefe Angst vor Identitätsverlust greift um sich, denn das Leben wird immer komplizierter. 

ASZ-Frage: Was kann da helfen?

Lisa Miller: Nur Bier verspricht Abhilfe. 

Am Boden zerstört oder träumender Blick in den Himmel?


Schon der Trailer zu Landrauschen ruft bei heimatliebenden Menschen blankes Entsetzen hervor.



Und auch die schwäbische Internetzeitung kontext ist völlig belämmert von Landrauschen und berichtet darüber ohne Hemmungen: "Lisa Millers Spielfilmdebüt Landrauschen, das den Max-Ophüls-Preis gewonnen hat und hoffentlich noch viele Zuschauer gewinnen wird, ist ein Heimatfilm. Aber keiner, der sich gnädig herablässt und die Provinz in verschlissene Erzählmuster zwängt und vorführt, so wie das etwa die zur TV-Serie ausgewalzte Klamotte Die Kirche bleibt im Dorf tut. Der Film Landrauschen wurde zum Teil durch Crowdfunding finanziert, die anderen Sponsoren sind unter anderem die Bäckerei Reißler, die Barfüßer Hausbrauerei und die Alte Mühle."

LANDRAUSCHEN
Donnerstag, 19. Juli 2018 / 20.00 Uhr


Obstmarkt 5

Augsburg



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LANDRAUSCHEN

Besetzung

Toni Kathi Wolf
Rosa Nadine Sauter
In weiteren Rollen: Heidi Walcher, Karl Fischer, Volkram Zschiesche, Rupert Markthaler

Stab

Regie/Buch Lisa Miller
Produzenten Johannes Müller, Lisa Miller
Kamera Hannes Kempert
Licht Josef Sälzle
Sounddesign Marco Schnebel
Komponist Robert Guschel
Kostümbild Kathrin Sälzle
Szenenbild Amelie Düffert
Maske Nina Ruess, Mira Müller
Schnitt Lisa Miller
Mit Musik von: Feine Sahne Fischfilet, dicht&ergreifend, Kofelgschroa, Julian Frank, Narcoleptica, Robert Thomas

Unsere ukrainische Putzfrau, diese Kratzbürste meckert bissle rum: "Des Filmle ist ja Schpitze aber ich hätte mir da auch die Musik von schwäbischen Rockbands als Untermalung gewünscht."

Wir hätten uns dazu gut den Dinkelscherbener Wirtshauspunker Andi Kalb und seine Musik vorstellen können. S'nächschte Mol halt, gä!


Produktion

Miller&Müller Landrauschen Film GbR
Starenstraße 7 89264 Weißenhorn
info@landrauschen-film.de

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