Bild: Augsburgs Theaterfans protestieren gegen Zensur und verteilen vor und nach der Premiere von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" und beim kommenden Brecht-Festival diesen ketzerischen Flyer mit der Augsburger Intendatnin
Juliane Votteler am Kreuz der Zensur zu tausenden.
Juliane Votteler am Kreuz der Zensur zu tausenden.
(Unser Reporter hat diesen Prostest-Flyer in der Theaterkantine erhalten!)
In dem Stück "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Bert Brecht sollte am Schluss ein Affe gekreuzigt werden. Zensiert!
Der Affe am Kreuz auf der Augsburger Theater-Bühne war die Idee der Regisseurin Tatjana Gürbaca. "Aber die Augsburger Intendantin Juliane Votteler verbot der Regisseurin diese Szene aufzuführen", sagen nun Theater-Leute.
Daraufhin sprach Tatjana Gürbaca von Zensur und verweigerte ihre weitere Arbeit an diesem Stück. Ebenso ihr Kostümbildner Stefan Heyne.
Beide gingen im Zorn aus Augsburg, bevor das Stück am Samstag, 29.01.2011 um 19.30 seine Premiere haben sollte. Zudem forderte Tatjana Gürbaca die Intendantin auf, ihren Namen nicht mehr im Zusammehang mit dem Mahagonny-Stück zu nennen, sonst würde sie es juristisch verbieten lassen.
Wie kam es nun dazu, dass bei diesem Brecht-Stück, das als Anklage gegen den Kapitalismus gesehen wird, die Zensur erfolgte? Augsburger Theater-Leute haben uns über das unglaubliche Theater-Gerücht informiert:
Als ein katholisches Mitglied des Ensembles sich darüber empörte, dass bei diesem Stück ein Affe auf offener Bühne ans Kreuz genagelt werden sollte, wie einst Jesus Christus, rief er beim neuen Bischof Dr. Konrad Zdarsa an.
Dieser wiederum, so haben Insider es gerüchteweise gehört, soll dann bei Augsburgs CSU-Oberbürgermeister Grüblschmalz angerufen und darum gebeten haben, dass dieses Szene nicht aufgeführt werden darf. Was wir für völlig unglaubhaft halten. Außerdem sei das ganze Stück gegen die katholische Kirche gerichtet und schmähe Papst, Kardinäle und Bischöfe, wurde intrigiert.
Daraufhin habe, so unsere Informanten aus dem Kulturreferat, der Grüblschmalz sofort bei der Intendantin Juliane Votteler angerufen und ihr befohlen diese Affenkreuzigungs-Szene unbedingt aus dem Mahagonny-Stück zu nehmen. Und möglichst auch noch alle kirchenfeindlichen Szenen. Auch dieses Gerücht ist für uns nur typischer Theater-Quatsch.
Als sich Juliane Votteler zuerst weigerte, soll Grüblschmalz - laut Gerücht - damit gedroht haben, ihren Theater-Container nicht zu finanzieren, was ja sowieso auf der Kippe wäre. Dieses Gerücht drang aus der Stadtverwaltung zu uns und dürfte sicher nicht stimmenl. Wo doch unser Datschi-CSU-OB schwer auf Brecht und dessen prnografischen Verse steht.
Daraufhin gab Juliane Votteler nach, so die Theater-Intrigangen weiter. Sie verbot der Regisseurin Tatjana Gürbaca diese Szene im Theater Augsburg aufzuführen. Liegen darum auch ihre Nerven in letzter Zeit so entsetzlich blank, fragen sich Votteler-Getreue.
Juliane Votteler war über diesen Zensur-Wunsch erbost, wird behauptet. Sie hatte ja das ganze Mahagonny-Stück schon gesehen und nichts dagegen einzuwenden gehabt, behaupten Ensemble-Mitglieder. Allerdings soll die Intendantin zu einem Vertrauten sinngemäss auch gesagt haben: Bei nächster Gelegenheit verlasse ich diesen Affenstall Augsburg samt seinem Affentheater und dem dazugehörigen Affenball.
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"Die Stadt Augsburg wollte sich sein baldiges Brecht-Festival nicht von einer Zensur-Meldung verhageln lassen und verschwieg darum den überaus peinlichen Vorgang", sagen Augsburger Theater-Insider. Nicht nur die Zensur des gekreuzigten Affen, sondern auch das Verschweigen dieser Sache, wäre ein schlimmer Skandal. "Eigentlich wird die Öffentlichkeit über den wahren Hintergrund belogen", sagen andere.
Hier ist die umstrittene "Lügenmeldung" der Stadt Augsburg über die Zensur am Theater:
"Regisseurin Tatjana Gürbaca und Bühnen- und Kostümbildner Stefan Heyne haben nach der Generalprobe ihre Arbeit an der Produktion "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Kurt Weill / Bertolt Brecht abgebrochen und sind bereits abgereist.
