Bild im Augsburg-Buch: Danke, Lilo Solcher, für den neuen Ort Gersthausen, da schauen wir gleich morgen mal hin, was da so los ist. Wir hoffen, du bekommst für seine Entdeckung dort mal ein Denkmal, als weiblicher Columbus.
Wer sich das neue Augsburg-Buch "Augsburg - ein starkes Stück Schwaben" etwas genauer anschaut, findet auf der der Landkarte mit Augsburg und seiner Umgebung im Norden einen völlig neuen Ort: Gersthausen!
Danke, liebe Autorin Lilo Solcher (ex-AZ, in leitender Funktion ), wir freuen uns wirklich über jeden neuen Ort, den wir serviert bekommen. Wird ja sonst langweilig hier.
Dafür hat die Solcher dann beim Foto zum Bericht über die dubiose Eisentreppe am Fünffingerlesturm ("Märchen mit Treppenwitz") den Witz weggelassen: die umstrittene, weil hässliche, Eisentreppe, die ins Nichts führt.
Ansonsten hat Solcher dieses Augsburg-Buch mit 66 Lieblingsplätzen und 11 Köpfen im liebevollen Ton gehalten. Sie mag Augsburg, aber nur das brave. Ab und zu blitzt ein bisschen besonderes Wissen durch. Insgesamt gesehen, präsentiert sie uns halt auch nur die üblichen Augsburg-Bilder und Augsburg-Geschichten.
Für eingewanderte Augsbürger mag das in Ordnung sein. Für engagierte und eingefleischte Datschis ist das aber leider bissle dünn.
Ein Riesenbockmist ist ihr Geschreibe von den Schweden, die im 30jährigen Krieg die Stadt Augsburg belagert haben sollen. Das darf sogar einer ehemaligen leitenden Journalistin der Augsburger Allgemeine nicht passieren.
Das ist halt falsch, Lilo Solcher! Blamabel. Peinlich! Es waren die katholischen Truppen, die damals Augsburg belagerten, als sich die Schweden innerhalb der Stadtmauern befanden, auf Einladung der zumeist protestantischen Augsbürger, und dann die Hungersnot ausbrach. Wobei nach der Legende der Bäckermeister Hacker die katholischen Truppen vor der Stadtmauer mit einem Brot-Bluff vertrieb.
Bei dieser falschen Solcher-Recherche bekommt dann auch der "Stoineren Ma mit der Eisennase" (Denkmal des Bäcker Hacker) auf Seite 19 eine rote Birne wegen Fremdschämerei.
Na gut, auch wenn das Solcher-Buch es im biederen Ton geschrieben ist, ist es durch seine erwähnten Personen wie Daniela Neubert, Kurt Idrizovic und Richard Goerlich ein bisschen lebendig geworden. Allerdings hat sich die Solcher nicht an die wirklich interessanten und besonderen Ecken rangetraut. Da fehlt nicht nur der Kulturpark West mit seinen vielen Kuki-Bands und Künstlern, sondern auch die Ballonfabrik mit seinem Live-Club und den Ateliers.
Und wo sind die neuen Kultur-Treffs wie die "Metzgerei", "Bakery" oder "Extrawurst"? Und warum erfahren wir nichts von den interessantesten Leuten aus Mode, Musik, Medien und Design? Die tollsten Kneipen mit Programm, die will sie uns auch nicht verraten.
Dass sie aber den Augsburg-Krimi-Autor
Peter Garski mit seinen bisher neun Augsburg-Krimis völlig übersieht, das ist natürlich ein unverzeihlicher Fehler. Minuspunkte ohne Ende! Und wo ist Peter Dempf mit seinen historischen Augsburg-Romanen? Von den anderen Augsburger Literaten mal ganz abgesehen. Totale Fehlanzeige!
Schande? Zumindest: Schade.
Sagen wir es mal diplomatisch, liebe Lilo: In der Altenheim-Bücherei kann dein Augsburg-Führer gewiss keinen Blödsinn anstellen ... Ach ja, Führer, den hast du sogar mit einer kuriosen Schmonzette erwähnt, beim Theater, als Privat-Finanzier.
Aber, dass Adolfs liebster Stellvertreter, Rudolf Heß, von Augsburg aus mit einem Messerschmitt-Flugzeug nach Schottland abgehauen ist, das müssen wir dann in einem Augsburg-Krimi von Garski lesen, gell.
Unsere ukrainische Putzzfrau meint dazu: "Liebe Lilo Solcher, was du mit deinem Augsburg-Buch da abgeliefert hast, ist leider nur ein schwaches Stück Schwaben."