Gund hierfür ist, dass zwischen Regieteam und der künstlerischen Leitung des Hauses keine Einigung über die Inszenierung der Schlussszene der Oper zu erreichen war.
Vorhergegangen war ein langer Diskurs zwischen beiden Parteien über die Interpretation des Endes der Oper.
Die Aufführung findet nun bis zur Schlussszene wie durch Tatjana Gürbaca inszeniert statt. Danach folgt auf eine Entscheidung der künstlerischen Leitung des Hauses hin die Schlussszene in einer geänderten Version."
Bild: Die Regisseurin Tatjana Gürbaca wollte sich nicht zensieren lassen und verabschiedete sich mit ihrem Kostümbildner schnell aus der Skandalstadt Augsburg.
Info-Text vom Theater zu dem Brecht/Weill-Stück
"Aufstige und Fall der Stadt Mahagonny:
„Gin und Whiskey, Mädchen und Knaben, und eine Woche ist hier: Sieben Tage ohne Arbeit“: Drei Kleinkriminelle gründen die Stadt Mahagonny und versprechen diese paradiesischen Zustände allen, die kommen wollen, um hier ihr Vergnügen zu finden und ihr Geld zu lassen. Und sie kommen, die Gauner, Freudenmädchen und Glückssucher.
Nachdem Jimmy Mahoney, ein Holzfäller aus Alaska, ein neues Geschäftsmodell ausruft, wonach man alles dürfen darf, erlebt die Stadt einen weiteren Boom. Es wird gefressen bis zum Platzen, gesoffen bis zum Umfallen, gehurt bis zur Erschöpfung und geboxt bis zum Totschlag. Aber als Jimmy das Geld ausgeht, wird er angeklagt und soll hingerichtet werden - denn er hat einen Grundsatz missachtet: Man darf nur das, was man bezahlen kann!
Brechts Parabel auf den urbanen Kapitalismus erzählt von einer nicht lebbaren Utopie, die auf Geld gegründet ist und damit die zerstörerischen Begehrlichkeiten des Menschen freisetzt.
Nun ist das Augsburger Brecht-Festival 2011
total vermasselt!
Bild: Auch ehrenwerte Augsburger CSU-Männer wie Bernd Kränzle und Andreas Jäckel beteiligen sich an Brechts Verdammnis des Kapitalismus. Nur weil der Kapitalisten-Fresser Bert Brecht ein geborener Datschi ist ...
Mit der 1930 uraufgeführten „epischen Oper“ beschritten Brecht und Weill neue Wege im Musiktheater. Diese Opern-Revue vereint Songs, die sich am Jazz, Blues und Foxtrott orientieren, mit Zitaten und Parodien, die sich auf den tradierten Opernkanon beziehen.
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan
Einstudierung der Chöre: Karl Andreas Mehling
Dramaturgie: Juliane Votteler, Marlene Hahn
Leokadja Begbick: Kerstin Descher
Fatty, der "Prokurist": Christopher Busietta
Dreieinigkeitsmoses: Stephen Owen
Jenny: Anna Maria Kaufmann
Jim Mahoney: Gerhard Siegel, Wolfgang Schwaninger
Jack O`Brien: Seung-Hyun Kim, Gerhard Werlitz
Bill, genannt Sparbüchsenbill: Jan Friedrich Eggers
Joe, genannt Alaskawolfjoe: Petar Naydenov
Tobby Higgins: Gerhard Werlitz, Reinhold Zott
Bild: Szenenfoto aus dem zensierten Brecht/Weill-Stück "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", das am Samstag, 29. Januar 2011, im Theater Augsburg Premiere hat. Die über die Zensur erzürnte Regisseurin musste aus allen Programmhinweisen getilgt werden.
"Ein Rätsel"
Frank Heindl schrieb in der DAZ über die zensierte Aufführung vom "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny":
"Vielen Premierenbesuchern blieb es aber ein Rätsel, warum die Intendantin das von Gürbaca geplante Schlussbild nicht haben wollte und ob es darüber zum Zerwürfnis hatte kommen müssen. Tatsächlich hätte die geplante Szene mit einer Affenmaske am zum Kreuz stilisierten Baum wohl weniger Skandal gemacht als die Tatsache der zensierten Regisseurin. Die Diskussion über die Vorfälle dominierte die Premierenfeier – schade, denn Gürbacas stark stilisierte Inszenierung mit Kurt Weills immer noch großartiger, emotionsmächtiger Musik hatten teilweise begeistert. Schade auch, dass dem Publikum vorenthalten wurde, was es gerne selbst beurteilt hätte ..."